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Lebensübungen > Der Weg zum wahren Leben
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DIE PRÜFUNG








Der sechste Träger (der Lebenskräfte) lautet und heißt: 



Achte die zeugende Kraft in dir wie die aufnehmende im Weibe; 

denn siehe, Gott, dein Herr, hat dieses allmächtige Fünklein aus Seiner höchsten und tiefsten Liebe in dich gelegt. 

Mißbrauche daher nie diese heilige Kraft Gottes in dir und zerstreue sie nicht vergeblich; so wirst du ein allzeitiger Mehrer deines eigenen Lebens und des Lebens deiner gezeugten Kinder sein.



 



6. Gebot



13. ... Du sollst nicht ehebrechen. 
(2 Mose 20)




Geistige Sonne Band 2
79. Kapitel – Das 6. Gebot im sechsten Saale – Was ist Unkeuschheit?

[GS 2.79.1] Hier erblicken wir wieder eine Tafel in der Mitte des sechsten Saales. Auf der Tafel steht mit deutlich leserlicher Schrift geschrieben: „Du sollst nicht Unkeuschheit treiben, nicht ehebrechen“. – Unverkennbar ist dies das sechste Gebot, welches der Herr durch Moses dem israelitischen Volke gegeben hat. Dieses Gebot ist sicher eines der schwierigsten, um es in seiner Grundbedingung zu erfassen und dann auch genau im Lebensgrunde zu beobachten.
[GS 2.79.2] Was wird eigentlich durch dieses Gebot verboten? – Und wen geht dieses Gebot überhaupt an, den Geist, die Seele oder den Leib? Wer soll da aus diesen drei Lebenspotenzen nicht Unkeuschheit treiben? Das wäre eine Frage. Was aber ist so ganz eigentlich die Unkeuschheit und was der Ehebruch? Ist die Unkeuschheit der gegenseitige Begattungsakt? Wenn das der Fall ist, so ist durch dieses Gebot auf jede Zeugung Beschlag gelegt; denn wir finden in dem einfachen Gebote durchaus keine bedingnisweise Ausnahme gestellt; es heißt einmal: „Du sollst nicht Unkeuschheit treiben“.
[GS 2.79.3] Wenn also der Akt der Begattung gewisserart als der Kulminationspunkt der Unkeuschheit angesehen wird, so möchte ich selbst denjenigen kennen, der unter der gegenwärtigen Gestalt der Dinge auf der Erde eine Zeugung ohne diesen verbotenen Akt bewerkstelligen könnte. Ob jetzt in der Ehe oder außer der Ehe, der Akt ist derselbe. Ob er wirklich in kinderzeugender Absicht begangen wird oder nicht, er ist derselbe. Zudem hat das Gebot selbst keine Bedingung in sich, durch welche eine geregelte Ehe von der Unkeuschheit ausgenommen wäre.
[GS 2.79.4] Andererseits betrachtet aber muß doch jedem Menschen einleuchtend sein, daß es dem Herrn an der Fortpflanzung des menschlichen Geschlechtes vorzugsweise gelegen ist und an einer weisen Erziehung desselben. Auf welchem Wege aber sollte sich das Menschengeschlecht fortpflanzen, wenn ihm der Zeugungsakt bei Strafe des ewigen Todes verboten ist? Ich meine, das kann ein jeder Mensch mit den Händen greifen, daß es hier offenbar einen Haken hat.
[GS 2.79.5] Dazu aber muß noch ein jeder sich notgedrungen selbst das Zeugnis geben, daß sicher bei keinem zu haltenden Gebote die Natur dem Menschen allgemein so mächtige Prügel unter die Füße wirft, über die er stolpern muß, als eben bei diesem. – Ein jeder Mensch, wenn seine Erziehung einigermaßen geordnet war, findet keinen Anstand, oder höchstens einen nur sehr geringen, in der Haltung der übrigen Gebote; aber bei diesem Gebote macht die Natur allezeit einen kräftigen Strich selbst durch die Rechnung eines Apostels Paulus!
[GS 2.79.6] Offenbar sehen wir eine Untersagung der fleischlichen Lust, welche mit dem Zeugungsakte unzertrennlich verbunden ist. Liegt also das Verbot nur an der fleischlichen Lust und nicht zugleich auch an dem Zeugungsakte, so fragt es sich, ob von dem ordnungsmäßigen Zeugungsakte die fleischliche Lust zu trennen ist? Wer aus euch kann solches erweisen und behaupten, die beiden gesetzlich geordneten Ehegatten empfänden beim Zeugungsakte nicht auch die zeitliche Lust? Oder wo ist dasjenige Gattenpaar, das da nicht wenigstens zur Hälfte durch die bevorstehende fleischliche Lust zum Zeugungsakte aufgefordert worden wäre?
[GS 2.79.7] Wir sehen aber nun daraus, daß wir mit diesem Gebote hinsichtlich der Unkeuschheit in Anwendung auf den leiblichen Zeugungsakt durchaus nicht aufkommen können. Entweder muß es einen reinen Zeugungsakt geben, der mit der Fleischeslust nichts zu tun hat, oder, wenn sich ein solcher Akt nicht erweisen läßt, muß der fleischliche Zeugungsakt nicht unter diesem Gesetze stehen und als eine freiwillkürliche, straflose Handlung des Menschen angesehen werden. – Denn solches ist schon bemerkt, daß sich das Gesetz schonungslos und jeder ausnahmsweisen Bedingung ledig ausspricht.
[GS 2.79.8] Das notwendige Bestehen der Menschen aber spricht sich laut gegen das Verbot dieses Aktes aus, sowie die allezeit schonungslos begehrende Natur. Denn da mag jemand sein, wes Standes er will, so wird er davon nicht freigesprochen, wenn er zu seiner Reife gelangt ist. Er müßte sich denn verstümmeln lassen und seine Natur töten, sonst tut es sich wenigstens in seiner Begierlichkeit dazu auf keinen Fall, wenn er auch durch äußere Umstände von der Aktivität abgehalten wird.
[GS 2.79.9] Also mit dem Fleische tut es sich auf keinen Fall. Vielleicht geht dieses Gesetz allein die Seele an? Ich meine, da die Seele durchaus das lebende Prinzip des Leibes ist und die freie Aktion desselben rein von der Seele abhängt, ohne welche das Fleisch tot ist, so dürfte es denn doch wohl schwerlich irgendwo einen Supergelehrten geben, der da im Ernste behaupten könnte, die Seele habe mit den freien Handlungen des Leibes nichts zu tun.
[GS 2.79.10] Der Leib ist ja doch nur das Werkzeug der Seele, künstlich eingerichtet zu ihrem Gebrauche; was soll es demnach mit einem Gebote allein für den Leib, der an und für sich eine tote Maschine ist? Wenn jemand mit einer Hacke einen ungeschickten Hieb gemacht hat, war da wohl die Hacke schuld oder seine Hand? Ich meine, solches wird doch niemand behaupten wollen, daß hier der Hacke der ungeschickte Hieb zuzuschreiben sei.
[GS 2.79.11] Ebensowenig kann man auch den Zeugungsakt als eine sündige Handlung dem Leibe zuschreiben, sondern allein nur dem handelnden Prinzip, das hier die lebendige Seele ist. Also muß auch unsere bisherige kritische Beleuchtung dieses Gebotes bloß der Seele gelten, welche im Fleische denkt, will und handelt; und so ist eben die Seele nach dem verlaufenden Kriterium notwendig frei von diesem Gebote. Also mit der Seele geht es auch nicht; so wird es doch mit dem Geiste gehen? Wir wollen sehen, was sich da der Geist wird abgewinnen lassen.
[GS 2.79.12] Was ist denn der Geist? Der Geist ist das eigentliche Lebensprinzip der Seele, und die Seele ist ohne den Geist nichts als ein substantiell ätherisches Organ, welches wohl zur Aufnahme des Lebens alle Fähigkeit besitzt, aber ohne den Geist nichts ist als ein substantiell-geistig-ätherischer Polyp, der seine Arme fortwährend nach dem Leben ausbreitet und alles einsaugt, was seiner Natur entspricht.
[GS 2.79.13] Die Seele ohne den Geist ist also eine bloß stumme polarische Kraft, welche den stumpfen Sinn nach Sättigung in sich trägt, selbst aber keine Urteilskraft besitzt, daraus ihr klar würde, womit sie sich sättigt und wozu ihr die Sättigung dient. Sie ist zu vergleichen mit einem Erzkretin, der keine andere Begierde in sich verspürt als diejenige, sich zu sättigen. Womit und warum? Davon hat er keinen Begriff. Wenn er einen großen Hunger verspürt, so frißt er, was ihm unterkommt, ob Unrat oder ob Brot oder eine barste Kost für Schweine, das ist ihm gleich.
[GS 2.79.14] Sehet, dasselbe ist die Seele ohne den Geist. Und diese angeführten Kretins haben eben auch bloß ein seelisches Leben, das heißt, in deren Seele ist entweder ein zu schwacher Geist oder oft auch gar kein Geist vorhanden. Daß aber solches der Fall ist, dazu brauchet ihr nichts als nur einen Blick in die Welt der finsteren Geister zu werfen; was sind diese? Sie sind nach dem Tode fortlebende Seelen, die bei Leibesleben auf die leichtsinnigste und oft böswilligste Weise ihren Geist in sich so sehr geschwächt und niedergedrückt haben, daß er ihnen in solchem Zustand kaum die kargst zugemessene Lebenserregung zu verschaffen imstande ist, bei der aber alle Lebensvorteile nicht selten im ewigen Hintergrund bleiben müssen!
[GS 2.79.15] Wie aber gebärden sich solche Wesen jenseits gegenüber den seligen lebendigen Geistern? Nicht anders als pure Trottel, also geistige Kretins, in aller Weise noch mißgestaltet, so daß nicht selten von einer menschlichen Gestalt nicht die leiseste Spur mehr zu entdecken ist. Diese Wesen sind in der Geisterwelt in ihrer Handlungsweise so wenig mehr zurechnungsfähig wie die Trottel bei euch auf der Erde. Daraus aber geht nun hervor, daß nicht die Seele an und für sich, sondern nur im Besitze des Geistes, dem allein das freie Wollen innewohnt, zurechnungsfähig ist, im Grunde also nur der Geist.
[GS 2.79.16] Wenn aber das nun evident erwiesen ist, so fragt sich: Wie und auf welche Weise kann denn der absolute Geist Unkeuschheit treiben? Kann der Geist fleischliche Begierden haben? Ich meine, einen größeren Widerspruch dürfte es kaum geben als den, so sich jemand wollte im Ernste einen „fleischlichen Geist“ denken, der notgedrungenermaßen materiell sein müßte, um selbst grobmaterielle Begierden in sich zu haben.
[GS 2.79.17] Wenn aber schon ein Arrestant an seinem Arreste sicher nicht das größte Wohlbehagen findet, so wird umsomehr der absolute Geist noch eine geringere Passion haben, sich mit seinem freiesten Wesen mit der groben Materie auf immer zu verbinden und an derselben seine Lust zu finden. In diesem Sinne ist also ein Unkeuschheit treibender Geist doch sicher der größte Unsinn, den je ein Mensch aussprechen kann. Nun fragt sich demnach: Was ist also die Unkeuschheit, und wer soll dieselbe nicht treiben, indem wir gesehen haben, daß sowohl der Leib als auch die Seele und der Geist für sich nicht Unkeuschheit treiben können, so wie wir sie bisher kennen? –

