Der Völkerschaften und Völker, die außerhalb der Kirche
geboren sind, Zustand und Los im anderen Leben
2589.
Die allgemeine Meinung ist, daß diejenigen, die außerhalb der
Kirche geboren wurden, und Nichtchristen und Heiden (Ethinici et gentiles)
genannt werden, nicht selig werden können, darum, weil sie das
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nicht
haben, und daher nichts vom Herrn wissen, ohne Den kein Heil (ist).
Daß aber dennoch auch sie selig werden, kann man schon daraus wissen,
daß des Herrn Barmherzigkeit allumfassend ist, d. h. über alle einzelnen
waltet; daß jene ebenso als Menschen geboren werden, wie die, welche in-
nerhalb der Kirche, deren verhältnismäßig wenige sind; und daß es ihre Schuld
nicht ist, wenn sie vom Herrn nichts wissen.
Welches nun ihr Zustand und Los im anderen Leben ist, wurde mir aus
des Herrn göttlicher Barmherzigkeit gezeigt.
2590.
Vielfältig bin ich belehrt worden, daß Heiden, die ein gesittetes
Leben führten, und gehorsam waren, auch in gegenseitiger Liebtätigkeit
lebten, und ihrer Religion gemäß eine Art von Gewissen empfingen, im ande-
ren Leben willkommen sind und dort mit angelegentlicher Sorge von den
Engeln im Guten und Wahren des Glaubens unterrichtet werden.
Wenn dieselben unterrichtet werden, betragen sie sich bescheiden,
verständig und weise; sie fassen leicht auf und eignen sich es gerne an, denn
sie haben sich keine Grundsätze des Falschen gegen die Glaubenswahrheiten
gebildet, die zu zerstören wären, noch weniger Ärgernisse gegen den Herrn,
wie mehrere Christen, die ein Leben des Bösen führten. Außerdem haben
solche keinen Haß gegen andere, sie rächen Beleidigungen nicht, auch spielen
sie keine Ränke und Betrügereien, ja sie sind wohlwollend gegen die Christen,
während umgekehrt diese jene verachten, auch so viel sie können beschädigen,
sie werden aber ihrer Unbarmherzigkeit vom Herrn entnommen und be-
schirmt.
Denn es verhält sich mit den Christen und Heiden so im anderen Leben,
daß Christen, welche die Wahrheiten des Glaubens anerkannten und zugleich
ein Leben des Guten führten, den Heiden bei der Aufnahme vorgezogen
werden; aber solcher sind heutzutage wenige. Die Heiden aber, die im Gehor-
sam und gegenseitiger Liebtätigkeit lebten, werden vor den Christen aufge-
nommen, die kein so gutes Leben führten. Denn alle diejenigen im ganzen
166
Weltkreis werden durch die Barmherzigkeit des Herrn aufgenommen und selig
gemacht, die im Guten lebten, denn eben das Gute ist es, welches das Wahre
aufnimmt, das Gute des Lebens ist der eigentliche Boden für den Samen, d. h.
für das Wahre; das Böse des Lebens nimmt es gar nicht an; wenngleich die,
welche im Bösen sind, auf tausend Arten unterrichtet, sogar wenn sie die
Bestunterrichteten würden, so gehen gleichwohl die Glaubenswahrheiten bei
ihnen nicht weiter als ins Gedächtnis, und dringen nicht ein zur Neigung, die
eine Sache des Herzens ist; darum verlieren sich auch die Wahrheiten ihres
Gedächtnisses und werden zunichte im anderen Leben.
2591.
Aber es gibt unter den Heiden, wie unter den Christen, Weise und
Einfältige; um zu erfahren, wie geartet sie sind, durfte ich mit jenen und
diesen reden, zuweilen Stunden und Tage lang; aber deren, die weise sind, gibt
es heutzutage kaum etliche, aber viel mehrere in den alten Zeiten, hauptsäch-
lich in der Alten Kirche, von der aus die Weisheit zu mehreren Völkerschaften
sich verbreitete. Um zu wissen, wie geartet sie waren, durfte ich mit einigen in
vertrautem Gespräch sein: wie beschaffen nun ihre Weisheit war und wie sie
sich vor der heutigen auszeichnete, kann aus dem, was folgt, erhellen.
2592.
