69. Daß der Mensch insoweit in der Weisheit in betreff des Guten und Wahren aus der göttlichen Allwissenheit ist, als er nach der göttlichen Ordnung lebt, hat seinen Grund darin, daß alle Liebe zum
Guten und alle Weisheit des Wahren, oder alles Gute der Liebe und alles Wahre der Weisheit von Gott stammt.
Menschliche Geist kann erhoben werden oder absinken
Daß dem so ist, ist auch dem Bekenntnis aller Kirchen in der christlichen Welt gemäß; woraus folgt, daß der Mensch nicht inwendig in irgendeinem Wahren der Weisheit sein kann, außer von Gott, weil Gott Allwissenheit, das heißt, unendliche Weisheit hat.
Der menschliche Geist ist in drei Abstufungen abgeteilt, wie der Engelhimmel, und kann daher auf eine immer höhere Stufe erhoben werden, und ebenso auch auf eine immer tiefere Stufe hinabsinken.
Vergleich bodenzugewandtes Tier - aufrechter Mensch
Inwieweit er aber auf die höheren Stufen erhoben wird, insoweit wird er in die Weisheit, weil insoweit in das
Licht des Himmels erhoben, und dies kann nur von Gott bewirkt werden; inwieweit er dahin erhoben wird, insoweit ist er Mensch, und inwieweit er aber auf die niederen Stufen hinabsinkt, insoweit gerät er in das Irrlicht der Hölle, und insoweit ist er nicht Mensch, sondern Tier: darum steht auch der Mensch aufrecht auf seinen Füßen und blickt mit dem Gesicht gen Himmel und kann dieses bis zum Zenit erheben. Das Tier dagegen steht eben deshalb auf seinen Füßen in einer mit der Erde parallelen Lage, das ganze Gesicht dieser zugekehrt, und kann es nur mit Unbehagen gegen den Himmel emporrichten.
Auf dem Turm oder in der Höhle
Der Mensch, der sein Gemüt zu Gott erhebt und anerkennt, daß alles Wahre der Weisheit von Ihm kommt, und zugleich der Ordnung gemäß lebt, ist wie jemand, der auf einem hohen Turm steht und eine volkreiche Stadt und zugleich auch alles, was auf den Straßen da vorgeht, unter sich sieht.
Ein Mensch hingegen, der sich darin bestärkt, daß alles Wahre der Weisheit aus dem natürlichen Licht bei ihm , somit aus ihm selbst ist, ist wie der, welcher in einer Höhle unter jenem Turm sich aufhält und durch die Spalten in ihr nach derselben Stadt hinsieht; ein solcher sieht nichts als die Wand eines Hauses in ihr , und wie die Ziegelsteine daran aufeinander liegen.
Weiter ist ein Mensch, der Weisheit aus Gott schöpft, wie ein Vogel, der in der Höhe fliegt und alles überschaut, was sich in den Gärten, Wäldern und Landhäusern befindet, und auf dasjenige zufliegt, das zu seinem Gebrauche dient. Ein Mensch hingegen, welcher die Dinge der Weisheit aus sich schöpft, ohne den Glauben, daß sie dennoch von Gott sind, ist wie eine Hornisse, die über dem Boden hinfliegt, und wo sie einen Misthaufen sieht, darauf zufliegt und sich an dessen Qualm ergötzt.
Wahlfreiheit
Jeder Mensch wandelt, solange er in der Welt lebt, in der Mitte zwischen Himmel und Hölle, und ist daher im Gleichgewicht und so in der Wahlfreiheit aufwärts zu Gott, oder niederwärts zur Hölle zu blicken; blickt er
aufwärts zu Gott, so erkennt er an, daß alle Weisheit von Gott ist, und ein solcher ist seinem Geist nach wirklich bei den Engeln im H immel; wer hingegen abwärts blickt, wie dies jeder tut, der im Falschen aus
dem Bösen ist, der ist seinem Geiste nach bei den Teufeln in der Hölle.