Nächstenliebe - A-SITE

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Nächstenliebe

Lebensübungen > Himmlisch oder höllisch?
Wusstet ihr, dass auch übermäßige Nächstenliebe schlechte Folgen hat?

Und dass nicht alle Menschen gleich sind, und daher jeweils andere Hilfeleistungen passend sind?
 
  • Das andere aber ist ihm gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Matthäus 22.39
  • Denn alle Gesetze werden in einem Wort erfüllt, in dem: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." Galater 5.14
  • ehre Vater und Mutter;" und: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Matthäus 19.19
  • So ihr das königliche Gesetz erfüllet nach der Schrift: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst," so tut ihr wohl; Jakobus 2.8
  • Und das andere ist ihm gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Es ist kein anderes Gebot größer denn diese. Markus 12.31
  • Du sollst nicht rachgierig sein noch Zorn halten gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; denn ich bin der HERR. 3. Mose 19.18
  • Er antwortete und sprach: "Du sollst Gott, deinen HERRN, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten als dich selbst." Lukas 10.27
  • Denn was da gesagt ist: "Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; dich soll nichts gelüsten", und so ein anderes Gebot mehr ist, das wird in diesen Worten zusammengefaßt: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Römer 13.9   
 
GS2 103. Kapitel – Zwölfter Saal – 12. Gebot: 

Die Nächstenliebe.

[GS 2.103.1] Wir sind darin und erblicken hier in der Mitte dieses großen und prachtvollen Saales ebenfalls wieder eine Sonnentafel und in deren Mitte mit rotleuchtender Schrift geschrieben: „Dies ist dem ersten gleich, daß du deinen Nächsten liebest wie dich selbst; darinnen ist das Gesetz und die Propheten.“ – 

Da dürfte sogleich jemand aufstehen und sagen: Wie soll das zu verstehen sein: den Nächsten wie sich selbst lieben? Die Sichselbst- oder Eigenliebe ist ein Laster, somit kann die gleichförmige Nächstenliebe doch auch nichts anderes als ein Laster sein, indem die Nächstenliebe auf diese Weise die Selbst- oder Eigenliebe ja offenbar als Grund aufstellt. Will ich als ein tugendhafter Mensch leben, so darf ich mich nicht selbst lieben. Wenn ich mich aber nicht selbst lieben darf, so darf ich ja auch den Nächsten nicht lieben, indem das Liebeverhältnis zum Nächsten dem Eigenliebeverhältnisse als vollkommen gleichlautend entsprechen soll. 

Demnach hieße ja „den Nächsten wie sich selbst lieben“ den Nächsten gar nicht lieben, weil man sich selbst auch nicht lieben soll.


Das rechte Maß der Eigenliebe ist entscheidend

2] Sehet, das wäre schon so ein gewöhnlicher Einwurf, dem zu begegnen freilich nicht gar zu schwer fallen dürfte. Indem eines jeden Menschen Eigenliebe so viel als sein eigenes Leben selbst ausmacht, so versteht sich in diesem Grade die natürliche Eigenliebe von selbst, denn keine Eigenliebe haben, hieße so viel als kein Leben haben!

3] Es handelt sich hier demnach darum, den Unterschied zwischen der gerechten und ungerechten Eigenliebe zu erkennen.

4] „Gerecht“ ist die Eigenliebe, wenn sie nach den Dingen der Welt kein größeres Verlangen hat, als was ihr das rechte Maß der göttlichen Ordnung zugeteilt hat, welches Maß in dem siebenten, neunten und zehnten Gebote hinreichend gezeigt wurde. Verlangt die Eigenliebe über dieses Maß hinaus, so überschreitet sie die bestimmten Grenzen der göttlichen Ordnung und ist beim ersten Übertritte schon als Sünde zu betrachten. 


Nächstenliebe außerhalb des Maßes ist Abgötterei und verdirbt

Nach diesem Maßstabe ist demnach auch die Nächstenliebe einzuteilen; denn so jemand einen Bruder oder eine Schwester über dieses Maß hinaus liebt, so treibt er mit seinem Bruder oder mit seiner Schwester Abgötterei und macht ihn dadurch nicht besser, sondern schlechter.


Außerordentliche Nächstenliebe erzeugt Herrscher

5] Früchte solcher übermäßigen Nächstenliebe sind zumeist alle die heutigen und allzeitigen Beherrscher der Völker. Wieso denn? – Irgendein Volk hat einen aus seiner Mitte wegen seiner mehr glänzenden Talente über das gerechte Maß hinaus geliebt, machte ihn zum Herrscher über sich und mußte es sich hernach gefallen lassen, von ihm oder von seinen Nachkommen für diese Untugend empfindlich gestraft zu werden.