Es war bei mir einer, der ehedem unter den Weiseren war, und
daher auch in der gebildeten Welt bekannt: mit dem habe ich über Verschiede-
nes geredet; und weil ich merkte, daß er weise gewesen, besprach ich mich mit
ihm über die Weisheit, über die Einsicht, über die Ordnung, über das
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,
und zuletzt über den Herrn.
Von der Weisheit sagte er, daß es keine andere Weisheit gebe, als die,
welche sich aufs Leben bezieht, und daß von etwas anderem Weisheit nicht
ausgesagt werden könne; von der Einsicht, daß diese aus jener herkomme; von
der Ordnung, daß sie vom höchsten Gott sei, und daß in ihr leben heiße weise
und verständig sein. Was das
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betrifft, so hatte er, als ich ihm etwas aus
den Propheten vorlas, eine gar große Freude, vornehmlich daran, daß die ein-
zelnen Namen und die einzelnen Worte etwas Inwendiges bezeichnen, wobei
er sich sehr verwunderte, daß die Gebildeten heutzutage keine Freude an
solcher Forschung haben.
Ich wurde deutlich inne, daß das Inwendigere seines Denkens oder
Gemütes geöffnet war, und doch zugleich einigen Christen, die zugegen
waren, verschlossen; denn es herrschte bei diesen ein Neid gegen ihn, und
Unglaube, daß das
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so beschaffen sei. Ja, als ich das
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zu lesen
167
fortfuhr, sagte er, er könne nicht da sein, weil das, was er inne werde, zu heilig
sei, als daß er es ertragen könnte: so angeregt wurde er innerlich. Dagegen die
Christen sagten mit lauter Stimme, sie können wohl da sein, darum nämlich,
weil das Inwendige ihnen verschlossen war, und das Heilige sie nicht anregte.
Endlich sprach ich mit ihm vom Herrn, daß Er als Mensch geboren, aber
von Gott empfangen sei; daß Er das Menschliche ausgezogen und das Gött-
liche angezogen habe; und daß Er es sei, Der das Weltall regiert. Hierauf
antwortete er, er wisse mehreres vom Herrn, und er begriff in seiner Weise,
daß es nicht anders habe geschehen können, wenn das Menschengeschlecht
gerettet werden sollte. Indessen streuten einige böse Christen mancherlei
Ärgernisse ein, aber er kümmerte sich nicht darum, und sagte, es sei kein
Wunder, weil sie bei Leibesleben über diese Gegenstände nicht solches, was
sich geziemt, in sich aufgenommen haben, und daß sie, ehe solche Begriffe
weggeschafft seien, das, was begründet, nicht annehmen können, wie die,
welche nichts wissen. Dieser war ein Heide.
2593.
Ich durfte auch mit anderen reden, die in alten Zeiten gelebt haben,
und die damals unter den Weiseren gewesen sind: sie erschienen zuerst vorne
in einiger Entfernung und konnten dort das Inwendigere meiner Gedanken,
somit mehreres vollständig wahrnehmen. Aus einer einzigen Idee konnten sie
eine ganze Reihe wissen und sie mit Wonnen der Weisheit samt lieblichen
Vorbildungen füllen.
Hieraus wurde erkannt, daß sie unter die Weiseren gehörten, und es
wurde gesagt, sie seien von den Alten; und so traten sie näher herzu, und als
ich ihnen dann etwas aus dem
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vorlas, waren sie höchlichst erfreut. Ihre
Freude und Lust selbst durfte ich innewerden, die hauptsächlich daher kam,
daß alles und jedes, was sie aus dem
W
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hörten, Vorbildungen und
Bezeichnungen himmlischer und geistiger Dinge waren. Sie sagten, daß zu
ihrer Zeit, da sie in der Welt lebten, die Weise ihres Denkens und Redens,
dann auch ihres Schreibens so beschaffen, und daß dies das Studium ihrer
Weisheit gewesen sei.
2594.
Was aber die Heiden betrifft, die heutzutage auf der Erde sind, so
sind sie nicht so weise, sondern meistens einfältigen Herzens; aber dennoch
nehmen im anderen Leben diejenigen von ihnen Weisheit an, die in
gegenseitiger Liebtätigkeit lebten; von ihnen darf ich das, was folgt, berichten.
168
2595.