80. Kapitel – Über zweierlei Liebe.

[GS 2.80.1] Es dürften zwar einige sagen: Moses hat sich später darüber näher ausgesprochen, indem er den Zeugungsakt ordnungsmäßig nur zwischen den gesegneten Ehegatten erlaubt, anderartig aber verboten hat, und hat auf die anderartige Zeugung, besonders wenn ein verheirateter Mann mit dem Weibe eines anderen Mannes diesen Akt begehen möchte, verordnet, daß solch eine Tat als Ehebruch zu betrachten sei und die Ehebrecher sich beiderseits des Todes schuldig machen. Solches ist richtig, aber nachträgliche Verordnungen geben dem einfach im Anfange gegebenen Gesetze dennoch keine andere Gestalt. Wer sich daran binden will, muß im ersten Gesetze seinen Prozeß behaupten; denn weder die Unkeuschheit noch der Ehebruch sind darin auf eine bestimmte Art verboten.
[GS 2.80.2] Wir haben bisher klar erläutert, was man allenfalls unter der Unkeuschheit verstehen könnte. Nachdem aber alles das auf den Zeugungsakt hinweist, so kann man auch die von uns bisher als bekannt angenommene Art der Unkeuschheit unmöglich durch dieses Gesetz als verboten ansehen.
[GS 2.80.3] Nun aber meldet sich ein in der Sache Wohlerfahrener, dieser spricht: Unter Unkeuschheit, die da verboten ist, wird bloß die leere Befriedigung des sinnlichen Triebes verstanden. Gut, sage ich; wenn aber ein Mann mit eines anderen Mannes Weibe, die von ihrem Manne nicht befruchtet werden kann, im Ernste ein Kind zeugt, frage, kann ihm das als sündiger Ehebruch angerechnet werden? Ich frage weiter: Wenn ein Jüngling, von seiner Natur getrieben, mit einem Mädchen ein Kind gezeugt hat, kann ihm das zur Sünde der Unkeuschheit angerechnet werden?
[GS 2.80.4] Ich frage weiter: Wenn ein Mann aus der Erfahrung weiß, daß sein Weib nicht befruchtungsfähig ist, er beschläft sie aber dennoch, weil sie ein üppiges Fleisch hat, das ihn reizt, er also doch offenbar seinen sinnlichen Trieb leer befriedigt; kann ihm dieser Akt zur Sünde der Unkeuschheit angerechnet werden?
[GS 2.80.5] Ich frage weiter: Es gibt besonders in dieser Zeit, wie es sie auch zu allen Zeiten gegeben hat, eine Unzahl Menschen beiderlei Geschlechtes, welche gar wohl zeugungsfähig sind und eine sie mächtig drängende Natur besitzen; aber sie sind vermöge politischer und dürftiger Verhältnisse nicht imstande, sich zu verehelichen. Wenn nun solche doppelt bedrängte Menschen den Akt der Zeugung begehen, sündigen sie wider dieses sechste Gebot?
[GS 2.80.6] Man wird sagen: Sie sollen ihren Trieb Gott aufopfern und sich nicht begatten, so werden sie nicht sündigen. Ich aber sage: Welch ein Richter kann solch einen Fehler als eine wirkliche Sünde erklären? Was hat denn der Reiche darum für ein Verdienst, daß er sich ein ordentliches Weib nehmen kann, vor dem Armen, der dieser Glückseligkeit entbehren muß? Soll somit der Bemittelte ein größeres Recht auf die Zeugung seinesgleichen haben als der Arme? Heiligt also das Geld die Zeugung darum, weil sich der Reiche in den ordentlichen Besitz eines Weibes setzen kann, was tausend Unbemittelten unmöglich ist?
[GS 2.80.7] Dazu läßt sich noch fragen: Wer ist denn so ganz eigentlich schuld an der vielfachen Verarmung der Menschen? Sicher niemand anderer als der glückliche Reiche, der durch seine eigennützige Spekulation viele Schätze an sich zieht, durch welche nicht selten tausend Menschen sich für den ordentlichen Ehestand hinreichend befähigen könnten. Und dennoch sollte da der reiche Ehemann allein von der Sünde der Unkeuschheit frei sein, so er mit seinem ordentlichen Weibe Kinder zeugt, und der Arme allein sollte der Sündenbock sein, weil er sich eben kein Weib nehmen kann? Wäre das nicht geradeso geurteilt, als so man auf der Erde irgendeinen Wallfahrtsort bestimmen möchte und dazu ein Gebot gäbe, demzufolge niemand zu Fuß diesen Ort besuchen darf, um dort irgendeine sein sollende Gnade zu empfangen, sondern ein jeder, der diesen Ort besucht und eine Gnade empfangen will, muß in einer höchst eleganten Equipage dahin gefahren kommen?
[GS 2.80.8] Wer ein solches Gebot für gerecht finden sollte, der müßte doch sicher im Ernste von einer solchen Welt sein, von welcher der Schöpfer Himmels und der Erde selbst nichts weiß, das heißt von einer Welt, die nirgends existiert; oder er müßte ein Abgeordneter des Satans sein!
[GS 2.80.9] Wir sehen aber nun aus diesen Betrachtungen, daß es sich mit der Erklärung unseres sechsten Gebotes durchaus nicht tut. Was werden wir denn anfangen, um diesem Gebote einen vollgültigen Sinn abzugewinnen? Ich sage euch im voraus: Es ist die Sache nicht so leicht, als es sich jemand vorstellen möchte. Ja, ich sage:
[GS 2.80.10] Um den richtigen Sinn dieses Gebotes zu gewinnen, muß man ganz tief greifen und die Sache in der Grundwurzel fassen; sonst wird man sich dabei immer in der zweifelhaften Lage befinden, in der man leichtlich das, was nicht im entferntesten Sinne eine Sünde ist, als Sünde betrachten wird, und was wirklich eine Sünde ist, kaum der Mühe wert halten, es als eine Sünde zu betrachten.
[GS 2.80.11] Wo aber ist diese Wurzel? Wir werden sie sogleich haben. Ihr wisset, daß die Liebe der Urgrund und die Grundbedingung aller Dinge ist. Ohne Liebe wäre nie ein Ding erschaffen worden, und ohne die Liebe wäre so wenig irgendein Dasein denkbar, als wie wenig sich je ohne die wechselseitige Anziehungskraft eine Welt nach dem Willen des Schöpfers gebildet hätte. Wer das etwa nicht fassen sollte, der denke sich nur von einer Welt die wechselseitige Anziehungskraft hinweg, und sobald wird er sehen, wie sich alle Atome einer Welt plötzlich voneinander trennen und sich verflüchtigen werden wie ins Nichts.
[GS 2.80.12] Also ist die Liebe der Grund von allem und ist zugleich der Schlüssel zu allen Geheimnissen.
[GS 2.80.13] Wie aber läßt sich eben die Liebe mit unserem sechsten Gebot in eine erklärende Verbindung bringen? Ich sage euch, nichts leichter als das, indem bei keinem Akte in der Welt die Liebe so innig verwoben ist wie gerade bei dem, den wir zu den unkeuschsündigen rechnen.
[GS 2.80.14] Wir wissen aber, daß der Mensch einer zweifachen Liebe fähig ist, nämlich der göttlichen, welche aller Selbstliebe entgegen, und der Selbstliebe, welche aller göttlichen Liebe entgegen ist.
[GS 2.80.15] Nun fragt es sich: So jemand den Akt der Zeugung begeht, welche Liebe war da der Beweggrund, die Eigenliebe, unter deren Botmäßigkeit auch jegliche Genußsucht steht, oder die göttliche Liebe, welche nur mitteilen will, was sie hat, ihrer selbst gänzlich vergessend? Sehet, wir sind jetzt schon ziemlich dem eigentlichen Hauptkerne auf der Spur.
[GS 2.80.16] Setzen wir nun zwei Menschen: der eine begeht den Akt aus selbstsüchtiger Genußsucht, der andere aber in dankbarer Andacht für die Zeugungsfähigkeit, seinen Samen einem Weibe mitzuteilen, um in ihr eine Frucht zu erwecken. Welcher von den beiden hat denn gesündigt? Ich glaube, hier einen Richter zu machen und ein rechtes Urteil zu fällen, wird eben nicht schwer sein.
[GS 2.80.17] Damit uns aber die Sache völlig klar wird, müssen wir uns auch mit dem Begriffe „Unkeuschheit“ näher vertraut machen. Was ist Keuschheit und was ist Unkeuschheit? Keuschheit ist derjenige Gemütszustand des Menschen, in welchem er aller Selbstsucht ledig ist, oder in dem er rein ist von allen Makeln der Eigenliebe. Unkeuschheit ist derjenige Gemütszustand, in welchem der Mensch nur sich selbst berücksichtigt, für sich selbst handelt und seines Nebenmenschen, besonders in Berücksichtigung des Weibes, gänzlich vergißt.
[GS 2.80.18] Die Selbstsucht aber ist nirgends schmählicher, als wie gerade bei dem Akte, wo es sich um die Fortzeugung eines Menschen handelt. Warum denn? Die Ursache liegt am Tage. Wie der Grund, wie der Same, so auch wird die Frucht. Ist göttliche Liebe, also die Keuschheit der Same, so wird auch eine göttliche Frucht zum Vorschein kommen; ist aber Eigenliebe, Selbst- und Genußsucht, also der unkeusche Zustand des Gemütes der Same, welch eine Frucht wird da hervorgehen?
[GS 2.80.19] Sehet, in dem liegt es, was durch das sechste Gebot verboten ist. Wäre dieses Gebot beobachtet worden, so wäre die Erde noch ein Himmel, denn es gäbe auf ihr keinen selbstsüchtigen und herrschsüchtigen Menschen! Aber dieses Gebot ist schon im Anbeginne der Menschen übertreten worden, und die Frucht dieser Übertretung war der eigennützige und selbstsüchtige Kain.
[GS 2.80.20] Aus dem aber geht hervor, daß nicht nur die sogenannte fälschlich bezeichnete „Unzucht“, welche man besser „Genußsucht“ nennen sollte, in die Reihe unserer zu behandelnden Sünde gehört, sondern jegliche Genußsucht, wie gestaltet sie auch immer sein mag, besonders aber, wenn ein Mann das ohnehin schwache Weib sich eigennützig zum genußsüchtigen Nutzen macht, ist als Sünde der Unkeuschheit zu betrachten. – Ein kurzer Verfolg wird uns die Sache noch klarer vor die Augen bringen. –