6] Man wird hier sagen: Aber Könige und Fürsten müssen ja doch sein, um die Völker zu leiten, und sie seien von Gott Selbst eingesetzt. – Ich will dagegen nicht gerade verneinend auftreten, aber die Sache beleuchten, wie sie ist und wie sie sein sollte, will ich hier bei dieser Gelegenheit.

7] Was spricht der Herr zum israelitischen Volke, als es einen König verlangte? Nichts anderes als: „Zu allen Sünden, die dieses Volk vor Mir begangen hat, hat es auch die größte hinzugefügt, daß es, mit Meiner Leitung unzufrieden, einen König verlangt“. – Aus diesem Satze läßt sich, meine ich, hinreichend erschauen, daß die Könige von Gott aus dem Volke nicht als Segen, sondern als ein Gericht gegeben werden.

8] Frage: Sind Könige notwendig an der Seite Gottes zur Leitung der Menschheit? Diese Frage kann mit derselben Antwort beantwortet werden wie eine andere Frage, welche also lautet: Hat der Herr bei der Erschaffung der Welt und bei der Erschaffung des Menschen irgendeines Helfers vonnöten gehabt?

9] Frage weiter: Welche Könige und Fürsten, zu jeder Zeit wie gegenwärtig helfen dem Herrn, die Welten in ihrer Ordnung zu erhalten und sie auf ihren Bahnen zu führen? Welchen Herzog braucht Er für die Winde, welchen Fürsten für die Ausspendung des Lichtes und welchen König zur Überwachung des unendlichen Welten- und Sonnenraumes? Vermag aber der Herr ohne menschlich fürstliche und königliche Beihilfe den Orion zu gürten, dem Großen Hunde seine Nahrung zu reichen und das große Welten- und Sonnenvolk in unverrücktester Ordnung zu erhalten, sollte Er da wohl vonnöten haben, bei den Menschen dieser Erde Könige und Fürsten einzusetzen, die Ihm in seinem Geschäfte helfen sollten?


Zuerst Theokratie, dann durch übermäßige Liebe Abfall ins Gericht

10] Gehen wir auf die Urgeschichte eines jeden Volkes zurück, und wir werden finden, daß ein jedes Volk uranfänglich eine rein theokratische Verfassung hatte, das heißt, sie hatten keinen andern Herrn über sich als Gott allein. Erst mit der Zeit, als hie und da Völker mit der höchst freien und liberalsten Regierung Gottes unzufrieden wurden, weil es ihnen unter solcher zu gut ging, da fingen sie an, sich gegenseitig übermäßig zu lieben. Und gewöhnlich ward irgendein Mensch besonderer Talente halber der allgemeinen Liebe zum Preise. Man verlangte ihn zum Führer. Aber beim Führer blieb es nicht, denn der Führer mußte Gesetze geben, die Gesetze mußten sanktioniert werden, und so ward aus dem Führer ein Herr, ein Gebieter, ein Patriarch, dann ein Fürst, ein König und ein Kaiser.

11] Also sind Kaiser, Könige und Fürsten von Gott aus nie erwählt worden, sondern nur bestätigt zum Gerichte für diejenigen Menschen, die zufolge ihres freien Willens solche Kaiser, Könige und Fürsten aus ihrer Mitte erwählt hatten und ihnen alle Gewalt über sich eingeräumt haben.

12] Ich meine, es wird diese Beleuchtung hinreichen, um einzusehen, daß jedes Übermaß sowohl der Eigen- als der Nächstenliebe vor Gott ein Greuel ist.


Göttliche Ordnung

13] Den Nächsten sonach wie sich selbst lieben heißt: den Nächsten in der gegebenen göttlichen Ordnung lieben, also in jenem gerechten Maße, welches von Gott aus einem jeden Menschen von Urbeginn an zugeteilt ist. Wer solches noch nicht gründlich einsehen möchte, dem will ich noch ein paar Beispiele hinzufügen, aus denen er klar ersehen kann, welche Folgen das eine wie das andere Übermaß mit sich bringt.