Ich hörte einen lauten Gesang, der aber rauher tönte als gewöhn-
lich. Aus dem Ton merkte ich sogleich, daß sie aus den Heiden waren. Es
wurde mir von den Engeln gesagt, daß es Heiden seien, die vor drei oder vier
Tagen auferweckt wurden. Der Gesang oder Chor wurde mehrere Stunden
lang gehört, und man konnte merken, daß sie schon während der kurzen Zeit,
wo man ihn hörte, mehr und mehr sich vervollkommneten. Als ich mich
hierüber verwunderte, wurde gesagt, daß jene in Chöre, somit in Harmonie in
einer
Nacht eingeleitet werden könnten, während es bei den meisten Christen
kaum in dreißig Jahren möglich sei. -
Gesänge (gyri) oder Chöre sind, wenn mehrere zusammen reden, alle wie
einer, und einer wie alle. Aber von den Gesängen und Chören soll aus göttli-
cher Barmherzigkeit des Herrn anderwärts gesprochen werden.
Chinesen
2596.
Ein Chor war in einiger Entfernung von mir eines Morgens. Aus
den Vorbildungen des Chors konnte man merken, daß es Chinesen waren;
denn sie stellten das Bild eines wolligen Bocks, sodann einen Hirsekuchen und
einen Löffel aus Ebenholz, wie auch die Vorstellung einer schwimmenden
Stadt dar. Sie wünschten mir näher zu kommen, und als sie sich herzu mach-
ten, sagten sie, sie möchten allein bei mir sein, um ihre Gedanken zu eröffnen;
aber es wurde ihnen gesagt, sie seien nicht allein, und andere seien da, die
unwillig seien, daß sie allein sein wollten, da sie doch nur Gäste seien. Als sie
deren Unwillen inne wurden, fielen sie auf den Gedanken, ob sie sich gegen
den Nächsten verfehlt, und ob sie sich etwas, das anderen gehörte, zugeeignet
hätten. - (Die Gedanken teilen sich im anderen Leben alle mit. -) Ihre Gemüts-
bewegung konnte ich innewerden, sie war ein Gefühl der Anerkennung, daß
sie dieselben vielleicht möchten beleidigt haben, sodann ein Schamgefühl
darüber, sowie eine und andere gutherzige Regung. Daraus ließ sich erkennen,
daß sie mit Liebe begabt waren.
Gleich darauf redete ich mit ihnen, endlich auch vom Herrn.
Als ich Ihn
Christus nannte, merkte man bei ihnen ein gewisses Widerstreben, aber als
Ursache wurde entdeckt, weil sie das von der Welt her mitgebracht hatten, aus
dem Umstand, daß sie wußten, die Christen leben schlimmer als sie, und in
keiner Liebtätigkeit, aber als ich einfach den Herrn nannte, da wurden sie
innerlich bewegt. Sie wurden hernach von den Engeln unterrichtet, daß die
christliche Lehre mehr als jede andere in der ganzen Welt Liebe und Liebtätig-
keit vorschreibe, daß es aber wenige seien, die nach ihr leben.
Abschreckung vor Christen mit schlimmem Leben
169
2597.
Es gibt Heiden, die, da sie in der Welt lebten, aus dem Umgang
und von Hörensagen erkannt haben, daß die Christen das schlimmste Leben
führen, in Ehebrechereien, in Haß und Händeln, in Trunkenheit und derglei-
chen, vor dem sie ein Grauen gehabt haben, weil solches gegen ihre Gesetze,
Sitten und Religionslehren ist.
Diese sind im anderen Leben ängstlicher als
andere, die Glaubenswahrheiten anzunehmen; aber sie werden von den Engeln
unterrichtet, daß die christliche Lehre und der eigentliche Glaube ganz anderes
lehrt und daß jene weniger als die Heiden nach den Lehrsatzungen leben.
Wenn sie dies vernehmen, so nehmen sie die Glaubenswahrheiten an, und
beten den Herrn an, aber später.
Götzenbildanbeter mit Gefühl kann leichter in den Himmel kommen als somanche Christen
2598.