81. Kapitel – Was ist Hurerei?

[GS 2.81.1] Man könnte hier sagen, indem es im sechsten Gebote nur heißt: „Du sollst nicht Unkeuschheit treiben“, daß da die Hurerei nicht als verboten angesehen werden kann, da es im sechsten Gebote nirgends heißt: Du sollst nicht Hurerei treiben. – Ich aber sage: Was ist die Hurerei, welcher Art sie auch sein mag, geistig oder fleischlich? Sie ist eine sichere Anbequemung des Lasters, und zwar auf folgende Weise: Man philosophiert sich über die sündige Möglichkeit hinweg, setzt alle Erscheinungen in das Gebiet „natürlicher Bedürfnisse“. Wenn jemandem seine eigene Wesenheit die Forderung kundgibt, sie zu befriedigen, so tut der Mensch zufolge seines Verstandes und seiner Erfindungskraft ja nur etwas Lobenswertes und Ersprießliches, so er für alle zu fordernden Bedürfnisse seiner Natur Mittel zustande bringt, durch welche denselben Genüge geleistet werden kann. Das Tier muß zwar seine Bedürfnisse in der rohesten instinktmäßigen Art befriedigen, weil es keinen Verstand, keine Vernunft und keinen Erfindungsgeist hat. Dadurch aber erhebt sich ja eben der Mensch über das gemein naturmäßig Tierische, daß er allein den Anforderungen seiner Art auf eine raffinierte Weise Genüge leisten kann. Daher sagt der Verstand des Kulturmenschen:
[GS 2.81.2] Wer kann einem Menschen zur Sünde rechnen, so er sich mit Hilfe seines Verstandes ein stattliches Haus zur Bewohnung erbaut, und somit ein ehemaliges Erdloch oder einen hohlen Baum mit demselben vertauscht? Wer kann einem Menschen zur Sünde anrechnen, so er die Baumfrüchte veredelt, aus den sauren Äpfeln und Birnen süße und wohlschmeckende erzeugt? Wer kann einem Menschen zur Sünde anrechnen, wenn er sich einen Wagen erbaut, das Pferd zähmt, und dann viel bequemer eine Reise macht als mit seinen eigenen schwachen, leidigen Füßen? Wer ferner kann noch dem Menschen zum Fehler anrechnen, so er sich die Naturfrüchte zu seiner Nahrung kocht und würzt und sie ihm wohlschmeckender macht? Oder sind die Dinge in der Welt für einen anderen als für den Menschen erschaffen worden, damit er sie zweckdienlich benützen sollte? –
[GS 2.81.3] Wie viel Schönes und Nützliches hat der Mensch zu seiner Bequemlichkeit und zu seiner Erheiterung! Sollte ihm das zum Fehler angerechnet werden, so er durch seinen Verstand seinem Schöpfer Ehre macht, ohne den der Weltkörper so unkultiviert dastände wie eine barste Wüste, auf der alles durcheinanderwüchse in chaotischer Unordnung wie Kraut, Rüben und Brennesseln?
[GS 2.81.4] Wenn aber dem Menschen die verschiedenartige Kultivierung des Erdbodens doch unmöglich zu einem Fehler angerechnet werden kann, obschon sie in sich durchaus kein anderes Zweckdienliches enthält als den angenehmeren und bequemeren Genuß der Dinge in der Welt; so wird doch andererseits auch ein raffinierter Zeugungsgenuß dem Menschen mitnichten können zum Fehler angerechnet werden, indem sich sonst selbst der gebildetste Mensch in diesem Akte am wenigsten von dem Tiere unterschieden hat. Also auch dieser Trieb des Menschen muß auf eine veredeltere und raffiniertere Weise befriedigt werden können, und das aus demselben Grunde, aus welchem man sich bequeme Wohnhäuser erbaut, weiche Kleider verfertigt, geschmackvolle Speisen bereitet, u. dgl. Annehmlichkeiten mehr.
[GS 2.81.5] Man nehme nur den Fall, ein Mensch gebildeten Standes hat zu seiner Befriedigung die Wahl zwischen zwei Weibspersonen, die eine ist eine schmutzige, gemeine Bauernmagd, die andere aber als die Tochter eines ansehnlichen Hauses ist ein wohlerzogenes, sehr nett gekleidetes, am ganzen Leibe makelloses und sonst üppiges und reizendes Mädchen. Frage: Wonach wird der gebildete Mann greifen? Die Antwort wird hier kein Kopfzerbrechen brauchen; sicher nach Nr. 2, denn vor Nr. 1 wird es ihm ekeln. Also ist auch hier eine Verfeinerung sicher am zweckdienlichsten Platze, weil der Mensch durch sie beurkundet, daß er ein höheres Wesen ist, welches alles Unangenehme und Schmutzige zu reinigen und angenehmer darzustellen die volle Macht und Kraft in sich hat.
[GS 2.81.6] Da aber der Mann wie das Weib in dieser Hinsicht ein öfteres Bedürfnis sich zu befriedigen in sich stark wahrnehmen, wobei man doch nicht allezeit die Anforderung machen kann, ein Kind zu erzeugen, wird es da wider die Gebühr der Ausübung seiner Verstandeskräfte sein, wenn er die Mittel aufstellt, durch welche die Befriedigung dieses Triebes zuwege gebracht werden kann, sei es nur durch den blinden Beischlaf mit den Weibern oder durch Selbstbefriedigung oder im Notfalle durch die sogenannte Knabenschändung? Denn dadurch unterscheidet sich ja eben auch der Mensch von dem Tiere, daß er diesen am meisten naturmäßigen Trieb auf anderen Wegen befriedigen kann als gerade auf jenen nur, auf die er von der rohen Natur angewiesen wurde. Und sonach sind ja ganz besonders wohlkonditionierte Bordellhäuser und dergleichen Anstalten mehr zu billigen, und können dem Verstande des Menschen keineswegs zur Unehre, sondern nur zur Ehre gereichen!?
[GS 2.81.7] Sehet, was läßt sich, naturmäßig betrachtet, allem dem entgegen einwenden? Denn das ist richtig, daß das Tier dergleichen Kultivierungen und allerlei Nuancierungen in der Befriedigung seines Geschlechtstriebes nimmer zuwege bringen kann; und so ist darin gewisserart eine Meisterschaft des menschlichen Verstandes unleugbar zu entdecken. Das alles ist richtig, das Tier hat in allem dem seine Zeit, außer welcher es stumpf für die Befriedigung dieses Triebes bleibt.
[GS 2.81.8] Aber was ist alle diese Raffinesse? Das ist eine kurze Frage, aber ihre Beantwortung ist groß und gewichtig. – Diese Raffinesse hat doch sicher nichts anderes zum Grundmotive als die entsetzlich leidige Genußsucht. Die Genußsucht aber, wissen wir, ist ein unverkennbares Kind der Eigenliebe, welche mit der Herrschliebe ganz identisch einhergeht.
[GS 2.81.9] Es ist wahr, in einem stattlichen Hause läßt sich angenehmer wohnen denn in einer niedrigen Erdhütte. Betrachten wir aber die Einwohner! Wie stolz und hochtrabend sehen wir den Bewohner eines Palastes einhergehen, und wie zerknirscht beugt sich der schlichte Hüttenbewohner vor einem solchen glänzenden Palastherrn!
[GS 2.81.10] Betrachten wir die Bewohner einer großen Stadt und dagegen die eines kleinen Bauerndorfes. Die Bewohner der großen Stadt wissen sich vor lauter Genußsucht nicht zu helfen, alle wollen angenehm leben, alle sich unterhalten, alle glänzen und womöglich ein bißchen herrschen. Kommt ein armer Landbewohner in die große Stadt, so muß er wenigstens einen jeden Stiefelputzer usw. „Euer Gnaden“ anreden, will er sich nicht irgendeiner Grobheit aussetzen.
[GS 2.81.11] Gehen wir aber ins Dorf, da werden wir noch Hausväter antreffen, nicht selten friedliche Nachbarn, welche sich nicht „Euer Gnaden“ und „Herrn von“ titulieren. Was ist da wohl vorzuziehen, wenn ein Bauer zum andern spricht: „Bruder!“ oder wenn in der Stadt ein nur wenig Bemittelter einen etwas mehr Bemittelten „Euer Gnaden“ und „Herr von“ und dgl. mehr anspricht?
[GS 2.81.12] Ich meine, es wird kaum nötig sein, dergleichen unsinnige Ausgeburten der Raffinesse des menschlichen Verstandes noch weiter zu verfolgen, sondern wir können sogleich den Hauptspruch machen: Alle derartige genußsüchtige Verfeinerungen sind nach vorangehender Betrachtung nichts als Abgöttereien; denn sie sind Opfer des menschlichen Geistes an die äußere tote Naturmäßigkeit.
[GS 2.81.13] Sind sie aber Abgöttereien, so sind sie auch die barste Hurerei, und daß sie nicht in die Sphäre der Keuschheit aufgenommen werden können, beweist ihre Tendenz.
[GS 2.81.14] Warum wurde Babel eine „Hure“ genannt? Weil dort jede erdenkliche Raffinerie zu Hause war. Also heißt auch „die Hurerei treiben“ im eigentlichen Sinne: der Unkeuschheit dienen nach aller Lebenskraft. So ist ein reicher Ehemann, der sich des alleinigen Genusses wegen ein üppiges und geiles Weib genommen hat, nichts als ein barster Hurer und das Weib eine barste Hure. Und eben also wird auch hier diesen Kindern die Unkeuschheit in ihrem Fundamente gezeigt, wie sie nämlich eine allerbarste Selbst- und Genußsucht ist.
[GS 2.81.15] Es war notwendig, dieses Gebot für euch gründlicher zu beleuchten, weil sich der Mensch über kein Gebot so leicht hinwegsetzt wie über dieses. – Ich meine daher, daß ihr nun auch diesen Vortrag verstehet; und so wollen wir uns denn auch sogleich in den siebenten Saal begeben. –

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32. — Das sechste Gebot

[GEJ 7.32.1] Sagte die Helias: „O Herr und Meister, sieh, ich bin eine Maid und habe noch nie einen Mann erkannt; daher würde es sich etwa wohl nicht ganz besonders schicken, so ich über das sechste Gebot meine Bemerkungen machen würde! Ich möchte Dich darum bitten, daß Du, o Herr, mir erlassen möchtest, über dies sechste Gebot zu reden.“
[GEJ 7.32.2] Sagte Ich: „O du Meine liebe Tochter, so du geheim bei dir von diesem Gebote durchaus keine Kenntnis besäßest, so ließe Ich dich auch wahrlich nicht davon reden; aber weil du dieses Gebot wohl kennst, obwohl du mit einem Manne noch nie etwas zu tun gehabt hast, so kannst du geziemend schon auch von diesem Gebote reden. Und so rede du nur zu nach deiner Weise!“
[GEJ 7.32.3] Sagte die Helias wieder ihren Spruch: „O Herr, wer Deinen Willen tut, der begeht keine Sünde! Und so will ich denn auch reden in wohlgeziemender Weise. ,Du sollst nicht ehebrechen!‘, also lautet buchstäblich das sechste Gebot. Nach dem aber, wie es mir mein Rabbi lehrte, hieß es auch: ,Du sollst dich keusch und rein verhalten vor Gott und vor den Menschen; denn wer da unkeusch und unrein lebt und handelt, der ist ein Sünder so gut wie ein Ehebrecher, ein Unzüchtler und ein Hurer!‘ Das waren die Lehrworte meines Rabbi.
[GEJ 7.32.4] Ich habe da nichts anderes zu bemängeln, als daß erstens Moses in der Aufstellung der Grundgebote in seinem zweiten Buche, 20. Kapitel, nur den Ehebruch verbietet, obwohl er dann im dritten Buche, etwa vom 18. Kapitel an, sehr ausführlich davon redet, – was ich aber auch noch nicht gelesen habe, weil mein Rabbi solches für mich nicht gut fand. Und zweitens gab Gott durch Moses dies Gebot wie mehrere andere dem (hebräischen) Wortlaute [Das Hebräische unterscheidet: Du (Mann) sollst!, Du (Frau) sollst!] nach immer nur dem männlichen Geschlecht und gedachte nur selten des Weibes.
[GEJ 7.32.5] Wer ist der ,Du‘, der nicht ehebrechen soll? Es ist im Gesetze das einzelne Gebot nur auf einen Menschen oder nur auf ein Geschlecht gerichtet, und das offenbar auf das männliche, und es ist des Weibes nicht gedacht. Man kann da freilich wohl sagen: Wenn der Mann nicht ehebrechen darf, so kann das auch kein Weib, weil es ohne einen Mann nicht sündigen kann. Aber meines Erachtens ist eben das Weib durch seine Reize das den Mann am meisten zum Ehebruch verlockende Element, und so sollte denn auch besonders zum Weibe gesagt werden, daß es keinen Mann zum Ehebruch verleiten und auch selbst die Ehe nicht brechen soll. Denn wo das Weib dem Manne völlig treu ist, da wird sicher bald allenthalben von einem Ehebruch keine Rede mehr sein. Aber im Grundgesetze bildet das Weib förmlich eine Ausnahme, und es wird seiner auch nur erst in den späteren Verordnungen Mosis gedacht.
[GEJ 7.32.6] Ich möchte aber denn nun wissen, warum das also geschah! Und warum gedachte Moses im Gesetz um vieles seltener des Weibes als des Mannes? Gehört denn das Weib weniger zum Menschengeschlecht als der Mann?“
[GEJ 7.32.7] Sagte Ich: „Nun, diese deine Bemängelung läßt sich noch hören, obwohl auch sie nur so neben der Wahrheit einherschreitet. Sieh, auch hier steckt schon wieder die wahre und reine Nächstenliebe im Vordergrunde, und diese betrifft das Weib ebenso wie den Mann!
[GEJ 7.32.8] So zum Beispiel du das Weib eines ordentlichen Mannes wärst, – würde es dir wohl eine Freude machen, so das Weib deines Nachbarn deinen Mann begehrte und mit ihm triebe, was nicht recht wäre? Wenn du aber in deinem Herzen das sicher nicht wünschen könntest, daß dir so etwas geschehen solle, so mußt du auch gegen deine Nachbarin dich ebenso verhalten, wie du wünschest, daß diese sich gegen dich verhalten soll. Und was also da im Gesetze gesagt ist dem Manne, das gilt auch im gleichen Maße für das Weib.
[GEJ 7.32.9] Gott gab nur darum dem (hebräischen) Wortlaute nach das Grundgesetz wie allein dem Manne, wie er dem Haupte des Menschen die Hauptsinne gab und durch sie den Verstand im Gehirn. Wie aber Gott vorerst nur zum Verstande des Menschen redet, so redet Er auch zum Manne, der fortan das Haupt des Weibes ist wie das Weib gewisserart des Mannes Leib. Wenn nun eines Menschen Haupt erleuchtet und sehr verständig ist, – wird da nicht auch im gleichen Maße mit verständig sein der ganze Leib?
[GEJ 7.32.10] Wenn des Menschen Verstand wohl erleuchtet ist, so wird auch bald wohl erleuchtet werden des Menschen Herz, das sich der Ordnung des Verstandes gerne fügen wird. Das Weib aber entspricht auch dem Herzen des Mannes; und wenn also der Mann als das Haupt wohl erleuchtet ist, so wird auch das Weib als sein Herz ebenso wohl erleuchtet werden und sein.
[GEJ 7.32.11] Es steht aber ja schon von alters her geschrieben, daß Mann und Weib seien ein Leib. Was sonach zum Manne gesagt ist, das ist auch gesagt zum Weibe.
[GEJ 7.32.12] Und siehe, damit habe Ich dir nun auch die Nichtigkeit dieses deines Zweifels erwiesen und habe dir gezeigt das rechte Licht des Gesetzes, das du sicher gar wohl verstanden hast. Und da du solches wohl verstanden hast, so kannst du nun schon mit deiner Kritik weitergehen.“