Beispiel: Der Millionär mit zuviel Eigenliebe

14] Nehmen wir an, in irgendeinem Dorfe lebt ein Millionär. Wird dieser das Dorf beglücken, oder wird er es ins Unglück stürzen? Wir wollen sehen. Der Millionär sieht, daß es mit den öffentlichen Geldbanken schwankt; was tut er? Er verkauft seine Obligationen und kauft dafür Realitäten, Güter. Die Herrschaft, zu der er früher nur ein Untertan war, befindet sich wie gewöhnlich in großen Geldnöten. Unser Millionär wird angegangen, der Herrschaft Kapitalien zu leihen. Er tut es gegen gute Prozente und auf die sichere Hypothek der Herrschaft selbst. Seine Nachbarn, die anderen Dorfbewohner, brauchen auch Geld. Er leiht es ihnen ohne Anstand auf Grundbuch-Eintrag. Die Sache geht etliche Jahre fort. Die Herrschaft wird immer unvermögender und die Dorfnachbarn nicht wohlhabender. Was geschieht? Unser Millionär packt zuerst die Herrschaft, und diese, nicht im Besitz eines Groschen Geldes mehr, muß sich auf Gnade und Ungnade ergeben, bekommt höchstens aus lauter Großmut ein Reisegeld, und unser Millionär wird Herrschaftsinhaber und zugleich Herr über seine ihm schuldenden Nachbarn. Diese, weil sie ihm weder Kapital noch Interessen zu zahlen imstande sind, werden bald abgeschätzt und gepfändet.

15] Hier haben wir die ganz natürliche Folge des Glückes, welches ein Millionär oder ein Besitzer des Übermaßes der Eigenliebe den Dorfbewohnern bereitet hat. Mehr braucht man darüber nicht zu sagen. – Gehen wir aber auf den zweiten Fall über.


Beispiel: Der Wohltäter mit zuviel Nächstenliebe

16] Es lebt irgendwo eine überaus dürftige Familie. Sie hat kaum so viel, um ihr tägliches Leben kümmerlichst zu fristen. Ein überaus reicher und auch selten wohltätiger Mann lernt diese arme, aber sonst brave und schätzenswerte Familie kennen. Er, im Besitze von mehreren Millionen, erbarmt sich dieser Familie und denkt bei sich: Ich will diese Familie auf einmal wahrhaft zum Schlagtreffen glücklich machen. Ich will ihr eine Herrschaft schenken und noch dazu ein ansehnliches Vermögen von einer halben Million. Dabei will ich die Freude haben, zu sehen, wie sich die Gesichter dieser armen Familie sonderlich aufheitern werden. – Er tut es, wie er beschlossen. Eine ganze Woche lang werden in der Familie nichts als Freudentränen vergossen, auch dem lieben Herrgott wird manches „Gott sei Dank“ entgegengesprochen.

17] Betrachten wir diese beglückte Familie aber nur ungefähr ein Jahr später, und wir werden an ihr allen Luxus so gut entdecken, als er nur immer in den Häusern der Reichen zu Hause ist. Diese Familie wird zugleich auch hartherziger und wird sich nun an allen jenen geheim zu rächen bemüht sein, die sie in ihrer Not nicht haben ansehen wollen. Das „Gott sei Dank“ wird verschwinden, aber dafür werden Equipage, livrierte Bediente u. dgl. m. eingeführt.

18] Frage: Hat dieses große Übermaß der Nächstenliebe dieser armen Familie genützt oder geschadet? Ich meine, hier braucht man nicht viel Worte, sondern nur mit den Händen nach all dem Luxus zu greifen, und man wird es auf ein Haar finden, welchen Nutzen diese Familie fürs ewige Leben durch ein an ihr verübtes Übermaß der Nächstenliebe empfangen hat. Aus dem aber wird ersichtlich, daß die Nächstenliebe sowie die Eigenliebe stets in den Schranken des gerechten göttlichen Ordnungsmaßes zu verbleiben hat.


Beispiel: Die negativen Folgen, wenn die Braut zu sehr geliebt wird

19] Wenn der Mann sein Weib über die Gebühr liebt, da wird er sie verderben. Sie wird eitel, wird sich hochschätzen und wird daraus eine sogenannte Kokette. Der Mann wird kaum Hände genug haben, um überall hinzugreifen, daß er die Anforderungen seines Weibes befriedigt.

20] Auch ein Bräutigam, wenn er seine Braut zu sehr liebt, wird sie dreist und am Ende untreu machen.

21] Also ist das gerechte Maß der Liebe allenthalben vonnöten. Dennoch aber besteht die Nächstenliebe in etwas ganz anderem, als wir bis jetzt haben kennengelernt. – Worin aber innerer geistiger Weise die Nächstenliebe besteht, das wollen wir im Verfolge dieser Mitteilung klar erkennen lernen. –

 
7. GEBOT ❤️ DU SOLLST NICHT STEHLEN !
9. GEBOT ❤️ DU SOLLST NICHT BEGEHREN, WAS DEINES NÄCHSTEN IST
10. GEBOT ❤️ DU SOLLST NICHT BEGEHREN DEINES NÄCHSTEN WEIB
 
GS2 - 104. Kapitel – 

Worin besteht die eigentliche wahre Nächstenliebe?