Als ich das 17. und 18. Kapitel der Richter von Micha las, daß die
Söhne Dans sein Götzenbild, seine Theraphim und seinen Leviten wegführten,
war ein Geist aus den Heiden da, der bei seinen Lebzeiten ein Götzenbild
angebetet hatte. Als dieser aufmerksam hörte, was dem Micha geschehen, und
in welchem Jammer er um sein Götzenbild war, das die Daniten weggenom-
men hatten, überkam und erregte auch ihn ein solcher Schmerz, daß er vor
innerlichem Schmerz kaum wußte, was er denken sollte. Dieser Schmerz teilte
sich mir mit, und zugleich wurde ich aus seinen einzelnen Regungen seine
Unschuld inne. Es waren auch Christengeister da, und beobachteten es, und
verwunderten sich, daß ein Götzendiener von einer so gewaltigen Regung des
Erbarmens und der Unschuld bewegt wurde.
Hernach redeten gute Geister mit ihm und sagten, daß man ein Götzen-
bild nicht anbeten soll, und daß er das als Mensch wohl einsehen könne;
sondern er müsse, absehend von einem gemachten Bild, sich Gott, den Schöp-
fer und Regenten des ganzen Himmels und der ganzen Erde denken, und daß
dieser Gott der Herr sei. Als dies gesagt wurde, durfte ich die Inbrunst seiner
Anbetung innewerden, die sich mir mitteilte, und die viel ehrfurchtsvoller war,
als bei den Christen.
Hieraus konnte erhellen, daß die Heiden leichter in den Himmel kommen,
als die Christen heutzutage, die nicht angeregt werden, gemäß den Worten des
Herrn bei Luk.13/29,30; denn in dem Zustand, in dem er war, konnte er in alle
Glaubenswahrheiten eingeweiht werden, und sie mit inwendiger Regung
annehmen. Bei ihm war Erbarmen, das der Liebe eigen ist, und in seiner
Unwissenheit war Unschuld; und wenn diese vorhanden sind, wird alles zum
Glauben Gehörige wie von selber angenommen und zwar mit Freuden. Er
wurde nachher unter die Engel aufgenommen.
2599.
Es war auch ein anderer unter den Heiden, der im Guten der
Liebtätigkeit gelebt hatte; als derselbe Christen über Glaubenssachen räsonie-
ren (vernünfteln) hörte (die Geister räsonieren unter sich viel eingehender und
schärfer, als die Menschen, hauptsächlich über Gutes und Wahres, weil dieses
dem anderen Leben angehört), derselbe wunderte sich, daß sie so unterein-
ander stritten; er sagte, er wolle das nicht hören; denn sie räsonierten aus Täu-
schungen, und sprach sich so gegen sie aus:
wenn ich gut bin, so kann ich das,
was wahr ist, aus dem Guten selbst wissen, und was ich nicht weiß, kann ich
aufnehmen.
2600.
Die gutgesinnten Heiden werden im anderen Leben meistens
gemäß den Zuständen ihres Lebens, und gemäß ihrer Religion soviel dies
geschehen kann, unterrichtet, somit auf verschiedene Arten; hier darf ich bloß
drei angeben.
2601.
Einige von ihnen werden in den Zustand der Ruhe, wie in Schlaf
versetzt, und dann kommt es ihnen vor, wie wenn sie kleine Städte erbauten,
und mitten in denselben etwas Geheimes zu verbergen, das sie von niemand
verletzt wissen wollen. Jene Städte schenken sie anderen, mit der Bitte, daß sie
das Geheimnis in der Mitte derselben nicht verletzen möchten; so wird ihnen
Unschuld eingeflößt, sodann Liebtätigkeit, mit der Vorstellung, daß das Ge-
heimnis sich auf den Herrn beziehe.
In diesem Zustand werden sie ziemlich lange gehalten, es ist der Zustand
der Unwissenheit, in der Unschuld ist: sie werden von Kindern beschirmt, daß
ihnen niemand Schaden zufügt. Mit diesen redete ich, und wurde vom Stand
ihrer Unschuld und Liebtätigkeit in hohem Grade angeregt, sodann von der
Sorge, wie sie das Geheimnis verbergen, und der heiligen Furcht, daß es nicht
verletzt werde.
2602.