 
6. Gebot - Entsprechungen lt. Emanuel Swedenborg (18. Jhdt)

Du sollst nicht ehebrechen 

313. Im natürlichen Sinn wird unter diesem
Gebot nicht nur verstanden ehebrechen, sondern auch Unzüchtiges wollen
und tun, und daher Schlüpfriges denken und reden. Daß schon das bloße
Begehren ehebrechen heißt, erhellt aus folgenden Worten des Herrn:
„Ihr habt gehört, daß von den Alten gesagt wurde: du sollst nicht
ehebrechen; Ich aber sage euch; wer ein fremdes Weib ansieht , um
ihrer zu begehren, der hat schon einen Ehebruch mit ihr begangen in
seinem Herzen“: Matth.5/27,28; 

der Grund ist, weil das Begehren wie zur Tat wird, wenn es im Willen ist; denn in den Verstand dringt bloß die Lockung ein, in den Willen hingegen die Absicht, und die Absicht der Begierde ist Tat. Doch mehr hierüber sehe man in dem zu
Amsterdam im Jahr 1768 herausgegebenen W erk von der »ehelichen Liebe,
und von der buhlerischen Liebe«, in dem gehandelt wurde vom Gegensatz
der ehelichen Liebe: Nr . 423-443; von der außerehelich en Befriedigung
des Geschlechtstriebs: Nr . 444 - 460; von den Ehebrüchen und deren
Gattungen und Graden: Nr . 473-499; von der Lüsternheit , die Jungfrauschaft zu brechen: Nr . 501-505; von der Lüstern heit des Wechsels: Nr. 506-510; von der Lüsternheit der Notzucht: Nr . 51 1, 512; von der Lüsternheit, die Unschuld zu verführen: Nr . 513, 514; von der Zurechnung von beiderlei Liebe, der buhlerischen und der ehelichen: Nr. 523-531. Dies alles wird unter diesem Gebot im natürlichen Sinn verstanden. 

314. Im geistigen Sinn wird unter ehebrechen verstanden, das
Gute des Wortes schänden und seine Wahrheiten verfälschen. Daß auch
dies unter dem Ehebrechen verstanden wird, war bisher unbekannt, weil
der geistige Sinn des W ortes bisher verborgen war. Daß nichts
anderes durch Huren, Ehebrechen und Unzucht treiben im W orte
bezeichnet wird, erhellt deutlich aus folgenden Stellen: „Durchlaufet
die Straßen von Jerusalem, und suchet, ob ihr einen Mann findet, der
Recht tut und nach W ahrheit fragt; nachdem Ich sie gesättigt, haben
sie gehurt“: Jer .5/1,7. 
„Bei Jerusalems Propheten sah ich schauderhafte Verstockung, wie sie ehebrechen und mit Lüg en umgehen“: Jer .23/14. 
„Sie haben eine Torheit in Israel begangen, Hurerei getrieben, und lügnerisch Mein Wort gesprochen“: Jer .29/23. „Sie hurten, weil sie Jehovah verließen“: Hos.4/10. „Ausrotten will Ich die Seele, die nach Wahrsagergeistern und Zeichendeutern hinsieht, um ihnen nachzuhuren“: 3Mo.20/6. 
„Es soll k ein Bund mit den Bewohnern des Landes geschlossen werden, damit sie nicht deren Göttern nachhuren“: 2Mo.34/15. 
Weil Babylon mehr als die übrigen das Wort schändet und verfälscht, darum wird es genannt die große Hure, und von ihr folgendes gesagt in der Of fb.14/8: „Babylon hat mit dem Zornwein ihrer Hurerei getränkt alle Völkerschaften“. „Der Engel sprach: Ich will dir das Gericht der großen Hure zeigen, mit der gehurt haben die Könige der Erde“: Of fb.17/1,2. 
„Er hat gerichtet die große Hure, welche die Erde mit ihrer Hurerei verdarb“: Offb.19/2. 
Weil das jüdische Volk das Wort verfälscht hatte, darum wurde es vom Herrn genannt ein ehebrecherisch Geschlecht: Matth.12/39; 16/4; Mark.8 /38, und Same des Ehebrechers: Jes.57/3. 
Außerdem in vielen anderen Stellen, in denen unter den Ehebrüchen und Hurereien Schändungen und Verfälschungen des Wortes verstanden werden, wie Jer .3/6,8; 13/27 ; Ez.16/1 5,16 ; 26/28,29,32,33; 23/2,3,5,7,1 1,14,16,17; Hos.5/3; 6/10; Nah.3/1 ,3,4.

315. Im himmlischen Sinn wird unter Ehebrechen verstanden die Heiligkeit
des Wor tes leugnen, und es entheiligen. Daß dies in diesem Sinn
verstanden wird, folgt aus dem vorigen geistigen Sinn, welcher ist
sein Gutes schänden und seine Wahrheiten verfälschen. Die Heiligkeit
des Wortes leugnen und entweihen die, welche alles, was die (innerliche) Kirche und
Religion betrifft, im Herzen verlachen; denn alles, was zur Kirche und
Religion gehört, ist in der christlichen Welt aus d em Wort. 

316. Es
sind mancherlei Ursachen, welche machen , daß der Mensch nicht nur
anderen, sondern auch sich selbst als keusch erscheint, während er doch durch und durch unkeusch ist; denn er weiß nicht, daß die Begierde,
wenn sie im Willen ist, Tat ist, und daß sie nur vom Herrn nach der
Buße entfernt werden kann. 

Die Enthaltung vom Tun macht noch nicht
keusch, sondern die Enthaltung vom Wollen, während man kann, macht
dazu, wenn sie statthat, weil es Sünde ist; wie z.B. wenn sich
jemand des Ehebrechens und Hurens enthält bloß aus Furcht vor dem bürgerlichen Gesetz und dessen Strafen; aus Furcht vor dem Verlust des
guten Rufs und somit der Ehre; aus Furcht vor den daraus entstehenden
Krankheiten; aus Furcht vor den V orwürfen der Frau zu Hause und der
daraus folgenden Beunruhigung seines Lebens; aus F urcht vor der Rache
des Man nes und der V erwand ten und vor den Schlägen ihrer Bedienten;
oder aus Geiz; oder aus Kraftlosigkeit als Folge von Krankheit oder
vom Mißbrauch oder vom Alter oder von irgendeiner anderen Ursache des
Unvermögens. Ja, wenn er sich derselben enthält aus Rücksicht auf irgendein natürliches und moralisches Gesetz, und nicht zugleich wegen
eines geistigen Gesetzes , so ist er dennoch innerlich ein Ehebrecher
und Hurer, denn er glaubt nichts- destoweniger, daß der gleichen nicht
Sünden seien, und infolge dessen macht er sie vor Gott zu etwas nicht
Unerlaubtem in seinem Geist, und begeht sie so in seinem Geist,
obgleich nicht vor der Welt im Köper; weshalb er auch nach dem Tod,
wenn er ein Geist wird, offen dafür spricht. 

Überdies können die
Ehebrecher mit Bundbrüchigen verglichen werden, welche die Verträge
verletzen; 

dann mit den Satyrn und Priapen der Alten, welche in den Wäldern umherstreiften, und schrien: Wo sind Jungfrauen, Bräute und Weiber, mit denen wir spielen können? die Ehebrecher erscheinen auch wirklich in der geistigen Welt als Satyrn und Priape. Sie können auch verglichen werden mit Böcken, die übel riechen, sowie auch mit
Hunden, die durch die Straßen rennen, und sich um sehen und schnobbern, wo Hunde sind, mit denen sie Geilheiten treiben mögen, und so
weiter. Ihre Mannskraft, wenn sie Ehemänner werden, läßt sich vergleichen dem Aufblühen der Tulpen zur Zeit des Frühlings, die nach einem Monat verblühen und verwelken. 

 
- 1 -


Krebs



Mathael über die Tierkreiszeichen



Fortsetzung von "5"

aber nun kommen wir zum sechsten Zeichen, und da erblicken wir auf einmal den ,Krebs‘! Wie kam denn der in den großen Gestirnkreis? Ich sage euch, ganz leicht und natürlich so wie die früheren!
[GEJ 3.103.9] Seht, in dieser Zeitperiode hat der Tag seine höchste und längste Dauer bekommen; darauf fängt er an, in seiner Dauer rückgängig zu werden, und die Alten verglichen diese rückgängige Dauer des Tages mit dem Gange eines Krebses

Zugleich aber war es diese sechste Zeitperiode von dreißig Tagen, in der zur Nachtzeit der Tau in diesem Lande besonders in der Nähe des Stromes sehr mächtig wird. In solcher Zeit entstiegen die Krebse zur Nachtzeit ihren Sumpflöchern und statteten den nahen gras- und taureichen Wiesen einen sie sehr erquickenden und nährenden Besuch ab. Das haben ganz leicht und natürlich die alten Einwohner des Landes am Nil bald bemerkt und waren anfangs bemüht, die ungeladenen Gäste von den fetten Wiesen zu vertreiben, was besonders für die ersten Bewohner dieses Landes keine leichte Arbeit war, da in der Zeit die Anzahl dieses großen Schlamminsektes ins Zahllose überging. 

Mit Feuerbränden begegnete man ihnen zuerst, sammelte sie haufenweise und verbrannte sie, was aber für die große Menge dieser Tiere nichts ausgab. Beim Verbrennen gab es aber stets einen recht guten und sehr einladenden Geruch ab, und es meinten schon die Alten, daß die Tiere vielleicht gar zu essen wären. Aber es wollte dennoch keiner mit solchem Bratengenusse den Anfang machen.
[GEJ 3.103.10] Später siedete man sie in großen Töpfen und fand die Brühe recht köstlich; aber es wollte sich doch niemand daran wagen. Man gab sie den Schweinen, die auch von den Alten schon gezüchtet wurden, und diese delektierten (ergötzten) sich daran und wurden sehr fett, was den alten Ägyptern eine sehr willkommene Erfindung war, denn sie benützten sehr das Fett dieser Tiere, sowie die Häute und die Gedärme; das Fleisch aber genossen sie nicht und gebrauchten es zum abermaligen Futter für die Schweine.

[GEJ 3.103.11] Als aber mit der Zeit arbeitsscheue Menschen anfingen auszuarten und sich zu versündigen an alten und weisen Gesetzen, die noch vom vorsündflutlichen Gotteslehrer Henoch herrührten, da erbaute man bald mächtige Gefängnisse und steckte die Übeltäter hinein. 

Diese wurden mit gesottenen Krebsen und abwechselnd mit gesalzenem und gebratenem Schweinefleisch und danebst nur mit wenig Brot gespeist. Man merkte aber, daß sich die Verbrecher bei dieser Kost sehr wohl befanden, und in einem schlechten Jahre versuchten später auch die freien Menschen die schrecklich scheinende Arrestantenkost und fanden, daß sie besser schmeckte als ihre altgebräuchliche Hauskost. Diese Wahrnehmung war dann bald Ursache, daß die ehemals so ungeheure Anzahl der großen und fetten Nilkrebse sich bald sehr verringert hatte, da man auf sie zu viel Jagd machte.
[GEJ 3.103.12] Später aßen auch die Griechen und die Römer dieses Schlamminsekt und befanden sich sehr wohl dabei; nur die Juden essen es noch bis zur Stunde nicht, obschon es ihnen Moses nicht gerade untersagt hat.