Wer ist der "Nächste"?

1] Um gründlich zu wissen, worin die eigentliche wahre „Nächstenliebe“ besteht, muß man zuvor wissen und gründlich verstehen, wer so ganz eigentlich ein Nächster ist. Darin liegt der Hauptknoten begraben. Man wird sagen: Woher sollte man das nehmen? Denn der Herr Selbst, als der alleinige Aufsteller der Nächstenliebe, hat da nirgends nähere Bestimmungen gemacht. Als Ihn die Schriftgelehrten fragten, wer der Nächste sei, da zeigte Er ihnen bloß in einem Gleichnisse, wer ein Nächster zum bekannten verunglückten Samaritan war, nämlich ein Samaritan selbst, der ihn in die Herberge brachte und zuvor Öl und Wein in seine Wunden goß.


A) Verunglückter und Wohltäter

2] Aus dem aber geht hervor, daß nur unter gewissen Umständen die verunglückten Menschen „Nächste“ an ihren Wohltätern haben und sind somit auch umgekehrt die „Nächsten“ zu ihren Wohltätern. Wenn es also nur unter diesen Umständen „Nächste“ gibt, was für Nächste haben dann die gewöhnlichen Menschen, welche weder selbst ein Unglück zu bestehen haben, noch irgend einmal in die Lage kommen, einem Verunglückten beizuspringen? Gibt es denn keinen allgemeineren Text, der die Nächsten näher bezeichnet? Denn bei diesem ist nur die höchste Not und auf der andern Seite eine große Wohlhabenheit, gepaart mit einem guten Herzen, als Nächstentum einander gegenübergestellt.

3] Wir wollen daher sehen, ob sich nicht solche ausgedehntere Texte vorfinden. Hier wäre einer, und dieser lautet also:


B) Feinde

4] „Segnet, die euch fluchen, und tuet Gutes euren Feinden!“ – Das wäre ein Text, aus welchem klar zu ersehen ist, daß der Herr die Nächstenliebe sehr weit ausgedehnt hat, indem Er sogar die Feinde und Flucher nicht ausgenommen hat.


C) höchster Notfall

5] Ferner lautet ein anderer Text: „Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon“. Was will der Herr damit anzeigen? Nichts anderes, als daß der Mensch keine Gelegenheit vorübergehen lassen soll, um dem Nächsten Gutes zu tun. Er gestattet sogar, in äußerer Hinsicht genommen, eine offenbare Veruntreuung am Gute eines Reichen, wenn dadurch, freilich nur im höchsten Notfalle, vielen oder wenigstens mehreren Bedürftigen geholfen werden kann.


D) Arme

6] Weiter finden wir einen Text, wo der Herr spricht: „Was ihr immer einem aus diesen Armen Gutes tut in Meinem Namen, das habt ihr Mir getan“. – Diesen Satz bestätigt der Herr bei der Darstellung des „jüngsten“ oder geistigen Gerichtes, da Er zu den Auserwählten spricht: „Ich kam nackt, hungrig, durstig, krank, gefangen und ohne Dach und Fach zu euch, und ihr habt Mich aufgenommen, gepflegt, bekleidet, gesättigt und getränkt“ – und desgleichen zu den Verworfenen, wie sie solches nicht getan haben. Die Guten entschuldigen sich, als hätten sie solches nie getan, und die Schlechten, als möchten sie solches wohl getan haben, so Er zu ihnen gekommen wäre. Und der Herr deutet dann deutlich an:

7] „Was immer ihr den Armen in Meinem Namen getan oder nicht getan habt, das galt Mir.“ –

8] Aus diesem Texte wird die eigentliche Nächstenliebe schon ziemlich klar herausgehoben, und es wird gezeigt, wer demnach die eigentlichen Nächsten sind.

9] Wir wollen aber noch einen Text betrachten. Dieser lautet also: „So ihr Gastmähler bereitet, da ladet nicht solche dazu, die es euch mit einem Gegengastmahle vergelten können. Dafür werdet ihr keinen Lohn im Himmel haben, denn solchen habt ihr auf der Welt empfangen. Ladet aber Dürftige, Lahme, Bresthafte, in jeder Hinsicht arme Menschen, die es euch nicht wieder vergelten können, so werdet ihr euren Lohn im Himmel haben. 

Also leihet auch denen euer Geld, die es euch nicht wieder zurückerstatten können, so werdet ihr damit für den Himmel wuchern. Leihet ihr aber euer Geld denen, die es euch zurückerstatten können samt Interessen, so habt ihr euren Lohn dahin. 

