Teresa von Ávila
(spanisch Teresa de Ávila, geborene Teresa Sánchez de Cepeda y Ahumada; * 28. März 1515 in Ávila, Kastilien, Spanien; † 4. Oktober 1582 in Alba de Tormes, bei Salamanca), war Karmelitin sowie Mystikerin. In der katholischen Kirche wird sie als Heilige und Kirchenlehrerin verehrt. Daneben wird auch in der anglikanischen und evangelischen Kirche mit Gedenktagen an sie erinnert.
Im Spanischen und Italienischen wird ihr Name ohne „h“ geschrieben: Teresa, im Deutschen auch als Theresia mit „h“;
sie selbst nahm den Ordensnamen Teresa von Jesus (Teresa de Jesús) an.
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Nach der teilweisen Wiederherstellung ihrer Gesundheit nahm sie wieder am regen Umgang mit den Besuchern des Klosters in den Sprechzimmern teil, meistens auf Anordnung ihrer Oberen, litt aber sehr darunter, weil sie sich zwischen oberflächlicheren Interessen und dem Wunsch, sich ganz auf Gott einzulassen, hin und her gerissen fühlte. In der Not, dieses Dilemma aus eigener Kraft nicht lösen zu können, wurde ihr in der Fastenzeit 1554 vor einer kleinen Statue des Schmerzensmannes eine tiefe Erfahrung seiner Liebe zuteil, die eine völlige innere Umkehr und Befreiung bewirkte (ihre sogenannte „Zweite Bekehrung“). Teresa sprach in diesem Zusammenhang von einem „neuen Leben“.
In den folgenden Jahren erlebte sie erste tiefe Gebetserfahrungen und Visionen, die sie, verunsichert durch unfähige Beichtväter, in Angst und Schrecken versetzten, doch erhielt sie von kundigen Dominikanern und Jesuiten, unter anderen Francisco de Borja, Aufklärung und Hilfe. In diese Zeit fielen die ersten Aufzeichnungen für ihre Selbstbiographie.
Eine weitere Vertiefung ihrer spirituellen Erfahrung war die sogenannte „Höllenvision“ (1560), die sie nach den damaligen Vorstellungen beschrieb, deren Kern aber ein vertieftes Bewusstsein für das umsonst geschenkte Erbarmen Gottes war. Die Auswirkungen auf Teresa waren der Wunsch nach einem konsequenteren Leben und apostolische Begeisterung.
In diesem Zustand erlebte sie zusammen mit einigen Freundinnen und Verwandten im September 1560 die sogenannte „Gründungssitzung“ in ihrer Klosterzelle, bei der der Wunsch ausgesprochen wurde, eine Gemeinschaft nach Art der sogenannten Descalzos („Unbeschuhten“) zu gründen, wie damals die Anhänger von Reformbewegungen innerhalb ihrer jeweiligen Orden genannt wurden. Mit Hilfe des Bischofs von Ávila, Álvaro de Mendoza, erhielt Teresa von Papst Pius IV. die Erlaubnis, in Ávila ein Kloster zu gründen, in dem wieder die ursprüngliche Ordensregel des heiligen Albert von Jerusalem befolgt werden sollte. So konnte sie am 24. August 1562 ihre erste Gründung, den Konvent vom hl. Josef (Convento de San José) in Ávila, errichten. Dem Brauch entsprechend wurden sie „Unbeschuhte Karmelitinnen“ genannt. Die ersten Klöster der Unbeschuhten wurden mit der kleinen Anzahl von 13 Schwestern gegründet, die später auf nicht mehr als 21 Schwestern erhöht wurde. Der ersten folgten noch 16 weitere Gründungen für Schwestern, und in Zusammenarbeit mit Johannes vom Kreuz wurde Teresa auch zur Gründerin des männlichen Zweigs des Teresianischen Karmels.
Im August/September 1568 führte sie in Valladolid Johannes vom Kreuz sorgfältig in ihre neuen Ziele ein, deren Kennzeichen
- ein geschwisterlicher Lebensstil,
- Einübung ins Ich-Sterben (Freiwerden vom Ego)
- und vor allem Pflege einer intensiven Freundschaft mit Gott waren;
- dem Ganzen sollte Demut – verstanden als ständiges Bemühen um Selbsterkenntnis – zugrunde liegen.
Damit hob Teresa sich klar vom damals gängigen Reformideal der Descalzos in Kastilien ab, das auf Rigorismus setzte, dessen Kennzeichen aufsehenerregende Bußübungen (Selbstgeißelung, extremes Fasten und totales Abstinenzgebot) waren, womit man sich Gottes Gunst zu erwerben und zu erhalten hoffte.