Es gibt eine Völkerschaft, es wurde gesagt, aus Indien, welche die
Religion haben, daß sie den größten Gott in der Weise verehren, daß sie, wenn
sie ihn anbeten, sich zuerst groß machen, aber bald darauf als Würmer zu
Boden werfen; sodann daß über dem Weltall, von dem sie glauben, daß es im
Kreis herum gehe, jener größte Gott sei, der von da aus sehe, was sie tun. Weil
sie solche Religionsbegriffe hatten, werden sie im anderen Leben in dieselben
zurückversetzt. Mit diesen habe ich, während sie sich solches einbildeten,
geredet. Sie sind zum größten Teil bescheiden, gehorsam, einfältigen Herzens.
Sie werden nach und nach durch Engel von jener Phantasie befreit; denn sie
werden, in Gemäßheit ihrer Religion belehrt, daß der größte Gott der Herr sei,
und daß sie sich deswegen groß machen mögen; daß sie Ihn anbeten können,
und daß sie dennoch wie Würmer seien, und daß der Herr aus der obersten
Höhe alles und jedes sehe: so werden sie durch ihre Religion auf angemessene
Weise in die Erkenntnisse des Wahren und Guten eingeleitet.
Wunsch nach harter Behandlung
2603.
Es gibt gewisse Heiden aus jenen Gegenden, wo Neger (Schwarze)
sind, die aus dem Leben in der Welt her den Wunsch haben, hart behandelt zu
werden, indem sie glauben, daß niemand in den Himmel kommen könne, als
durch Strafen und Drangsale, und daß sie hernach Freundlicheres, was sie
Paradiesisches nennen, empfangen.
Weil diese solche Gedanken ihrer Religion gemäß haben, werden sie im
anderen Leben auch zuerst hart behandelt von gewissen (Christen), die sie
Teufel nennen, und werden hernach in Paradiesisches geführt, wovon Nr.
1622. Aber sie werden von Engeln belehrt, daß die Strafen und Drangsale
ihnen vom Herrn zum Besten gewendet worden seien, wie bei denen, die in
Versuchungen sind; sodann daß paradiesische Orte nicht der Himmel seien,
sondern die Neigung zu Himmlischen und Geistigen darin; und daß sie auf
einem Weg der Wahrheit gewesen seien, aber im Schatten der Unwissenheit.
Sie redeten lange mit mir. Solange sie im Stande der Drangsale waren,
hatte ihre Rede gleichsam etwas Zusammenstoßendes, somit unterschieden
von der Rede anderer, aber als sie, nachdem sie dieselbe durchgemacht hatten,
zu den paradiesischen Orten erhoben wurden, hatten sie keine solche Rede
mehr, sondern eine beinahe engelische.
Aus ihrer Religion haben sie auch den Glauben, daß sie Inwendigeres
haben wollen, sie sagten, daß sie dann, wenn sie hart behandelt werden,
schwarz seien, aber daß sie nachher die Schwärze ablegen und die Weiße
(candorem) anziehen, da sie wissen, daß ihre Seelen weiß seien, aber ihre
Leiber schwarz.
Anbetung geschnitzter Werke, "Buddhas"
2604.
Es ist gewöhnlich, daß Heiden, die einen Gott unter einem Bild
oder Bildsäule, oder irgendein geschnitztes Werk angebetet haben, wenn sie
ins andere Leben kommen, zu gewissen (Geistern) eingeführt werden, die an
derselben Götter oder Götzen statt da sind, aus dem Grund, daß sie ihre Phan-
tasie ablegen sollen, und wenn sie bei ihnen etliche Tage gewesen sind, wer-
den sie wieder von da weggebracht.
Die, welche Menschen angebetet haben,
werden auch zuweilen zu denselben, oder zu anderen, die ihre Stelle vertreten,
eingeführt; wie z. B. mehrere von den Juden zu Abraham, Jakob, Mose, Da-
vid; aber wenn sie wahrnehmen, daß sie ein solches Menschliche haben, wie
andere, und daß sie nichts helfen können, so schämen sie sich, und werden an
ihre Orte, ihrem Leben gemäß gebracht.
Gehorsame Afrikaner ohne Glaubenslehre
Unter den Heiden werden im anderen Leben am meisten die Afrikaner
geliebt; denn diese nehmen leichter als die übrigen das Gute und Wahre des
Himmels an: sie wollen vornehmlich Gehorsame heißen, nicht aber Gläubige;
sie sagen, daß die Christen, weil sie die Glaubenslehre haben, Gläubige ge-
nannt werden können, sie aber nicht, außer wenn sie dieselbe annehmen, oder,
wie sie sagen, annehmen können.