Wenn ihr Almosen gebet, da tut solches im stillen, und eure rechte Hand soll nicht wissen, was die linke tut. Und euer Vater im Himmel, der im Verborgenen sieht, wird euch darum segnen und belohnen im Himmel!“

10] Ich meine, aus diesen Texten sollte man schon fast mit den Händen greifen, wer vom Herrn aus als der eigentliche Nächste bezeichnet ist. Wir wollen darum sehen, was für ein Sinn dahintersteckt.

(Anmerkung: Es geht auch darum, ob jemand innerlich umkehren möchte. Es ist nicht im Namen Gottes unweise so zu "helfen", dass Gefallene innerlich in jenen Eigenschaften verbleiben, durch welche sie Gott hat fallen lassen!)


Gebende und Empfangende

11] Überall sehen wir vom Herrn aus nur Arme den Wohlhabenden gegenübergestellt. Was folgt daraus? 
Nichts anderes, als daß die Armen den Wohlhabenden gegenüber als die eigentlichen Nächsten vom Herrn aus bezeichnet und gestellt sind, und nicht Reiche gegen Reiche und Arme gegen Arme. 
Reiche gegen Reiche können sich nur dann als Nächste betrachten, wenn sie sich zu gleich guten, Gott wohlgefälligen Zwecken vereinen. 
Arme aber sind sich ebenfalls nur dann als Nächste gegenüberstehend, so sie sich ebenfalls nach Möglichkeit in der Geduld und in der Liebe zum Herrn wie unter sich brüderlich vereinen.

12] Der erste Grad der Nächstenliebe bleibt demnach immer 
zwischen den Wohlhabenden und Armen
und zwischen den Starken und Schwachen
und steht in gleichem Verhältnisse mit dem zwischen Eltern und Kindern.

13] Warum aber sollen die Armen gegenüber den Wohlhabenden, die Schwachen gegenüber den Starken, wie die Kinder gegenüber den Eltern als die Allernächsten betrachtet und behandelt werden? Aus keinem andern als aus folgendem ganz einfachen Grunde, weil der Herr, als zu einem jeden Menschen der Allernächste, Sich nach Seinem eigenen Ausspruche vorzugsweise in den Armen und Schwachen wie in den Kindern auf dieser Welt repräsentiert. Denn Er spricht ja Selbst: „Was immer ihr den Armen tut, das habt ihr Mir getan!“ – Werdet ihr Mich schon nicht immer wesenhaft persönlich unter euch haben, so werdet ihr aber dennoch allezeit Arme als gewisserart (wollte der Herr sagen) Meine vollkommenen Repräsentanten unter euch haben.

14] Also spricht der Herr auch von einem Kinde: „Wer ein solches Kind in Meinem Namen aufnimmt, der nimmt Mich auf“.


Grade des Nächsten entsprechend des Erfülltseins durch den Geist Gottes!

15] Aus allem dem geht aber hervor, daß die Menschen gegenseitig sich nach dem Grade mehr oder weniger als „Nächste“ zu betrachten haben, je mehr oder weniger sie erfüllt sind vom Geiste des Herrn. Der Herr aber spendet seinen Geist nicht den Reichen der Welt, sondern allezeit nur den Armen, Schwachen und weltlich Unmündigen. Der Arme ist dadurch schon mehr und mehr vom Geiste des Herrn erfüllt, weil er ein Armer ist, denn die Armut ist ja ein Hauptanteil des Geistes des Herrn.


Besserungs-Chance für Reiche

16] Wer arm ist, hat in seiner Armut Ähnlichkeit mit dem Herrn, während der Reiche keine hat. Diese kennt der Herr nicht. Aber die Armen kennt Er. Daher sollen die Armen den Reichen die Nächsten sein, zu denen sie, die Reichen, kommen müssen, wenn sie sich dem Herrn nahen wollen; denn die Reichen können sich unmöglich als die dem Herrn Nächsten betrachten. Der Herr Selbst hat bei der Erzählung vom reichen Prasser die unendliche Kluft zwischen Ihm und ihnen gezeigt. Nur den armen Lazarus stellt Er in den Schoß Abrahams, also als Ihm, dem Herrn, am nächsten.

17] So zeigte der Herr auch bei der Gelegenheit des reichen Jünglings, wer zuvor seine Nächsten sein sollten, bevor er wieder kommen möchte zum Herrn und Ihm folgen. Und allenthalben stellt der Herr so die Armen wie die Kinder als Ihm die Nächsten oder auch als Seine förmlichen Repräsentanten dar. Diese soll der Wohlhabende lieben wie sich selbst, nicht aber auch zugleich die seinesgleichen. Denn darum sprach der Herr, daß dieses Gebot der Nächstenliebe dem ersten gleich ist, womit Er nichts anderes sagen wollte als: Was ihr den Armen tuet, das tut ihr Mir!

