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China Zoroaster

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Kp. 75 Die Chinesen, als Zoroasterbekenner, etwas besser, doch Fatalisten und Linealisten, daher dort alles klassenmäßig. Radikale Kuren daselbst. Sie (die Chinesen) haben neben dem großen Gotte kleinere Hausgötter. Schöne (!) nützliche bürgerliche Einrichtungen neben den Dummheiten, manch musterhaft Gutes derselben. Sie sind das zahlreichste und meist begüterte Volk. Als Stoiker alla Confuze sind sie Drüben schwer fortschrittlich. Ihre diogenische Selbstzufriedenheit verachtet alle Himmel, und selbst die Herrlichkeit der ewigen Liebe des Allmächtigen.

30.April 1847

[ER 75.1] Neben den Braminen stehen fast auf gleicher Stufe die Chinesen, welche die sogenannte Religion des Zoroaster haben. Diese Menschen sind zwar nicht so wundersüchtig, und daher in ihrer Art um ein Haar besser, als die Braminen; aber dessen ungeachtet sind sie in der eigentlichen Bildung gegen wahre Christen doch überaus weit zurück, denn sie sind einerseits Fatalisten, und andererseits aber dennoch selbst die strengsten Linealisten, welche in allem ihrem Tun und Lassen das „bis hierher und nicht weiter“ festgestellt haben.
[ER 75.2] Ihre Wohnhäuser, ihre Kleidung müssen stets dieselbe Form haben; also auch sind Speisen und Getränke für jede Klasse und für jedes Fest genau bestimmt, wie auch ihre Komplimente und ihre Reden. Es darf nicht vervollkommnet, aber auch nichts verschlechtert werden.
[ER 75.3] Die Krankheiten werden klassenmäßig behandelt; die gemeinste Volksklasse wird allezeit durch‘s Prügeln kuriert, denn sie sagen: Eine innere Krankheit wird dadurch auf die Haut gelockt; diese darf dann, wenn sie einmal gehörig blau geprügelt worden ist, nur auf mehreren Stellen aufgeschnitten werden, so geht dann aller böse Stoff hinaus.
[ER 75.4] Die Cholera wird neben dem Prügeln und Hautaufschneiden auch mit Abschneiden der Zunge kuriert. Das Militär wird fast auf ähnliche Weise kuriert, wenn es krank wird; nur kommt auf die Prügelei gewöhnlich ein Pflaster, welches aus einer Art Pech besteht. Dieses Pflaster wird ziemlich heiß auf den Rücken und auf den Bauch gestrichen, und bleibt dann so lange droben, bis es von selbst herabfällt.
[ER 75.5] Die nobleren Klassen werden mit Rhabarber und Chinarinde kuriert; die Hofbeamten und der Kaiser allein haben das Recht, in ihrem Erkrankungsfalle die ganze Apotheke zu gebrauchen, welche aber nur im allerreichsten Falle aus zehn Medizinen besteht. Das bleibt immer gleich; wem es hilft, dem hilft es, wem aber das nicht hilft, der war zum Sterben bestimmt. –
[ER 75.6] Sie haben nebst dem Einen großen Gotte, den sie als das höchste Wesen verehren, noch eine Menge Hausgötter, welche ihnen in kleinen Dingen behilflich sein sollen; aber mit diesen Hausgöttern hat es zumeist ein sehr mißliches Bewandtnis, und es hat mit ihnen keinen Bestand; denn wenn ein Chinese seinen Hausgott um etwas angeht, und dieser kann es ihm ganz natürlich nicht gewähren, so wird ein solcher Gott bald seines Amtes für verlustig erklärt, darauf von seinem Standpunkte sehr unsanft herabgenommen, und drei Stunden lang geprügelt.
[ER 75.7] Darauf kommt so eine Gottheit in eine alte Rüstkammer, und wird auf diese Weise gewisserart pensioniert. Wenn dann schon eine Menge solcher Götter in der Pension steckt, so wird dann mit ihnen ein Autodafe gehalten, und ihre unnütze Asche wird in einen Fluß geworfen.
[ER 75.8] Also sind sie auch mit der Anlegung ihrer Wege sehr eigentümlich. Ein Weg darf bei ihnen nie über einen Grund gehen, sondern entweder in einen Graben, in dem nichts wächst, oder in dem irgend ein Bach fließt, was aber seltener der Fall ist; denn die Chinesen wissen auch die Gräben voll zu machen. Daher sieht man gewöhnlich Brücken, welche sich viele Meilen weit ziehen, und zwar auf dem trockenen Boden, damit unter der Brücke das Erdreich noch benutzt werden kann.