Alte Kirche, abgefallen, innerliche Götzendiener (finsterer Ort, elendig, unvernünftig)
2605.
Ich redete mit einigen, die in der Alten Kirche waren, und die
damals vom Herrn wußten, daß Er kommen werde, und in Gutes des Glaubens
eingeweiht waren, aber dennoch abfielen und Götzendiener wurden. Sie waren
vorne zur Linken an einem finstern Ort und in einem elenden Zustande. Ihre
Rede war wie pfeifend, eintönig, beinahe ohne vernünftiges Denken. Sie
sagten, daß sie schon viele Jahrhunderte lang da seien, und daß sie zuweilen
von da herausgenommen werden, um anderen für gewisse Nutzzwecke zu
dienen, die aber geringfügig sind.
Durch sie wurde Anlaß gegeben, von mehreren Christen zu denken, die
nicht äußerlich, aber innerlich Götzendiener sind, und im Herzen den Herrn,
somit auch die Wahrheiten des Glaubens leugnen, was für ein Los auf sie im
anderen Leben wartet.
--
Durch das WORT haben auch diejenigen Licht,
die außerhalb der Kirche sind, und das WORT nicht haben
Für die Verbindung zum Himmel reichen wenige Menschen mit dem WORT
104.
Es ist keine Verbindung mit dem Himmel möglich, wenn nicht
irgendwo auf der Erde eine Kirche ist, in der das WORT sich befindet, und
durch dasselbe der Herr bekannt ist, weil der Herr der Gott des Himmels und
der Erde, und ohne den Herrn keine Seligkeit ist. Es ist genug, wenn eine
Kirche ist, in der das WORT sich befindet, wenn sie schon verhältnismäßig aus
wenigen besteht. Durch dasselbe ist der Herr doch überall auf dem ganzen
Erdkreis unaufhörlich gegenwärtig; denn durch dasselbe ist der Himmel mit
dem menschlichen Geschlecht verbunden. Daß es eine Verbindung durch das
WORT gebe, sehe man Nr. 62-69.
105.
Wie aber eine Gegenwart und Verbindung des Herrn und des Him-
mels in allen Ländern durch das WORT möglich sei, soll nun gesagt werden:
Der ganze Himmel ist vor dem Herrn wie ein Mensch, ebenso die Kirche. Daß
sie auch wirklich als ein Mensch erscheine, sehe man im Werk über »Himmel
und Hölle« Nr. 59-86. In diesem Menschen ist die Kirche, in der das WORT
gelesen wird, und durch dasselbe der Herr bekannt ist, wie das Herz und wie
die Lunge; das himmlische Reich wie das Herz, und das geistige Reich wie die
Lunge. Wie von diesen zwei Lebensquellen im menschlichen Körper alle
übrigen Glieder und Eingeweide Bestand und Leben haben, so haben auch alle
diejenigen auf dem Erdkreis, bei denen eine Religion ist, und ein Gott verehrt
wird, und die rechtschaffen leben, und dadurch in jenem Menschen sind, und
seine Glieder und Eingeweide außerhalb des Oberleibes, in dem das Herz und
die Lunge sind, vorstellen, Bestand und Leben vermöge der Verbindung des
Herrn und des Himmels mit der Kirche durch das WORT; denn das WORT in der
Kirche, ob es gleich verhältnismäßig bei wenigen ist, ist für die übrigen das
Leben aus dem Herrn durch den Himmel, so wie die Glieder und Eingeweide
des ganzen Körpers Leben aus dem Herzen und der Lunge haben. Auch in
Ansehung der Mitteilung findet Ähnlichkeit statt. Dies ist die Ursache, warum
die Christen, bei denen das WORT gelesen wird, die Brust jenes Menschen
bilden. Sie befinden sich auch in der Mitte von allen, und um sie herum sind
die Päpstlichen, um diese herum die Mohammedaner, die den Herrn als den
größten Propheten und als den Sohn Gottes anerkennen; nach diesen aber
kommen die Afrikaner, und den äußersten Umkreis bilden die Völkerschaften
und Völker in Asien und in Indien. Von dieser ihrer Ordnung kann man eini-
ges sehen im Werkchen vom »Jüngsten Gericht« Nr. 48. Es sehen auch alle,
die in jenem Menschen sind, gegen die Mitte hin, wo sich die Christen befin-
den.
