70. Daß der Mensch insoweit in Gott vermöge der göttlichen Allgegenwart ist, als er nach der Ordnung lebt, hat seinen Grund darin, daß Gott allgegenwärtig ist , und daß da, wo Er in Seiner göttlichen Ordnung ist, Er wie in Sich ist, weil Er selbst die Ordnung ist, wie oben gesagt worden.
Da nun der Mensch zur Form der göttlichen Ordnung erschaffen ist, so ist Gott in ihm, jedoch dies insoweit, als er völlig nach der göttlichen Ordnung lebt;
inwieweit er hingegen nicht nach der göttlichen Ordnung lebt, ist Gott gleichwohl in ihm, aber nur
in seiner obersten Region, und verleiht, daß er das Wahre einsehen und das Gute wollen kann, das heißt, Er gibt ihm das Vermögen zu verstehen und die Hinneigung zum Lieben. Inwieweit aber der Mensch wider die Ordnung lebt, insoweit verschließt er die unteren Regionen seines Gemüts oder Geistes, und verhindert so Gott herabzusteigen und die unteren Regionen desselben mit Seiner Gegenwart zu erfüllen; daher Gott zwar in ihm ist, aber er nicht in Gott.
Im Himmel wird als allgemeine Regel anerkannt, daß Gott in jeglichem Menschen, sowohl dem Bösen, als dem Guten ist, daß aber der Mensch nicht in Gott ist, wofern er nicht der Ordnung gemäß lebt: denn der Herr sagt: „Er wolle, daß der Mensch in Ihm und Er im Menschen sei“: Joh.15/4,5. Der Mensch ist aber durch ein der Ordnung gemäßes Leben darum in Gott, weil Gott im Weltall, sowie im Innersten aller und jeder Dinge desselben gegenwärtig ist, denn dieses ist in der Ordnung.
In demjenigen dagegen, was gegen die Ordnung ist, und dies ist bloß solches, was außerhalb des Innersten ist, ist Gott allgegenwärtig durch unablässiges Kämpfen mit demselben und durch das fortwährende Streben, es in die Ordnung zurückzubringen. In wieweit daher der Mensch sich in die Ordnung zurück bringen läßt, insoweit ist Gott in seinem Ganzen allgeg enwärtig, und folglich ist insoweit Gott in ihm, und er in Gott. Eine Abwesenheit Gottes vom Menschen ist ebensowenig möglich, als eine Abwesenheit der Sonne von der Erde hinsichtlich ihrer Wärme und ihres Lichtes; allein die Objekte der letzteren empfinden deren Kraft nur insoweit, als sie jene beiden Ausflüsse von ihr in sich aufnehmen, was zur Zeit des Frühlings und Sommers geschieht. Dies läßt sich auf Gottes Allgegenwart in der Art anwenden, daß der Mensch insoweit in geistiger Wärme und zugleich in geistigem Licht, das heißt, im Guten der Liebe und in den Wahrheiten der Weisheit ist, als er in der Ordnung ist.
Allein die geistige Wärme und das geistige Licht sind nicht wie die natürliche Wärme und das natürliche Licht; denn die natürliche Wärme zieht sich vom Erdkörper und seinen Gegenständ en zur Zeit des Winters zurück, und das Licht zieht sich zur Zeit der Nacht zurück, und dies geschieht, weil der Erdkörper durch Umdrehungen und Umläufe diese Zeiten bewirkt; nicht so aber die geistige Wärme und das geistige Licht; denn Gott ist durch Seine Sonne bei beiden gegenwärtig und macht keinen Wechsel durch, wie dies scheinbar die Sonne der Welt tut. Der Mensch selbst wendet sich ab vergleichsweise wie die Erde von ihrer Sonne, und wenn er sich von den Wahrheiten der Weisheit abwendet, so ist er wie die von ihrer Sonne abgewandte Erde zur Nachtzeit, und wenn der Mensch sich vom Guten der Liebe abwendet, so ist er wie der von seiner Sonne abgewandte Erdkörper zur Winterzeit. Ein solches Entsprechungsverhältnis findet statt zwischen den Wirkungen und
Nutzleistungen aus der Sonne der geistigen Welt und den Wirkungen und Nutzleistungen aus der Sonne der natürlichen Welt.