18] Daß sich aber die Reichen nicht gegenseitig als die Nächsten betrachten sollen, erhellt daraus, wie der Herr spricht, daß die Reichen nicht wieder Reiche zu Gaste laden und ihr Geld nicht wieder den Reichen leihen sollen, wie auch daraus, daß Er dem reichen Jünglinge nicht geboten hat, seine Güter an die Reichen, sondern an die Armen zu verteilen.


Die Kinder der Reichen

19] Wenn aber irgendein Reicher sagen möchte: Meine Allernächsten sind doch meine Kinder, da sage ich: Mitnichten! Denn der Herr nahm nur ein armes Kind, das am Wege bettelte, auf und sprach: wer ein solches Kind in Meinem Namen aufnimmt, der nimmt Mich auf! Mit Kindern der Reichen hat der Herr nie etwas zu tun gehabt.

20] Aus dem Grunde begeht der Reiche, wenn er ängstlich für seine Kinder sorgt, eine gar starke Sünde gegen die Nächstenliebe. Der Reiche sorgt dadurch für seine Kinder am besten, wenn er für eine dem Herrn wohlgefällige Erziehung sorgt und sein Vermögen nicht für seine Kinder spart, sondern es zum allergrößten Teile den Armen zuwendet. Tut er das, so wird der Herr seine Kinder ergreifen und sie führen den besten Weg. Tut er das nicht, so wendet der Herr Sein Angesicht weg von Ihnen, zieht Seine Hände zurück und überläßt schon ihre zarteste Jugend den Händen der Welt, das heißt aber den Händen des Teufels, damit dann aus ihnen Weltkinder, Weltmenschen, was so viel sagen will als selbst Teufel werden.

21] Wüßtet ihr, wie bis in den untersten, dritten Grad der Hölle alle die Stammkapitalien und besonders die Fideikommisse vom Herrn auf das Erschrecklichste verflucht sind, ihr würdet da vor Schreck und Angst zur Härte eines Diamanten erstarren!

22] Daher sollen ja alle Reichen, wo immer sie sein mögen, dieses soviel als möglich beherzigen, ihr Herz soviel als möglich von ihren Reichtümern abwenden und damit, nämlich mit den Reichtümern, soviel als möglich Gutes tun, wollen sie der ewigen Selchküche entgehen. Denn es gibt jenseits eine zweifache Selchanstalt, eine langwierige in düsteren Örtern, von denen aus nur unbegreiflich eingeschmälerte Pfade führen, auf denen es den Wanderern nicht viel besser ergeht wie den Kamelen vor den Nadelöhren. Es gibt aber auch eine ewige Selchanstalt, aus der meines Wissens bis jetzt noch keine Pfade führen. – Das also zur Beherzigung für Reiche wie auch für jedermann, der irgend so viel besitzt, daß er den Armen noch immer etwas tun kann. Daraus aber ist nun dargetan, worin die eigentliche Nächstenliebe besteht. 

 
Es gilt die Menschentypen zu unterscheiden
Nach den UNO Menschenrechten sind alle Menschen gleich.

Gott und die Seinen sehen das grundlegend anders!

 
105. Kapitel – Praktischer Unterricht der jenseitigen Schüler in der Nächstenliebe.

Ohne Praxis (Liebtätigkeit) kein Weiterkommen

1] Ihr wißt, daß mit dem bloß theoretischen Wissen und Glauben nirgends etwas getan ist. Was nützt es jemanden, wenn er seinen Kopf mit tausend noch so richtigen Theorien angestopft hat? Was nützt es jemanden, wenn er alles für unbedingt wahr hält, was in dem Buche des Lebens geschrieben steht? Das alles nützt einem gerade soviel, als so sich jemand alle musikalischen Theorien buchstäblich zu eigen gemacht hätte und auch zu der Einsicht gelangt wäre, daß er, würde er sich der Theorien praktisch bedienen, im Ernste die eminentesten Kompositionen zustande brächte, oder wenigstens einen auserlesenen Virtuosen auf dem einen oder andern Instrumente abgeben würde. Frage: Wird er mittels aller dieser gründlichen theoretischen Kenntnisse ohne die geringste praktische Fertigkeit irgendein Stück von einigem Werte zu komponieren imstande sein? Oder wird er auch nur den leichtesten Takt einer Komposition entweder schlechthin zu singen oder auf einem Musikinstrumente vorzutragen vermögen? Sicher nicht, denn ohne praktische Übung nützt keine Theorie etwas.