106.
In der Mitte, wo die Christen sind, die das WORT haben, ist das
meiste Licht; denn das Licht in den Himmeln ist das göttliche Wahre, das vom
Herrn, als der Sonne daselbst, ausgeht; und weil das WORT dieses ist, so ist das
meiste Licht da, wo diejenigen sind, die das WORT haben. Das Licht pflanzt
sich von da, als von seinem Mittelpunkt, in alle Umkreise bis zum letzten fort.
Daher findet auch eine Erleuchtung der Heiden und der Völker außerhalb der
Kirche durch das WORT statt. Daß das WORT in den Himmeln das vom Herrn
ausgehende göttlich Wahre sei, und daß dieses Licht nicht nur den Engeln,
sondern auch den Menschen Einsicht mitteile, sehe man im Werk über »Him-
mel und Hölle« Nr.126-140.
107.
Daß der ganze Himmel diese Beschaffenheit habe, kann man aus
ähnlichem in jeder Gesellschaft daselbst schließen; denn jede Gesellschaft des
Himmels ist der Himmel in einer kleineren Form, und auch sie ist wie ein
Mensch. Daß es so sei, sehe man im Werk über »Himmel und Hölle« Nr. 41-
87. In jeder Gesellschaft des Himmels stellen diejenigen, die in ihrer Mitte
sind, auf gleiche Weise das Herz und die Lunge vor, und bei ihnen ist das
meiste Licht. Das Licht selbst, und folglich auch das Gefühl des Wahren
pflanzt sich von dieser Mitte gegen die Umkreise nach allen Seiten, also zu
allen fort, die in der Gesellschaft sind, und macht ihr geistiges Leben aus. Es
wurde gezeigt, daß, wenn diejenigen, die in der Mitte waren, und die Gegend
des Herzens und der Lunge bildeten, und bei denen das meiste Licht war,
weggenommen wurden, die anderen, die sich rings herum befanden, im Schat-
ten waren, und dann ein so schwaches Gefühl des Wahren hatten, daß es
beinahe nichts war. Sobald sie aber zurückkamen, sah man das Licht, und sie
hatten ein Gefühl des Wahren, wie zuvor.
108.
Das Nämliche kann auch durch folgende Erfahrung erläutert wer-
den. Es befanden sich bei mir afrikanische Geister aus Abessinien. Diesen
wurden einmal die Ohren geöffnet, daß sie in einem Tempel in der Welt einen
Gesang aus einem Psalm Davids singen hörten, wovon sie so angenehm ge-
rührt wurden, daß sie mitsangen; aber bald wurden ihre Ohren geschlossen,
sodaß sie nichts mehr von dorther hörten; allein nun wurden sie in noch größe-
res, nämlich in ein geistiges Vergnügen versetzt, und zugleich mit Einsicht
erfüllt, weil jener Psalm vom Herrn und von der Erlösung handelte. Die Ursa-
che des wachsenden Vergnügens war, weil sie in Gemeinschaft mit der Gesell-
schaft im Himmel gesetzt wurden, die in Verbindung mit denen stand, die auf
der Welt jenen Psalm sangen. Aus diesen und mehreren anderen Erfahrungen
war offenbar, daß durch das WORT eine Gemeinschaft mit dem ganzen Himmel
hergestellt wird. Aus dieser Ursache findet auch, vermöge der göttlichen
Vorsehung des Herrn, ein allgemeiner Verkehr statt zwischen den Reichen
Europas, besonders denjenigen, bei denen das WORT gelesen wird, und zwi-
schen den Völkern außerhalb der Kirche.
109.
Man kann hierüber einen Vergleich anstellen mit der Wärme und
dem Licht aus der Sonne der Welt, die den Pflanzen und Gesträuchen, und
zwar auch denjenigen, die auf der Seite, und die unter einer Wolke stehen,
Vegetation [Lebenskraft] mitteilt, sobald die Sonne aufgegangen ist, und in
der Welt erscheint. Ebenso das Licht und die Wärme des Himmels vom Herrn,
als der Sonne, welches Licht das göttliche Wahre ist, aus dem die Engel und
Menschen alle Einsicht und Weisheit haben; weswegen vom WORT gesagt
wird - „daß es bei Gott, und Gott das WORT war; daß es jeden Menschen
erleuchte, der in die Welt kommt“: Joh.1/1,9, und „daß jenes Licht auch in der
Finsternis erscheine“: Joh.1/5.
