Die innere Welt.
Himmelgaben – 17. Dezember 1841, Fortsetzung
1]
So recht tief im Menschenherzen /
eine Stätte ohne Schmerzen /
ist von heil'gem Licht erhellt. /
Dort ruht still die inn're Welt.
2]
Leise schweben ohne Klage /
dort die Schatten herber Tage, /
werden endlich sonnenhell /
an des Lebens heil'gem Quell.
3]
Hier erweiset wahres Gute /
dir die flüchtige Minute, /
ja sie trägt, vom Trug befreit, /
wahre Lebensseligkeit!
4]
Und den wahren Freundschaftsstunden /
wird ein ew'ger Kranz gewunden. /
Selbst der Ton, den Schmerz erzwang, /
löst sich auf in frohen Sang!
5]
O der Welt im inn'ren Herzen! /
Nur am heißen Tag der Schmerzen /
findst du die verborg'ne Tür, /
findst den schmalen Pfad zu ihr!
6]
So dich nun des Lebens Schwere /
drückt und in der Welten Leere /
dir sich auch kein Sternlein hellt, /
flieh' in diese inn're Welt!
7]
Wenn auf deines Lebens Höhen /
schwarzen Zweifels Stürme wehen /
und an nichts dein Glaube hält, /
flieh in diese inn're Welt!
8]
Und wenn dann am Wanderziele /
wohl dir wird, und sanft und stille /
einst des Lebens Schleier fällt, /
wirst Mich finden in der Welt!
9]
Diese Welt mußt du dir wählen, /
sie wird dir dein Selbst erhellen. /
Sie ist Meine Welt in dir, /
deines Lebens Lichtrevier!
10]
Was dein Auge nie gefunden /
und dein Herz noch nie empfunden /
beut die Welt als Lebenspfand /
dir aus heil'ger Vaterhand!