2] Es ist dasselbe, als so es irgendeinen törichten Vater gäbe, der da sein Kind zwar pflegen würde und seinen Verstand ausbilden, ihm aber die Füße stets verbunden hielte. Frage: Wird das Kind gehen können, wenngleich es andere gehen sah und alle Geharten und Fußbewegungen durch einen spanischen Tanzmeister theoretisch kennengelernt hätte? Der erste Schritt, den es wagt, wird schon so unsicher ausfallen, daß das nur theoretisch gebildete Kind sogleich am Boden liegen wird.

3] Es ist damit mehr als klar gezeigt, daß das alleinige Wissen ohne Praxis zu nichts taugt! denn es ist ein brennender Lüster in einem leeren Saale, dessen Licht für sich allein brennt und niemandem zugute kommt. Demnach ist die tatsächliche Ausübung dessen, was man erkannt hat und weiß, unfehlbar die alleinige Hauptsache. Und da es im Reiche der reinsten Geister allzeit vorzugsweise aufs Tun ankommt und die Tätigkeit aus der Nächstenliebe der Hauptgrundsatz alles geistigen Wirkens ist, so wird eben dieses Gebot der Nächstenliebe hier auch mehr tatsächlich als theoretisch gelehrt.


Unterscheidung beim Grad des Nächsten 

4] Wie aber? Diese, wie ihr sehet, schon erwachsenen Schüler werden bei allerlei Gelegenheiten von den schon vollkommeneren Geistern mitgenommen und müssen besonders bei den Neuangelangten von der Erde 

  • die wahrhaftigen Nächsten, 
  • die weniger Nächsten 
  • und dann auch die Fernen 

unterscheiden lernen. Sie müssen da erkennen, wie sie sich zu den Nächsten, zu den weniger Nächsten und zu den Fernen zu verhalten haben.
5] Bekanntlich ist das Mitleidsgefühl der Jugend größer als das des festen Mannesalters. Daher geschieht es auch, daß diese Schüler alles, was ihnen begegnet, mit großem Mitleid und großer Erbarmung aufnehmen.
6] Sie möchten gleich alles in den Himmel hineinschieben, indem sie aus der Erfahrung noch nicht wissen,  daß der Himmel 

  • nur den eigentlichen Allernächsten eine große Seligkeit gewährt, 
  • den weniger Nächsten 
  • und den Fernen aber eine größere, auch allergrößte Qual ist. 


Das jeweils Seinige, Passende geben

Bei diesen Gelegenheiten also lernen sie erst völlig erkennen, wie die eigentliche Nächstenliebe darin besteht, daß man einem jeden Wesen seine Freiheit lassen muß und ihm geben das Seinige.

7] Denn wenn man jemandem etwas anderes tun will, als was dessen Liebe verlangt, so hat man ihm keinen Liebesdienst erwiesen. Wenn einer seinen Nachbarn um einen Rock bittet, und der Nachbar gibt ihm stattdessen einen Laib Brot, wird der Bittende damit zufrieden sein? Sicher nicht, denn er hat ja nur um den Rock, aber nicht um das Brot gebeten.

8] Wenn jemand in ein Haus geht und verlangt eine Braut, und man gibt ihm anstatt der Braut einen Korb voll Salzes, wird er damit zufrieden sein? Und wenn jemand einen Weg in einen gegen Norden gelegenen Ort machen möchte, wo er ein Geschäft hat, ein Freund aber läßt seinen Wagen einspannen, nimmt den Geschäftsmann, der nach Norden soll, auf und fährt mit ihm nach Süden, wird ihm damit geholfen sein?

9] Daher müssen die Geister, ehe sie ihre Nächstenliebe in die praktische Anwendung bringen wollen, erst genau die Liebart der Geister erforschen, die ihnen zugeführt werden. Wie sich diese Liebe vorfindet, gerade also muß auch nach dieser Liebe gehandelt werden.

10] 

  • Wer in die Hölle will, muß dahin sein Geleite haben, denn also ist seine Liebe, ohne welche es für ihn kein Leben gibt. 
  • Und wer in den Himmel will, dem muß jene Leitung werden, daß er, auf den gerechten Wegen geläutert, dann vollkommen befähigt in den Himmel gelangt und da als ein wahrer geheiligter Bürger bestehen kann.

11] Aber es ist auch nicht genug, einen Geist in einen und denselben Himmel zu bringen, sondern der Himmel muß der Liebe des Geistes auf ein Atom entsprechen, denn jeder andere Himmel wird sich mit einem himmlischen Bürger nicht vertragen, und es wird ihm darin ergehen, wie einem Fische in der Luft.