110.
Hieraus kann erhellen, daß das WORT, das in der Kirche der Prote-
stanten ist, alle Völkerschaften und Völker mittels geistiger Gemeinschaft
erleuchtet, und daher vom Herrn dafür gesorgt wird, daß auf der Erde immer
eine Kirche sei, in der das WORT gelesen wird und der Herr durch dasselbe
bekannt ist.
Reformation als Rettung des WORTES
Als daher das WORT von den Päpstlichen beinahe verworfen war,
so kam durch eine Fügung der göttlichen Vorsehung des Herrn die Reforma-
tion zustande, und dann kam das Wort Gottes wieder in Aufnahme; wohin
auch gehört, daß das WORT heilig gehalten wird von einem edlen Volk unter
den Päpstlichen.
Niederkunft
111.
Weil es also ohne das WORT keine Erkenntnis des Herrn, folglich
keine Seligmachung gibt, so gefiel es dem Herrn zur Zeit, da das WORT beim
jüdischen Volk gänzlich verfälscht und geschändet, und daher gleichsam
zunichte gemacht worden war, vom Himmel herabzusteigen, und in die Welt
zu kommen, hernach das WORT zu erfüllen, und dadurch es zu erneuern und
wiederherzustellen, und den Bewohnern der Erde das Licht wieder zu geben,
nach den Worten des Herrn: „ Das Volk, das im Finstern saß, sah großes
Licht, und den im Land und Schatten des Todes Sitzenden ging auf das Licht“:
Matth.4/16; Jes.9/1.
Offenbarung an Swedenborg
112.
Da nun vorausgesagt worden ist, daß auch am Ende dieser Kirche
eine Finsternis entstehen werde, weil man den Herrn nicht erkannte, und nicht
anerkannte, daß Er der Gott des Himmels und der Erde ist, und weil man den
Glauben von der tätigen Liebe trennte,
so gefiel es dem Herrn, - damit nicht das rechte Verständnis des WORTES
dadurch verlorenginge, - den geistigen Sinn des
WORTES jetzt zu offenbaren, und bekannt zu machen, daß das WORT
in diesem Sinn, und vermöge desselben auch im natürlichen Sinn, vom Herrn
und von der Kirche, ja bloß von diesen handle, und anderes mehr, wodurch
das beinahe erloschene Licht des Wahren aus dem WORT wiederhergestellt
werden soll.
Daß das Licht des Wahren am Ende dieser Kirche beinahe erlo-
schen wäre, wird in vielen Stellen in der Offenbarung vorausgesagt, und auch
unter folgenden Worten des Herrn bei Matthäus verstanden: „Gleich nach der
Not jener Tage wird die Sonne verfinstert werden, und der Mond sein Licht
nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der
Himmel sich bewegen; und dann werden sie sehen den Sohn des Menschen
kommen in des Himmels Wolken mit Macht und Herrlichkeit“:
Matth.24/29,30.
Unter der Sonne wird hier der Herr in Ansehung der Liebe verstanden,
unter dem Mond der Herr in Ansehung des Glaubens,
unter den Sternen der Herr in Ansehung der Erkenntnisse des Guten und Wahren,
unter dem Sohn des Menschen der Herr in Ansehung des WORTES,
unter der Wolke der buchstäbliche Sinn des WORTES,
und unter der Herrlichkeit der geistige Sinn
und sein Durchscheinen im Sinne des Buchstabens.
113.
Durch viele Erfahrungen ist mir zu wissen gegeben worden, daß der
Mensch mittelst des WORTES Gemeinschaft mit dem Himmel hat.
Als ich das WORT
vom ersten Kapitel des Jesajah an bis zum letzten des Maleachi, und die
Psalmen Davids durchlas, durfte ich deutlich wahrnehmen, daß jeder Vers mit
irgendeiner Gesellschaft des Himmels, und daß so das ganze
WORT mit dem ganzen Himmel Gemeinschaft hat.