[GEJ 3.103.13] Aus alledem aber geht nun schon sicher mehr als handgreiflich hervor, daß die alten Ägypter für das Himmelszeichen dieser sechsten Zeitperiode von dreißig Tagen sicher kein besseres Sinnbild wählen konnten als eben dasjenige Tier, das ihnen in dieser Zeitperiode gar soviel zu schaffen machte. Es läßt sich auch bei dem Bilde von selbst denken, daß es mit der Zeit eine Art göttlicher Verehrung erhielt. Griechen und Römer weihten später diese Zeitperiode der Göttin Juno und benannten ihr zur Ehre auch diese Zeit also.
[GEJ 3.103.14] Aber es fragt sich nun, wie denn so ganz eigentlich diese Göttin erfunden worden ist, und wie sie zu ihrer göttlichen Persönlichkeit kam. Darüber bestehen bei den Weisen verschiedene Ansichten, die im Grunde eben nicht ganz ohne sind. Aber der eigentliche Grund ist dennoch der, welcher mit der Zeit ebenso wie die Persönlichkeiten des Castor et Pollux ausgeheckt wurde.

[GEJ 3.103.15] Eben um die Zeit der Krebse ward es für materielle Arbeiten schon zu heiß, und man schenkte darum diese Zeit geistigen Forschungen in großen schattigen Tempeln, von denen etliche schon von den Urbewohnern dieses Landes erbaut worden sind.
[GEJ 3.103.16] Eine Hauptfrage des Beginnens aller geistigen Forschung bestand darin, ob die reine Gottheit auch irgend in einem materiellen Verbande zu suchen sei.
[GEJ 3.103.17] Wie alle Fragen der Weisen nur ganz kurz waren, aber eine sehr lange Antwort brauchten, so war es auch mit dieser gewichtigsten Frage der Fall. Sie lautete: ,Je È Ç (un) o?‘ Verdolmetscht: ,Ist das einmal in sich getrennte Göttliche, so man es nebeneinander stellt, noch ein Ganzgöttliches?
[GEJ 3.103.18] Ihr fraget: Wie konnten denn diese einfachen Buchstaben den ausgesprochenen Satz bedeuten? Gleich sollet ihr den ganz natürlichen Grund davon erfahren! – 
Das U ward bei den alten Ägyptern mittels einer oben offenen und an diesen Enden gestreckten Halbkreislinie dargestellt (È) und bezeichnete auf diese Weise zugleich ein Aufnahmegefäß für alles Göttliche, das von oben zu den Menschen auf die Erde kommt. Es versteht sich von selbst, daß die weisen Alten darunter hauptsächlich geistige Gaben des Lichtes für die Seele des Menschen verstanden.

[GEJ 3.103.19] Das N ward durch einen ähnlichen, aber nach unten gekehrten Halbkreis (Ç) dargestellt und bezeichnete die tote, an und für sich gänzlich geist- und lichtlose Materie. Die Runddächer so mancher Häuser und besonders der Tempel hatten darum die Gestalt eines umgekehrten Halbkreises und zeigten an, daß in solchen Orten das Göttliche sich mit der Materie verbindet, in ihr ein zeitweises Leben schafft und dem Menschen sich auf Momente offenbart. Daraus formulierte sich denn auch die alte, wichtige Frage: ,Je È Ç o?‘, weil das O die volle Gottheit in ihrer Reinheit darstellte.

[GEJ 3.103.20] Die Antwort auf diese alte, gewichtige Frage lautete dahin, daß sich alle geschaffene Materie zu Gott nahe so verhalte wie ein Weib zu ihrem Manne und Gebieter. Gott zeugete in und durch die Materie in einem fort Seine Myriaden Kinder aller Art. Er befruchtete die Materie in einem fort mit Seinem göttlich- geistigen Einflusse, und die Materie gebärt Ihm dann in einem fort die zahllos in sie eingezeugten Kinder. – Das war doch sicher ein sehr erhabener Gedanke, den die alten Weisen auf die bekannte, gewichtige Frage als Antwort aufgestellt hatten!

[GEJ 3.103.21] Mit der Zeit, besonders bei den späteren nach aller Sinnlichkeit lüsternen Nachkommen, blieb kaum mehr ein Dunst von der alten ägyptischen Weisheit, und man machte aus dem Fragesatze Je un o und aus der erklärten Weiblichkeit aller Materie gleich lieber ein persönliches Gottweib und gab demselben gleich dumm und finster zur Genüge den Namen anfangs Jeu no, später bloß Juno, und vermählte sie mit dem ebenso nichtigen Gott Zeus.

[GEJ 3.103.22] Die alten Weisen hielten aus wohlweisen und ganz natürlichen Gründen die Materie für hart, unbeugsam, ungefügig und meinten, man könne ihr nur durch großen Fleiß und durch große Mühen etwas abgewinnen. Die alten von den alten Weisen an der Materie entdeckten Unvollkommenheiten unterschoben die späteren Nachkommen dem Gottweibe Juno, mit dem darum Zeus stets seine Not hatte. – Begreift ihr nun eure Göttin Juno?“

[GEJ 3.103.23] Sagt Helena: „Ich bitte dich, du mein allerliebster Mathael, fahre du nur fort; ich könnte dich also tagelang ohne Unterbrechung anhören! Deine Erzählung ist zwar nicht so bilderreich und geschmückt wie die eines Homer; aber sie ist weise und wahr, und das ist mehr wert und anziehender um tausend Male als alle die zauberhafte Blumenschminke der großen Volkssänger! Darum fahre du nur ungestört fort in deiner Erzählung!“
[GEJ 3.103.24] Sagt Mathael: „Sagst du mir doch keine Schmeichelworte!? Denn sieh, die Wahrheit will verstanden, aber nie geschmeichelt sein! Aber ich weiß es, daß du nicht mir, sondern nur der Wahrheit schmeichelst, die nicht von mir, sondern von Gott kommt, und so kann ich schon wieder fortfahren.“

Fortsetzung unter "7"



Weitere Erklärung: 



[GEJ 10.193.10] Mit der Zeit war man mit diesem Feldzeitmaßinstrument, mit dem man aber doch in der Nacht keine Zeit messen konnte, nicht mehr zufrieden, widmete den Gestirnen eine stets intensivere Aufmerksamkeit und erfand die euch bekannten zwölf Sternbilder und gab ihnen Namen nach den in Ägypten von Monat zu Monat eintretenden, ganz natürlichen Erscheinungen – worunter auch vier menschliche Namen vorkamen: der Wassermann, die Zwillinge, der Schütze und die Jungfrau – und nannte die Sternbilder zusammen den Tierkreis.


 
Das Vaterunser



Und bringe uns nicht in Versuchung,
(Lukas 11.4)



Die Bergpredigt




 
Entsprechungen, Kabbala Grundlage



10 Sephirot (der unsichtbare Gott, En Soph, 10 "Emanationen")
6. Sephirah: Tiphareth
Bedeutung: Schönheit, Aufrechterhaltung, Verherrlichung

Die Naturschöpfung

Bezeichnung in der Genesis: 3. Tag

Die 7 stehen für die 7 Gebote der Nächstenliebe und beginnen eigentlich nach den 3 Geboten der Gottesliebe und starten also bei der 4.
Nimmt sie für sich alleine, so starten sie bei der 1.

7 Tage: 3. Tag, Diens(t)tag
7 Tugenden: 2. Wille
7 Geister der Gottheit: 3. Die Liebe in euch ist heilig; darum achtet euch untereinander, wie euch die Liebe in der Gottheit achtet und Freude hat an euch.
(Jesus ist die Liebe in der Gottheit und Er sagte: Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebet einander wie Ich euch geliebt habe)
7 Farben des Regenbogens: Gelb
7 Hauptchakras: 3. Chakra
 
Offenbarung Johannis. 
Kapitel 6
Kommentare u.a. von Emanuel Swedenborg

Die Öffnung der ersten sechs Siegel
Es wird von der Prüfung derjenigen gehandelt, über die das Jüngste gehalten werden soll; und zwar wurde untersucht, wie ihre Einsicht in das Wort und daher der Zustand ihres Lebens beschaffen war; daß es solche gab, die im Wahren aus dem Guten waren: V. 1,2; (weisses Pferd, Überwinder, Krone)
die ohne Gutes waren: V. 3,4; (rotes Pferd)
die in der Verachtung des Wahren waren: V. 5,6; (schwarzes Pferd)
und die in Ansehung des Guten und in Ansehung des Wahren völlig verwüstet waren: V. 7,8. (fahl)
(falsche Lehre, böses Leben, Eigenliebe und Lüste)

(V. 1) Und ich sah, als das Lamm das erste de
r Siegel geöffnet hatte, bedeutet, die vom
Herrn vorgenommene Prüfung aller derjenigen, über die das Letzte Gericht gehalten werden
sollte, nach der Einsicht in das Wort, und daher nach den Zuständen ihres Lebens; und ich hörte
eines der vier Tiere wie mit einer Donnerstimme sprechen, bedeutet, nach dem göttlich Wahren
des Wortes; Komm und siehe!, bedeutet, die Offe
nbarung in Beziehung auf die, die der Ordnung
nach die ersten sind.
(V. 2) Und ich sah, und siehe! ein weißes
Pferd, bedeutet, das Verständnis des Wahren und
Guten aus dem Worte bei diesen; und der darauf
saß, hatte einen Bogen, bedeutet, daß sie die
Lehre des Wahren und Guten aus dem Worte hatte
n, durch die sie gegen das Falsche und Böse,
das aus der Hölle kommt, kämpften; und eine Krone wurde ihm gegeben, bedeutet, das Siegeszei-
chen ihres Kampfes; und er zog aus als Überwi
nder, und um zu überwi
nden, bedeutet, den Sieg
über das Böse und Falsche in Ewigkeit.
(V. 3) Und als es das zweite Siegel geöffnet
hatte, hörte ich auch das zweite Tier sprechen:
Komm und siehe zu!, bedeutet, hi
er nach Nämliche wie oben.
(V. 4) Und es ging ein anderes, rötliches Pf
erd hervor, bedeutet, daß das Verständnis des
Wortes in Ansehung des Guten, und daher auch
in Ansehung des Lebens bei ihnen verloren
gegangen sei; dem, der darauf saß, ward gegeben, den Frieden von der Erde wegzunehmen,
bedeutet, die weggenommene Liebtätigkeit, geis
tliche Sicherheit und innere Ruhe; daß sie sich
einander töteten, bedeutet, den
inneren Haß, die Angriffe von
den Höllen und die inneren Unru-
hen; und ihm ward ein großes Schwert gegeben, be
deutet, die Zerstörung des Wahren durch das
Falsche des Bösen.
(V. 5) Und als er das dritte Siegel geöffnet
hatte, hörte ich auch das dritte Tier sprechen:
Komm und siehe zu!, bedeutet hier das Nämliche
wie oben; und ich sah, und
siehe! ein schwarzes
Pferd, bedeutet, daß bei diesen
die Einsicht in das Wort in Ansehung des Wahren, mithin in
Ansehung der Lehre verloren gegangen sei; und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand,
bedeutet, die Schätzung des Guten und Wah
ren, wie sie bei diesen beschaffen ist.
(V. 6) Und ich hörte eine Stimme inmitten de
r vier Tiere sagen, bedeutet, die von dem Herrn
angeordnete göttliche Bewac
hung des Wortes; ein Maß Weizen
um einen Denar, und drei Maß
Gerste um einen Denar, bedeutet, daß die Schä
tzung des Guten und Wahren so gering sei, daß
beinahe gar keine mehr da sei; aber am Öl und
Wein vergreife dich nicht!, bedeutet, daß vom
Herrn dafür gesorgt werde, daß das heilige Gute und Wahre, das inwendig im Worte verborgen
liegt, nicht verletzt und entheiligt werde.

(V. 7) Und als es das vierte Siegel geöffnet
hatte, hörte ich die Stimme des vierten Tieres
sprechen: Komm und siehe zu!, bedeutet das Nämliche wie oben.
(V. 8) Und ich sah; und siehe, ein blasses
Pferd, bedeutet, das in Ansehung des Guten und
in Ansehung des Wahren verlorene Verständnis des Wortes; und, der darauf saß, dessen Name
war der Tod, und die Hölle war in seinem Gefolge, bedeutet, das Verlöschen des geistlichen
Lebens und daher die Verdammnis; und ihnen ward Macht gegeben über den vierten Teil der
Erde, zu töten, bedeutet, die Zerstörung alles Guten der Kirche; mit dem Schwerte und durch
Hunger und durch den Tod und durch Tiere der
Erde, bedeutet, durch das Falsche der Lehre,
durch das Böse des Lebens, durch
die Eigenliebe und durch Lüste.