12] Denn eines jeden Menschen Liebeart ist das ihm eigentümliche Lebenselement. Findet er dieses nicht, so ist es um sein Leben bald geschehen. Daher muß auch die Nächstenliebe im Reiche der reinen Geister höchst genau und richtig geläutert und gebildet werden, ehe diese Geister wahrhaft in der göttlichen Ordnung die Neuangekommenen wie auch die schon lange im Geisterreiche Seienden wahrhaft beseligend und belebend aufzunehmen imstande sind.


Sowohl Liebeart des Menschen erkennen, als auch Göttliche Ordnung verstehen

13] Die Bildung dieser Nächstenliebe und ihre Läuterung besteht demnach in dem, die Liebeart in den Geistern zu erforschen und zu erkennen, und dann aber auch die Wege der göttlichen Ordnung zu erkennen und einzusehen, auf welchen diese Geister zu führen und wie sie zu führen sind.


Freier Wille ist nicht zu übergehen! Erst am Schluß Strafen

14] Keinem Geiste darf irgend Gewalt angetan werden. Sein freier Wille, gepaart mit seiner Erkenntnis, bestimmt den Weg und die Liebe des Geistes die Art und Weise, wie er auf demselben zu leiten ist.
15] Wenn die Geister erst 

an den Ort ihrer ihnen zusagenden Liebe kommen und 
dort bösartig auftreten, dann erst ist es an der Zeit – aber wieder nur nach der Art der Bosheit – strafend entgegenzuwirken.


Weihe der Vollendung. Schutzgeister. Geduld.

16] Und sehet nun, in allem dem, was die Nächstenliebe betrifft, werden unsere Schüler auf das genaueste praktisch unterrichtet. Haben sie darin eine Fertigkeit erlangt, bekommen sie die Weihe der Vollendung. Sie werden dann auf eine genau verhältnismäßig bestimmte Zeit den auf der Erde lebenden Menschen als Schutzgeister beigegeben, zumeist aus dem Grunde, um sich bei dieser Gelegenheit in der wahren Geduld des Herrn zu üben. 

Ihr glaubt es kaum, wie schwer es einem solchen himmlisch gebildeten Geiste fällt, mit den halsstarrigen Menschen dieser Erde so im höchsten Grade nachgebend umzugehen, daß diese es nie merken, daß sie von einem solchen Schutzgeiste auf allen Wegen begleitet und nach ihrer Liebe geleitet werden.

17] Fürwahr, es ist keine Kleinigkeit, wenn man mit aller Macht und Kraft ausgerüstet ist und darf als Anfänger nicht Feuer vom Himmel rufen, sondern muß da im Bewußtsein seiner Macht und Kraft fortwährend zusehen, wie der einem anvertraute Mensch sich in allerlei Argem der Welt begründet und des Herrn mehr und mehr vergißt.

18] Eine Kindsmagd hat mit dem bengelhaftest unartigen Kinde einen barsten Himmel gegen der Aufgabe eines im Anfang seiner Mission stehenden Schutzgeistes. Wie viele Tränen müssen diese vergießen, und ihr ganzes Einwirken darf nur in einem allerleisesten Gewissenseinflüstern bestehen oder höchstens bei außerordentlichen Gelegenheiten in der Verhütung gewisser Unglücksfälle, welche auf die Sterblichen der Erde von der Hölle angelegt sind. In allem übrigen dürfen sie nicht einwirken.

19] Nun aber stellt euch nur ein wenig das nicht selten bittere Los eines sogenannten Hauslehrers oder Hofmeisters vor, wenn er recht rohe und bengelhafte Kinder zur Erziehung bekommt. Ist da nicht ein Holzhauerzustand besser? Sicher, denn das Holz läßt sich nach dem Willen des Holzhauers fällen und spalten, aber das ungehobelte Kind spottet des Willens seines Meisters. Doch dieser Zustand ist kaum ein leisester Schatten gegen den eines Schutzgeistes, dessen Schutzbefohlener entweder ein Geizhals, ein Dieb, ein Räuber, ein Mörder, ein Spieler, ein Hurer und Ehebrecher ist. Solche Greueltaten muß der Schutzgeist stets passiv mit ansehen und darf mit all seiner Kraft nicht im geringsten vorgreifend entgegenwirken. Und wenn schon bei manchen Gelegenheiten ein Vorgriff gestattet ist, so muß er aber dennoch so klug angelegt werden, daß der Schützling dadurch in der Freiheitssphäre seines Willens nicht im geringsten behindert wird, sondern höchstens nur in der tatsächlichen Ausführung desselben.

20] Sehet, das ist sonach das zweite praktische Geschäft, in welchem sich unsere geweihten Schüler in der Nächstenliebe und vorzüglich in der Geduld des Herrn üben müssen. – Was aber mit ihnen nach dieser Geduldübung geschieht, wird die Folge zeigen. –


 
 
 
 
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