[ER 75.9] Diese Art ist zwar gut, wenn sie besser konstruiert wäre; aber manchmal sind diese Brücken so schlecht, daß der Wanderer kaum darüber zu kommen vermag, und bricht irgendwo die Brücke durch, so muß der Durchgefallene, wenn er noch am Leben geblieben ist, den Schaden ersetzen, was eben nicht selten geschieht, da solch eine Brücke eine bestimmte Anzahl von Jahren dauern muß. Wird sie vorher schlecht, so wird nichts daran gebessert, außer wenn irgendwo ein Wanderer durchgefallen ist, da muß er sie ausbessern.
[ER 75.10] Neben diesen Brückenwegen gibt es wohl auch einige Heerstraßen, welche lediglich für schweres Fuhrwerk und für‘s Militär bestimmt sind. Diese Heerstraßen sind nie trocken und nie ohne Kot, denn diese werden gewöhnlich nach dem Rinnsale eines Baches geführt, aus welchem Grunde die Chinesen auch meistenteils barfuß gehen; nur wenn sie die Straße verlassen, waschen sie sich die Füße, und ziehen dann erst ihre sehr gespitzten Sandalen an.
[ER 75.11] Die Grundstücke sind fast wie in Japan abgegrenzt, nur nicht mit jenen Strafen bei Übertretung der Grenze belegt. So ist auch noch gegenwärtig in vielen Punkten die Zahl der Kinder bestimmt, die ein Landmann oder Bürger haben darf; hat er mehr, so muß er das sogleich der Behörde anzeigen, welche ihm dann das Vertilgungsedikt erteilt.
[ER 75.12] Zum Vertilgen überzähliger Kinder werden gewöhnlich die Geburtshelferinnen gebraucht; allein diese wissen jetzt genau, daß Europäer ihnen solche Kinder abkaufen, daher bringen sie, wo nur immer tunlich, solche Kinder auf den Markt, wo es auch kinderlosen Chinesen gestattet ist, dergleichen Kinder anzukaufen.
[ER 75.13] Daß dieses Volk nebst gar vielen Dummheiten, die manchmal sogar bedeutend grausam aussehen, aber auch manches musterhaft Gute besitzt, und meistens sehr nüchtern ist, das könnt ihr ebenfalls versichert sein; darum aber hat es auch fast beständig Frieden, und hat, obschon die größte Volkszahl in der Welt, aber auch den größten irdischen Reichtum.
[ER 75.14] Daß aber mit diesem Volke also, wie es ist, in der geistigen Welt nichts zu machen ist, versteht sich von selbst. Äußerst behutsam muß da mit ihnen umgegangen sein, wenn sie für das wahre Reich der Himmel sollten gewonnen werden; denn sie sind zufolge ihres Linealismus und Terminismus durchgängig lauter Stoiker, nach der Lehre ihres Konfuzius.
[ER 75.15] Wie schwer aber Stoiker für ein besseres Licht zugänglich sind, ist schon einmal gezeigt worden, und zwar in der Darstellung der geistigen Sonne. Man wird nicht leichtlich auf der Erde außer den Japanesen ein Volk finden, das so streng wie dieses seine Gesetze und Lehren beobachtet; aber eben aus diesem Grunde gelangt es auch zu jener diogenischen Selbstzufriedenheit, welche es um keinen Preis will fahren lassen.
[ER 75.16] Wo aber diese Selbstzufriedenheit den höchsten Kulminationspunkt erreicht hat, da ist alles andere eine bare Null; alle Himmel und alle Herrlichkeit der Engel, ja Meine eigene allerhöchste Herrlichkeit können ihr gegenüber sich kein Übergewicht verschaffen. Warum? ist, wie gesagt, in der geistigen Sonne, und zwar in der Abendgegend des allgemeinen Geisterreiches zur Genüge gezeigt worden.
[ER 75.17] Daß aber diese Menschen durchgehend Stoiker sind, könnet ihr schon aus ihrer Staatseinrichtung ersehen; dieses Volk hält sich für das Volk in der Mitte, es hält sich für Bewohner des himmlischen Reiches, und seine Vortrefflichkeit in Allem überwiegt Alles auf der Erde. Ihr Kaiser ist ein reiner Sohn des Himmels, und stammt linea recta aus der Sonne. Aus diesem Grunde vermeidet dieses Volk auch, so viel als möglich, jede Gemeinwerdung mit den übrigen Völkern der Erde, und will sich von niemanden belehren lassen; denn es weiß selbst alles am allerbesten.
[ER 75.18] Wie es aber schon auf dieser Erde schwer ist, einen Chinesen für etwas Besseres eingenommen zu machen, und ihn zu einem anderen Glauben zu bringen, also ist es noch um‘s Vielfache schwerer, den Geist eines Abgeschiedenen zur besseren Überzeugung zu bringen.
[ER 75.19] Da wir aber nun dieses Volk in so weit kennen, als es für den vorgesteckten Zweck nötig, so wollen wir uns auch nicht länger mehr bei ihm aufhalten, sondern sogleich zu einem anderen übergehen.
 
 
 
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