Von dem Zustand derjenigen, die um der Bösen willen vom Herrn auf der unteren Erde bewahrt wurden, und zur Zeit des Letztens befreit werden sollten: V. 9-11. 

(V. 9) Und als es das fünfte Siegel geöffnet hatte, 
bedeutet, die vom Herrn vorgenommene Prüfung der Zustände des Lebens derer, die am Tag des Letzten es selig werden sollten, und inzwischen aufbewahrt wurden;
sah ich unter dem Altare die Seelen derer, die um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, das sie hatten, getötet worden waren, 
bedeutet diejenigen, die, nachdem sie von den Bösen wegen ihres Lebens nach dem Wahren des Wortes, und wegen ihrer Anerkennung des Göttlich-Menschlichen im Herrn von dem Herrn bewahrt wurde, damit sie nicht verführt würden.
(V. 10) Und sie riefen mit lauter Stimme, 
bedeutet, den Schmerz des Herzens;
und sprachen: Wie lange, Herr, richtest du nicht, und rächst (nicht) unser Blut an denen, die auf Erden wohnen, 
bedeutet, darüber, daß das Letzte aufgeschoben, und diejenigen nicht entfernt werden, die dem Worte und dem Göttlichen des Herrn Gewalt antun. 

(V. 11) Und es wurden ihnen weiße Kleider gegeben, 
bedeutet, die Gemeinschaft und Verbindung derselben mit den Engeln, die im göttlich Wahren sind;
und gesagt, daß sie noch eine kleine Zeit ruhen sollten bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollzählig seien, die wie sie getötet werden würden, 
bedeutet, daß das Letzte nur noch ein wenig aufgeschoben werde, bis auch die gesammelt seien, die auf gleiche Weise von den Bösen verworfen worden. 

Vom Zustande derer, die im Bösen und aus ihm im Falschen waren, wie er zur Zeit des Letztens beschaffen war: V. 12-17. 

(V. 12) Und ich sah, als es das sechste Siegel geöffnet hatte, 
bedeutet, die vom Herrn vorgenommene Prüfung des Lebenszustandes derer, die inwendig böse waren, über die das Letzte gehalten werden sollte;
siehe, da entstand ein großes Erdbeben, 
bedeutet, den gänzlich veränderten Zustand der Kirche bei ihnen und den Schrecken;
und die Sonne ward schwarz wie ein härener Sack, und der Mond ward wie Blut, 
bedeutet, daß bei ihnen alles Gute der Liebe geschändet, und alles Wahre des Glaubens verfälscht worden sei. 

(V. 13) Und die Sterne fielen auf die Erde, 
bedeutet, daß alle Kenntnisse des Guten und Wahren zerstreut worden seien;
wie der von einem heftigen Wind bewegte Feigenbaum seine unreifen Feigen abwirft, 
bedeutet, durch die Vernunftschlüsse des vom geistigen getrennten natürlichen Menschen. 

(V. 14) Und der Himmel entwich wie ein zu
sammengerolltes Buch, bedeutet, die Trennung
vom Himmel und die Verbindung mit der Hölle;
und alle Berge
und Inseln wurden von ihren
Stellen weggerückt, bedeutet, daß alles Gute de
r Liebe und alles Wahre des Glaubens verschwun-
den sei.
(V. 15) Und die Könige de
r Erde und die Großen und die Reichen und die Chiliarchen und
die Mächtigen und jeder Knecht und jeder Freie, bedeuten diejenigen, die vor der Trennung im
Verständnis des Wahren und Guten, im Besitz der dazugehörigen Kenntnisse waren, und Gelehr-
samkeit durch andere oder durch sich selbst ha
tten, gleichwohl aber in keinem damit überein-
stimmenden Leben waren; verbargen sich in den
Höhlen und Felsen der Berge, bedeutet, daß sie
nun im Bösen und im Falschen des Bösen waren.
(V. 16) Und sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallet über uns und verberget uns vor dem
Angesichte Dessen, Der auf dem Throne sitzt, und vor dem Zorn des Lammes, bedeutet, die
Bestärkung im Bösen durch das Falsche aus dem Bösen, so daß sie zuletzt nichts Göttliches mehr
im Herrn anerkennen.
(V. 17) Denn gekommen ist Seines Zornes großer Tag, und wer kann bestehen?, bedeutet,
daß sie von selbst so geworden seien durch
die Trennung von den Guten und Gläubigen um des
Letzten Gerichtes willen, das sie sonst nicht aushalten könnten.



 
Weisheits- und Willensschulen

...
[NS 31.6] So können sie auch jede Zahl in ebenso kurzer Zeit zu jeder noch so großen Potenz erheben und wissen selbst die gebrochenen oder unerfüllten Zahlen also zu teilen, daß sie endlich dieselben dennoch zu einem geraden Bruche bringen. Die Ursache liegt darin, weil sie in alle Zahlenverhältnisse schon von Kindheit auf wie lebendig eingeboren sind.

 
I GING - 6. Sung - Der Streit

Oben Trigramm Himmel
Unten Trigramm Wasser/Abgrund
Kernzeichen oben Sun
Kernzeichen unten Li/Licht

Der Herr des Zeichens ist die Neun auf fünftem Platz. Alle andern Linien stellen Streitende dar, die Neun auf fünftem Platz ist der den Streit Anhörende. Darauf bezieht sich der Satz im Kommentar zur Entscheidung: Fördernd ist es, den großen Mann zu sehen; dadurch wird seine zentrale und korrekte Stellung geehrt.

Die Reihenfolge
Über Speise und Trank kommt es sicher zum Streit.
Darum folgt darauf das Zeichen: der Streit.

Vermischte Zeichen
Streit bedeutet: nicht lieben.

Das Urteil
Der Streit: Du bist wahrhaftig und wirst gehemmt.
Sorgliches Innehalten auf halbem Weg bringt Heil.
Zu Ende führen bringt Unheil.
Fördernd ist es, den großen Mann zu sehen.
Nicht fördernd ist es, das große Wasser zu durchqueren.

Kommentar zur Entscheidung
Der Streit: oben ist Stärke, unten Gefahr.
Gefahr und Stärke geben Streit.
Der Streitende ist wahrhaftig und wird gehemmt.
Das Feste kommt und erlangt die Mitte.
Zu Ende führen bringt Unheil.
Den Streit darf man nicht sich verfestigen lassen.
Fördernd ist es, den großen Mann zu sehen;
dadurch wird seine zentrale und korrekte Stellung geehrt.
Nicht fördernd ist es, das große Wasser zu durchqueren,
denn dadurch käme man in den Abgrund.

Aus den Eigenschaften der beiden Halbzeichen Kiën, Stärke, und Kan, Gefahr, wird der Name des Zeichens Streit abgeleitet; wenn Stärke oben und Hinterlist unten ist, so kommt es zum Streit zwischen den beiden so beschaffenen Gegnern. Ebenso aber wird jemand zum Streit mit andern geneigt sein, wenn er innerlich arglistig und äußerlich stark ist.
Der Streitende ist wahrhaftig und wird gehemmt. Dieser Streitende ist der zweite Strich. Er befindet sich im inneren Zeichen, darum heißt es: Er kommt. Indem er als Starker die Mitte einnimmt, deutet er auf Wahrhaftigkeit, denn er macht die Mitte reell; indem er zwischen den beiden Yinstrichen eingeschlossen ist, wird er gehemmt. Der große Mann ist der zentrale und korrekte Strich auf fünftem Platz. Der Richter, der zu entscheiden hat, weilt außerhalb der gefährlichen Situation. Nur indem er unparteiisch ist, kann er gerecht entscheiden. Der Abgrund, in den man durch Durchqueren des großen Wassers käme, wird angedeutet durch das Zeichen Kan, Gefahr. Das Durchqueren des großen Wassers wird angedeutet durch das Kernzeichen Sun, Holz, über dem unteren Halbzeichen Kan, Wasser.
Das Zeichen ist die Umkehr des vorigen: daher hier das Streiten, während dort die Geduld war. Aber obwohl das Zeichen als Zeitsinn den Streit hat, lehrt es doch auf Schritt und Tritt, den Streit zu vermeiden.

Das Bild
Himmel und Wasser gehen einander entgegengesetzt:
das Bild des Streites.
So überlegt der Edle bei allen Geschäften, die er tut, den Anfang.
Die Bewegung des oberen Zeichens, Himmel, geht nach oben, die des unteren Zeichens, Wasser, geht nach unten; so gehen sie immer weiter auseinander und bilden Streit. Um dem zu entgehen, ist bei allen Geschäften (angedeutet durch das Kernzeichen Sun, das Arbeit, Unternehmung bedeutet) Überlegung (Kan bedeutet besorgt sein, das Kernzeichen Li bedeutet Klarheit) des Anfangs (Kiën ist der Anfang aller Dinge) nötig.

Die einzelnen Linien

Anfangs eine Sechs bedeutet:
  1. Wenn man die Sache nicht verewigt,
    so gibt es ein kleines Gerede.
    Am Ende kommt Heil.
  2. Die Sache nicht verewigen.
    Den Streit darf man nicht verlängern.
    Obwohl es ein kleines Gerede gibt,
    wird die Sache endlich klar entschieden.
Die Sechs ist schwach und ganz unten. Obwohl sie daher mit der zunächststehenden Neun, die von außen her kommt, ein wenig Wortwechsel hat, kann sie nicht dauernd streiten, weil Platz und Art zu schwach dazu sind; doch hat das darüberstehende Kernzeichen Li Klarheit als Eigenschaft, weshalb sich doch schließlich alles gerecht entscheidet, was in einem Streitfall Glück bedeutet. Indem die Sechs sich wandelt, entsteht das Zeichen Dui, das Reden bedeutet.
Neun auf zweitem Platz bedeutet:
  1. Man kann nicht streiten, kehrt heim und weicht aus.
    Die Menschen seiner Stadt, dreihundert Häuser,
    bleiben frei von Schuld.
  2. Man kann nicht streiten, kehrt heim und weicht aus. So entkommt man.
    Von unten zu streiten mit einem Oberen bringt selbstverschuldetes Leid.
Man kann nicht streiten, obwohl bei dem harten Strich inmitten des Zeichens das Abgründige die Absicht, mit der Neun auf fünftem Platz zu streiten, an sich vorliegt. Der Strich – als Neunbewegt sich, d. h. verwandelt sich in einen Yinstrich; damit verbirgt er sich, und mit den andern beiden Yinstrichen bildet er die Stadt von dreihundert Familien, die ohne Verwicklung bleibt.
Sechs auf drittem Platz bedeutet:
  1. Von alter Tugend sich nähren gibt Beharrlichkeit.
    Gefahr, am Ende kommt Heil.
    Folgst du etwa eines Königs Diensten,
    so suche nicht Werke.
  2. Von alter Tugend sich nähren. Dem Oberen folgen bringt Heil.
Der Strich ist schwach, nicht korrekt, weil auf starkem Platz. Oben und unten sind starke Striche, die ihn einschließen. Zudem ist er am Platz des Überganges, also innerlich unruhig. Das alles sind Gefahrmomente. Doch geht alles gut, wenn er sich mit dem von den Ahnen her ehrlich Erworbenen begnügt. Der Strich entspricht dem dritten Strich des Mutterzeichens Kun, dessen Orakel daher hier auch teilweise wiederholt ist.
Neun auf viertem Platz bedeutet:
  1. Man kann nicht streiten,
    kehrt um und fügt sich dem Geschick,
    ändert sich und findet Frieden in Beharrlichkeit.
    Heil!
  2. Man kehrt um und fügt sich dem Geschick, ändert sich und findet Frieden in Beharrlichkeit. Damit ist nichts verloren.
Der Strich ist nicht zentral und nicht korrekt, also hat er ursprünglich die Absicht zu streiten. Aber er kann nicht. Über ihm ist der starke Richter auf fünftem Platz, mit dem es nicht angeht zu streiten. Unter ihm ist die schwache Linie auf drittem Platz, und in Beziehung des Entsprechens zu ihm ist die schwache Linie auf dem Anfangsplatz, die beide keinen Anlaß zum Streiten geben. Durch seine Stellung auf weichem Platz ist für den Strich die Möglichkeit gegeben zur Bekehrung und zur Abkehrung vom Streit.
Neun auf fünftem Platz bedeutet:
  1. Streiten vor ihm bringt erhabenes Heil.
  2. Streiten vor ihm bringt erhabenes Heil,
    weil er zentral und korrekt ist.
Hier ist der Herr des Zeichens, der auf geehrter Stelle, zentral, korrekt und stark ist. Das alles macht ihn geeignet für die Aufgabe, den Streit zu schlichten, so daß von ihm großes Heil ausgeht.
Oben eine Neun bedeutet:
  1. Wenn einem etwa auch ein Ledergürtel verliehen wird,
    am Ende eines Morgens wird er ihm dreimal entrissen.
  2. Durch Streit Auszeichnung zu erlangen, ist dennoch nichts Verehrenswertes.
Ein starker Strich auf der Höhe des Streits sucht durch Streit sich Auszeichnungen zu gewinnen. Allein das hält nicht vor.
 