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Das innere Beten
Teresas Lehre zentriert sich auf das innere Beten (oración), das sie bereits vor ihrem Eintritt ins Kloster geübt hatte. Seinen Ursprung dürfte es in ihrer natürlichen Veranlagung zu Freundschaft und Kommunikation haben: „Gott hat mir die Gnade gegeben, dass ich überall, wo ich hinkam, Sympathie hervorrief, und so war ich sehr beliebt“. Diese Zuneigung zu den Menschen dehnte sie auch vor allem auf den verlassenen und verratenen Menschen Jesus von Nazareth aus, und daraus entwickelte sie ihr „Beten“ als Pflege der Freundschaft mit Gott bzw. Jesus, vor allem nachdem sie im Herbst 1538 durch das Buch „Tercer Abecedario espiritual“ (Drittes Spirituelles ABC) des Franziskaners Francisco de Osuna auf diesem „Weg“ bestärkt wurde. Es bestand darin, „mir Christus in meinem Inneren vorzustellen“;
später bezeichnete sie ihr Beten als „Verweilen bei einem Freund“.
Das bedeutet, dass der Mensch sich immer wieder von neuem als der, der er ist, Gott zuwenden soll, ohne dabei etwas zu verdrängen oder abzuwerten,
im Bewusstsein, so vom menschgewordenen Gott geliebt zu sein,
„der sich über die Schwächen der Menschen nicht entsetzt, sondern Verständnis hat für unsere armselige Lage“.
Bei diesen Bemühungen, lesend, schauend, nachsinnend ihm nahe zu sein, „widerfuhr es mir, dass mich ganz unverhofft ein Gefühl der Gegenwart Gottes überkam, so dass ich in keiner Weise bezweifeln konnte, dass Er in meinem Innern weilte oder ich ganz in Ihm versenkt war“.
Dabei machte Teresa im Lauf der Zeit auch mystische Erfahrungen (innere Ansprachen, Visionen, Verzückungen bis zum als „intellektuelle Vision“ bezeichneten intuitiven Erahnen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit). Doch relativiert Teresa diese Erfahrungen selbst. Sie sind nicht das Wesen der mystischen Erfahrung, denn im erhabensten Zustand, der sog. „mystischen Vermählung“, verschwinden sie. Der Kern bleibt jedoch der personale Bezug, die „Freundschaft mit dem menschgewordenen Gott“, die sich in der gelebten Nächstenliebe bewährt: „Ob wir Gott lieben, kann man nie wissen; die Liebe zum Nächsten erkennt man aber sehr wohl.“
Ihre bekannteste Vision war die sogenannte Transverberation, die Durchbohrung ihres Herzens.
„Ich sah einen Engel neben mir, an meiner linken Seite, und zwar in leiblicher Gestalt, was ich sonst kaum einmal sehe. […] Er war nicht groß, eher klein, sehr schön, mit einem so leuchtenden Antlitz, daß er allem Anschein nach zu den ganz erhabenen Engeln gehörte, die so aussehen, als stünden sie ganz in Flammen. […] Ich sah in seinen Händen einen langen goldenen Pfeil, und an der Spitze dieses Eisens schien ein wenig Feuer zu züngeln. Mir war, als stieße er es mir einige Male ins Herz, und als würde es mir bis in die Eingeweide vordringen. Als er es herauszog, war mir, als würde er sie mit herausreißen und mich ganz und gar brennend vor starker Gottesliebe zurücklassen. Der Schmerz war so stark, daß er mich […] Klagen ausstoßen ließ, aber zugleich ist die Zärtlichkeit, die dieser ungemein große Schmerz bei mir auslöst, so überwältigend, daß noch nicht einmal der Wunsch hochkommt, er möge vergehen, noch daß sich die Seele mit weniger als Gott begnügt. Es ist dies kein leiblicher, sondern ein geistiger Schmerz, auch wenn der Leib durchaus Anteil daran hat, und sogar ziemlich viel.“
Am Ende ihres Hauptwerkes, den 1577 entstandenen Wohnungen der inneren Burg schreibt sie:
„Letztendlich, meine Schwestern, das, womit ich schließe, ist, dass wir keine Türme ohne Fundament bauen sollen, denn der Herr schaut nicht so sehr auf die Größe der Werke, als vielmehr auf die Liebe, mit der sie getan werden. Und wenn wir tun, was wir können, wird Seine Majestät dazutun, dass wir jeden Tag mehr und mehr vermögen, sofern wir nicht gleich müde werden, sondern für die kurze Dauer dieses Lebens – und vielleicht ist es kürzer als die einzelne denkt – innerlich und äußerlich dem Herrn das Opfer anbieten, das wir fertig bringen. Seine Majestät wird es mit dem verbinden, was er am Kreuz für uns dem Vater darbrachte, damit es den Wert erhält, den unser Wollen verdient hätte, seien die Werke auch klein.“
(aus der Wikipedia)