Bhagavad Gita (Gesang Gottes)
Sechstes Kapitel: Dhyâna-Yoga - der Yoga der Versenkung
DER ERHABENE SPRACH *
1. Wer, nicht auf Tatenfrucht bedacht, die pflichtgemäße Tat vollbringt,
Ist entsagungs- und andachtsreich, nicht wer feuer- und tatenlos
2. Was man Entsagung nennt, das ist Andacht - wisse, o Pându-Sohn!
Denn wer den Wünschen nicht entsagt, der kann auch nicht andächtig sein.

3. Der Weise, der nach Andacht strebt, dem ist die Tat sein Element,
Doch wer die Andacht hat erreicht, des Element ist Seelenruh.

(Anm.: Tat=Überwinden.)
4. Wer an sinnlichen Dingen nicht noch an den Taten irgend hängt
Und allen Wünschen hat entsagt, der hat die Andacht, heißt's, erreicht.
5. Man bring' sein Selbst durchs Selbst empor, nicht bring's herunter man das Selbst!
Das Selbst ist ja sein eigner Freund, das Selbst ist auch sein eigner Feind.
6. Dem ist das Selbst sein eigner Freund, der durch das Selbst das Selbst besiegt;
Doch kämpft es mit der Außenwelt, dann wird das Selbst sich selbst zum Feind.
7. Wer sich bezwang und ruhig ward, in dem wohnt still der höchste Geist,
In Kält' und Hitze, Lust und Leid, in Ehren und in Schanden auch.
8. In der Erkenntnis voll beglückt, gipfelhoch stehend, sinnbezähmt,
Andächtig heißt der Yogin dann, wenn Erdkloß, Stein und Gold ihm gleich.
9. Wer gegen Freund und Widerpart, Gleichgült'ge, Feind' und Sippen auch,
Gegen Gute wie Böse auch gleichgesinnt ist, der ragt empor.

YOGA!
10. Der Yogin soll beständig sich abmühen in der Einsamkeit,
Allein, bezähmend Sinn und Selbst, nichts hoffend, des Besitzes bar.
(Einsamkeit? Öfter Rückzug zu Gott)

11. An reinem Ort sich hinstellend einen sicher stehenden Sitz,
Nicht allzu hoch, zu niedrig nicht, darauf ein Kleid, Fell, Kusha-Gras;
12. Den Geist auf einen Punkt richtend, zügelnd Denken, Sinne und Tun,
Sich setzend auf den Sitz üb' er Andacht, zur Rein'gung seiner selbst.
13. Gleichmäßig Körper, Nacken, Haupt unbewegt haltend, bleib' er fest,
Schauend auf seine Nasenspitz'
- nicht blick' er hier- und dorthin aus.
14. Ruhigen Selbstes, frei von Furcht, der Keuschheitsregel untertan,
Den Sinn zügelnd, an mich denkend, andächtig sitz' er, mir geweiht.
15. Sein Selbst beständig rüstend so, andächtig, mit bezähmtem Geist,
Geht er zu meinem Frieden ein, des höchstes Ziel Nirvâna ist.
16. Wer zuviel ißt, kennt Andacht nicht, noch der, der ganz und gar nicht ißt;
Nicht wer zu sehr verschlafen ist, noch wer stets wacht, o Arjuna.
17. Wer mäßig ißt und sich erholt, mäßig wirket in Handlungen,
Mäßig im Schlaf und Wachen ist, hat Andacht, die den Schmerz zerstört.
18. Bei wem das Denken ganz bezähmt stille verharret in dem Selbst,
Wenn von Begierden er ganz frei, dann wird er andächtig genannt.

19. Wie die Lampe, vom Wind geschützt, nimmer flackert, - dies Gleichnis gilt
Vom Yogin, der sein Denken zähmt und Andacht übet an dem Selbst.
20. Wo das Denken zur Ruhe kommt, durch Andachtsübung eingedämmt,
Und wo man, mit dem Selbst das Selbst schauend, sich an dem Selbst erfreut;
21. Wo man das grenzenlose Glück, dem Geist faßbar, den Sinnen nicht,
Kennend und fest darin stehend sich von der Wahrheit nicht bewegt;
22. Und hat man den Gewinn erlangt, ihn über jeden andern schätzt,
In dem verharrend man vom Schmerz, auch schwerem, nicht mehr wird bewegt;
23. Solche Lösung vom Schmerzverein, wisse, die wird Andacht genannt;
Die Andacht üb' entschlossen man, und werde ihrer nimmer satt.


24. Begierden, die der Wunsch erzeugt, aufgebend all ohn' Unterschied,
Die Schar der Sinne mit Vernunft im Zaume haltend allerwärts;
25. Werd' langsam, langsam ruhig man, und mit standhaft gewordnem Geist
Versenke man sich in das Selbst und denke an nichts andres mehr.
26. Wo immer nur ausbrechen will der schwankende, unstäte Sinn,
Da soll man bänd'gen ihn in sich und zum Gehorsam bringen ihn.
27. Denn den Andächt'gen, dessen Sinn beruhigt ist, wird höchstes Glück Erfüllen, - leidenschaftgestillt, Brahman-geworden, ist er rein.
28. Sein Selbst beständig übend so, wird der Andächt'ge, sündenfrei,
Erlangen unbegrenztes Glück, wo er mit Brahman sich berührt.
29. Sich selbst in allen Wesen sieht und alle Wesen auch in sich,
Wer so sein Selbst in Andacht übt und alles schaut gleichmütig an.
30. Wer mich allüberall erblickt und alles auch in mir erblickt,
Dem kann niemals entschwinden ich, und er entschwindet niemals mir.

31. Wer mich in allen Wesen ehrt, der Einheitslehre huldigend,
Der, wie er immer sich bewegt, bewegt sich andachtsvoll in mir.
32. Wer nach Analogie des Selbst allüberall das gleiche sieht,
Ob es nun Lust sei oder Leid, steht in der Andacht obenan.

ARJUNA SPRACH *
33. Die Andacht, welche so von dir samt dem Gleichmut verkündet ist,
Sie hat - ich seh' es - nicht Bestand, denn schwankend ist einmal der Mensch.

34. Es schwankt der innre Sinn, Krishna, ist ungestüm, gewaltsam, hart;
Zu zügeln ihn acht' ich so schwer als wie des Windes Zügelung.
DER ERHABENE SPRACH *
35. Gewiß, Großarmiger, der Sinn ist schwer zu zügeln, schwankend auch,
Doch, Kunti-Sohn, durch Anstrengung und Entsagung zwinget man ihn.

36. Wer sich nicht zähmt, der kann nur schwer Andacht erreichen - denk' ich mir -,
Wer sich bezwang und wer sich müht, kann solcherart erreichen sie.
ARJUNA SPRACH *
37. Wer sich nicht zähmt, doch gläubig ist, - bei der Andacht, schwankenden Sinns,
Andachtsvollendung nicht erreicht, o Krishna, welchen Weg geht der?
38. Geht er nicht, scheiternd beiderseits, zerrißnen Wolken gleich zugrund,
Ohn' allen Halt, Großarmiger, verirret auf dem Weg zu Gott?
39. Den Zweifel mußt du, Krishna, mir auflösen, daß nichts übrig bleibt,
Es findet ja kein andrer sich, der diesen Zweifel löst, als du.
DER ERHABENE SPRACH *
40. O Prithâ-Sohn, nicht hier noch dort muß solch ein Mann zugrunde gehn,
Denn niemand, der redlich verfährt, soll in das Elend kommen, Freund!
41. Wenn in der Welt der Frommen er geweilet viele Jahre lang,
Ersteht in reinem, edlem Haus aufs neu, wer aus der Andacht fiel;
42. Oder er wird geboren gar in andächtiger Weisen Haus, -
Und solcherlei Geburt ist doch schwer zu erlangen in der Welt.
43. Und hier erlangt denselben Geist er wieder wie im alten Leib,
Und ringt von nun an eifriger um die Vollendung, Kuru-Sohn.
44. Wenn er nur eifrig sich bemüht, andachtsvoll und von Sünden rein,
Vollendet durch manche Geburt, wandelt er dann die höchste Bahn.
45. Wenn er nur eifrig sich bemüht, andachtsvoll und von Sünden rein,
Vollendet durch manche Geburt, wandelt er dann die höchste Bahn.
46. Höher steht der andächt'ge Mann als die Büßer und Weisen gar,
Höher auch als die Werkfrommen - drum sei andächtig, Arjuna!


47. Und unter den Andächt'gen all, wer mich verehret glaubensvoll,
Sein Innres ganz mir wendend zu - gilt mir als der Andächtigste.
 
Muttersöhnchens Erziehung. – 24. Juni 1841

[HIM 1.410624.1] Höre, deinen Sohn beherrschen drei Geister böser Art! 

...

Das aber ist das Rezept:

...

[HIM 1.410624.9] Drittens, lasse ihn vor jeder Beschäftigung bei einer Viertelstunde laut beten, 
  • und zwar allezeit recht langsam und wohlbedächtig ein „Vaterunser“ 
  • und dann mehrere passende Stellen aus Psalmen Davids
  • aus den Propheten 
  • und so manches aus dem Buche Sirach

Dadurch wird er gar bald seiner üblen Gesellschaft los werden.

[HIM 1.410624.10] Und solches mag er dann beständig fortsetzen fürs ewige Leben und zur einst möglichen, sicheren Gewinnung Meiner Gnade, die mehr wiegt denn alle hohen Schulen der Schulen.


[Das klingt insbesondere für die heutige Zeit, in welcher der Eigenwille des Kindes auch durch Gesetze des Drachens immer mehr in eine fatale destabilisierende Richtung gehen, oberflächlich betrachtet "hart". "Kinderrechte", jede Form der "Gewalt", und damit weise liebevolle konsequente Erziehung, wäre schlecht, verderbnisbringender Eigenwille der Kinder, die ihnen auch in Schulen unterschwellig eingeredet werden oder sie verführt werden, wären ihr Recht. Sogar gegen Geschlechtsumwandlungen sollen Eltern nichts sagen dürfen! Auch sonst geht es in Schulen heute wesentlich häufiger um gemeinsame Vergnügungsveranstaltungen, die in eine verderbnisbringende Richtung gehen. 
Ist nun die üble Trägheit bzw. Genusssucht und Widerstand gegen Sinnvolles, die bis zu Lug und Trug gehen, bereits "eingerissen", so ist disziplinierter Gehorsam (Rituale) gegenüber der Weisheit und der Liebe - siehe auch 4. Gebot - die Chance, das Kind davon zu befreien. ]
 
6. Kapitel – Von den Schwerpunkten und den Säften der Erde.

5. Januar 1847

[ER 6.1] Wenn ihr es vermöchtet, mit gleich einem starken Mikroskope vergrößernden Augen einen Baumstamm von dessen Kern bis zur Außenrinde mit einem Male zu durchblicken und so auch von der untersten Wurzelfaser bis hinauf zur äußersten Knospenspitze, so würdet ihr da neben den aufsteigenden Röhren, welche mit zahllosen Pumpen, Schlußklappen und Öffnungsventilen versehen sind, noch eine Menge kleinerer Querorgane entdecken, welche vom Kern des Baumes bis zur äußersten Rinde in den mannigfaltigsten Windungen und Krümmungen sich erstrecken und allenthalben, wo sie durch eine aufsteigende Röhre gehen, mit einer elastischen Klappenöffnung versehen sind. Alle diese Pumpen, Klappen, Ventile sind gewisserart sonderheitliche Schwerpunkte, durch welche das Lebensprinzip in den ganzen Baum verteilt wird, und alle diese Haupt- und Seitenröhren oder die euch bekannten drei Bäume sind verbunden durch die bezeichneten Querröhrchen, die sich vom Marke bis zur Rinde hinaus erstrecken. Durch diese wirkt dann das Hauptlebensprinzip des Baumes, oder gewisserart das Herz desselben, in alle Teile des eben bezeichneten Baumes.
[ER 6.2] Wir haben schon einmal oben angedeutet, daß neben dem Hauptschwerpunkte noch eine Menge anderer, kleinerer Schwerpunkte in der Materie vorhanden sind, jedoch das „Wo“ zur deutlichen Erklärung für die Folge vorbehalten. Eben hier aber ist der Punkt und der rechte Platz, wo sich eben dieses „Wo“ der Nebenschwerpunkte auf eine sehr beschauliche Weise bestimmen läßt. Soviel wissen wir nun schon aus dieser Mitteilung, daß der Schwerpunkt in der organischen Materie der eigentliche, dieselbe belebende Wirkungspunkt ist; ist das aber unwidersprechlich der Fall, so ist gewisserart auf jedem Platze in der Materie eben auch ein kleiner Nebenschwer- oder Wirkungspunkt, wo eben die oben besprochenen Querorgane die aufsteigenden Organe gewisserart durchbohren und in den aufsteigenden Organen eben auf dem Durchgangspunkte eine besondere Wirkung hervorbringen, was sich jemand auch durch andere Behelfe bildlich vorstellen kann.
[ER 6.3] Man lege z. B nur zwei Hölzer quer übereinander, so wird bei diesen Hölzern sicher auf dem Punkte, wo sie sich berühren, eine leicht wahrnehmbare Wirkung entstehen; nämlich das untere Stück des Querholzes wird im Augenblicke der Berührung des obenauf liegenden Stückes dessen Gewicht mit dem seinen vereinen. Will nun jemand den unteren Querbalken aufheben, so hat er es nicht nur mit dessen eigenem Gewichte, sondern auch mit dem Gewichte des querüber liegenden Balkens zu tun, aus welcher Erscheinung klar und deutlich hervorgeht, daß dieser neue Berührungspunkt eine offenbare Gewichtsveränderung in dem unter ihm liegenden Balken und somit einen neuen Schwerpunkt zuwege gebracht hat. Wird das obenliegende Querholz gar mit dem untenliegenden entweder mittelst Band oder Heftnagel gefestigt, so haben beide Teile ihre Schwere verändert, weil ein jeder das Gewicht des andern durch eben diesen Berührungspunkt annimmt.
[ER 6.4] Durch dieses Beispiel habt ihr schon einen kleinen Begriff bekommen, wie gewisse Berührungspunkte der Materie auf dieselbe wirken.
[ER 6.5] Hier war bloß von einer Gewichtsveränderung die Rede, welche allerdings auch eine bedeutende Veränderung ist, weil dadurch ein Doppelgewicht von diesen zwei Körpern in ein potenziertes verwandelt wird. Gehen wir aber zu einem andern Beispiele:
[ER 6.6] Stellt euch eine Wasserleitung vor, bei der es sich auf einem Punkte handelt, daß zwei Wasserleitungsröhren, in denen das Wasser von einem Bassin auf zwei Punkte hingeleitet werden muß, sich durchbrechen müssen. Ein Wasserstrahl muß da gewisserart durch den andern; dadurch aber hemmt auf dem Durchschneidungspunkte ein Wasserstrahl den andern. Über diesen durchschneidenden Hemmungspunkt hinaus geht dann das Wasser wieder seinen ordentlichen Weg fort, so wie es bis zu diesem Punkte her gegangen ist.
[ER 6.7] Was wohl wird dieser Hemmungspunkt für Erscheinungen bieten? – Es wird das Wasser beider Röhren sich erst wirbelnd vereinen, und aus diesem Wirbel wird dann das vereinte Wasser in die beiden, weiter fortgesetzten Röhren dringen, was noch dadurch ersichtlicher und begreiflicher würde, so die eine Röhre Wasser und die andere Wein leitete. Bis zu diesem Punkte würde sicher jedermann aus der einen Röhre Wein und aus der anderen Wasser bekommen; über diesen Punkt hinaus aber wird dann jede Röhre gleich einen gewässerten Wein führen.
[ER 6.8] Sehet, aus dem Beispiele geht schon eine bedeutend merklichere Wirkung hervor, welche durch diesen Durchgangspunkt, der sonach ein Nebenschwerpunkt ist, hervorgebracht wird. Etwas Ähnliches bewirken aber eben auch in einem Baume die Querröhrchen in den Punkten, wo sie die aufsteigenden Röhrchen durchschneiden.
[ER 6.9] Nachdem wir dieses Beispiel, das schon deutlicher als das erste ist, genau durchschaut haben, wollen wir noch zu einem dritten, ähnlichen, aber zusammengesetzteren schreiten.
[ER 6.10] Stellet euch wieder eine Wasserleitung vor, bei der aber auf einem Punkte sich eine Anzahl von etwa zehn, oder noch darüber, Röhren strahlenförmig durchschneiden möchten. Wenn in einer jeden Röhre nur Wasser geleitet würde, so würde sich das Wasser in diesem Röhrenvereinigungspunkte durch eine starke Wirbelbewegung vermengen und so erst von da weiter in die weiteren Ableitungsröhren als gemengt fortdringen, so daß jeder am Ende einer jeden Röhre gewisserart ein zehn- oder mehrfach gemengtes Wasser bekäme.
[ER 6.11] Um diese aber wieder deutlicher zu erkennen, lassen wir durch jede Vor- oder Einleitungsröhre eine ganz andere Flüssigkeit leiten, wie z.B. durch die eine wohl Brunnenwasser, durch die zweite einen Sauerbrunnen, durch die dritte Wein, durch die vierte Bier, durch die fünfte Milch, durch die sechste Essig, durch die siebente Spiritus, durch die achte Oel, durch die neunte Lauge und durch die zehnte gar Met. Bis zu dem vereinigten Durchgangspunkte wird ein jeder, so er die Röhre öffnen würde, die ursprüngliche Flüssigkeit erhalten; nach dem Vereinigungspunkte aber wird jede Fortleitungsröhre ganz sicher ein Gemenge von allen obgenannten zehn Flüssigkeiten haben und sicher kein lauteres Aussehen mehr besitzen.
[ER 6.12] Sehet, solche nun beschriebene kleine Aquädukte hat unser Baum in zahlloser Menge, und je weiter gegen die Rinde hinaus, desto vielfältiger diese Leitungskanäle, und auch desto mehrstrahliger in einem Punkte; daher gewöhnlich die Rinde eines Baumes ein ähnlicher Flüssigkeitsgemenge-Auswurf ist, und man findet in der Rinde das Schwammartige des Kernes, das Faserartige des Holzes, wie noch eine Menge anderer Bestandteile untereinandergemengt, die im inneren Baume mehr abgesondert in den verschiedenartigen Röhren aufsteigen und ihren speziellen Zweck entweder in der Bildung eines oder des anderen Teiles am Baume erreichen.
[ER 6.13] Nun, da haben wir wieder einen noch klarer vor uns stehenden Nebenschwerpunkt, durch den die frühere Beschaffenheit der Lebenssäfte eines Körpers in eine ganz andere übergeht und auch wieder ganz eigene Effekte zuwege bringt, was auch bei einem quer durchschnittenen Baume eben nicht schwer zu erschauen ist.
[ER 6.14] Diese verschiedenen Ringe, die euch unter dem Namen „die Jahre“ bekannt sind, und der zwischen ihnen liegende weichere und weißere Splint, wie auch vom Zentrum bis zur Rinde hinausgehende Strahlen bezeugen hinreichend die Wirkung obbeschriebener kleinen Nebenschwerpunkte, was freilich lauter Nachwirkungen sind von einer hauptbelebenden Wirkung, welche sich ungefähr dort in dem Baume befindet, wo aus allen Wurzeln und Wurzen die Kerne in den Hauptkern des Stammes einmünden, allwo denn auch der Hauptschwerpunkt oder das gewöhnliche Herz des Baumes seinen Sitz hat, dessen Verletzung dem Baume auch unrettbar den Tod bringt.
[ER 6.15] Wie ihr aber jetzt bei dem Baume gesehen habt, daß in ihm die schon bekanntgestellten drei Bäume durch diese verschiedenen Kanäle verbunden sind, und wie da die verschiedenen Wirkungen hervorgebracht werden, eben also ist es auch bei unserem Erdkörper der Fall; nur natürlich in einem verhältnismäßig größeren und ausgedehnteren Verhältnisse, was wieder leicht zu begreifen ist, weil die Erde doch sicher ein größerer Körper ist als ein Baum.
[ER 6.16] Wie aber bei einem Baume aus dessen Herzen zahllose Kanäle aufsteigen, und wie von dem Kerne des Baumes, der gewisserart eine Fortsetzung des Baumherzens ist, eben wieder eine Menge noch kleinerer Querröhrchen auslaufen und die aufsteigenden Kanäle, besonders gegen die Rinde hinaus, stets vielfältiger und durchkreuzter durchbrechen, eben also ist es auch bei dem Erdkörper der Fall: Je näher beim Herzen desselben die Organe liegen, desto größer sind sie; je weiter davon, desto kleiner werden sie, aber auch desto bis ins Unendliche verzweigter.
[ER 6.17] Aus dieser möglichst klaren Darstellung aber könnt ihr nun auch begreifen und sicher recht gut einsehen, wie die schon bekanntgegebenen drei Erden in einer miteinander verbunden sind, und wie der Hauptschwerpunkt der Erde durch die zahllosen Kanäle und durch die sich häufigere Durchschneidung derselben bis zur Oberfläche herauf wirkt, und wie gestaltig die sogenannten Nebenschwerpunkte beschaffen und eingerichtet sind.
[ER 6.18] Ich höre aber soeben, wie nach der Durchlesung dieser Zeilen jemand fragt: „Das ist richtig, und man kann dagegen nichts einwenden; aber woher nimmt denn das Erdherz alle die verschiedenartigen Säfte, die es ursprünglich in einzelnen größeren Kanälen fortleitet und sie erst dann bei den Durchschnittspunkten in eine zweite, gemischte Substanz verwandelt, und das – je weiter gegen die Oberfläche herauf, desto gemischter?“
[ER 6.19] Da, Meine Lieben, muß Ich euch diese Lehre geben:
[ER 6.20] Auch ein Baum saugt nichts als Regentropfen und den Tau der Erde durch seine Wurzelfasern ein; aber in seinem Herzen und Magen zugleich habe Ich schon Meine wohlkonditionierten Chemiker hingestellt, die diese eingesogenen Säfte gehörig zu sondieren und gewisserart wohl zu richten verstehen, und das zwar auf eine Art und Weise, wie solche nie auch ein allergelehrtester Chemiker erforschen und erkennen wird.
[ER 6.21] Eben also ist das auch mit den inneren Säften der Erde der Fall. Mögen sie in noch so einfacher Substanz in dasselbe Erdherz aufgenommen werden, so werden sie aber von den daselbst angestellten Hauptchemikern dennoch so sorgfältig geschieden und in dem gerechtesten Maße in die entsprechenden Fortleitungskanäle eingeleitet und fortgeführt, daß da nicht ein Tropfen zu viel oder zu wenig von einer oder der andern Substanz zu seiner Bestimmung gelangt.
[ER 6.22] Wie aber solches geschieht, kann auf dem naturmäßigen Wege niemals erörtert werden, wohl aber auf dem geistigen, auf den wir aber erst später hinauskommen werden; daher solle auch da niemand albernerweise fragen: Was sind diese Ursubstanzen in naturmäßiger Hinsicht für ein Material?“, und solle auch niemand auf Kohlen- und Sauerstoff und auf was noch für allerlei Stoffwerk raten; denn wenn es sich um Substanzen handelt, da gibt es wenig Stoffartiges dabei. So ist auch die Seele der Tiere sowie des Menschen eine Substanz, und es gibt da wenig Kohlen- und Sauerstoff dabei.
[ER 6.23] Da wir aber nun die Erde insoweit schon beschaut haben, daß wir nun wissen, wie deren innerer Bau im allgemeinen beschaffen ist, so wollen wir nun eben diesen Bau in der Folge mehr, insoweit es nötig ist, speziell betrachten, oder wir wollen die inneren Gemächer des Erdkörpers mit dem geistigen Auge gewisserart durchwandern und uns in jeder der vorerwähnten drei Erden überall ein wenig aufhalten, wo es etwas besonders Denkwürdiges zu beschauen gibt.
 
 
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