Emanuel Swedenborg Nr. 1820.
„Woran soll ich erkennen, daß ich es erblich besitzen werde?“, 1Mo.15/8,
daß dies bedeutet eine Versuchung gegen die Liebe des Herrn, Welcher Gewißheit haben wollte, kann aus dem Zweifel erhellen, der in den Worten selbst liegt.
Wer in der Versuchung ist, der ist im Zweifel wegen des Endziels.
Das Endziel (finis) ist die Liebe, gegen welche die bösen Geister und die bösen Genien kämpfen und so das Endziel in Zweifel setzen, und zwar um so mehr in Zweifel (setzen), je mehr er (es) liebt. Wenn (er) nicht wegen des Endziels, das geliebt wird, in Zweifel, ja in Verzweiflung gesetzt würde, so wäre es keine Versuchung.
Die Gewißheit über den Erfolg geht dem Siege voran und gehört (schon) zum Siege.
Weil wenige wissen, wie es sich mit den Versuchungen verhält, so darf es hier kürzlich auseinandergesetzt werden:
Die bösen Geister kämpfen durchaus nie gegen etwas anderes, als was der Mensch liebt, und sie kämpfen um so heftiger, je brünstiger er es liebt.
Böse Genien sind die, welche kämpfen gegen das, was mit der Neigung zum Guten, und böse Geister (die, welche) gegen das, was mit der Neigung zum Wahren zusammenhängt.
Sobald sie auch nur das Geringste bemerken, was der Mensch liebt, oder gleichsam mit dem Geruch aufspüren, was ihm angenehm und lieb ist, so
machen sie sogleich einen Angriff darauf und suchen es zu zerstören, somit den ganzen Menschen, weil sein Leben in seinen Lieblingsneigungen besteht.
So macht ihnen gar nichts größere Lust,
als den Menschen zugrunde zu richten (!!)
und sie lassen nicht davon ab, und wenn es auch in Ewigkeit fort ginge, sofern sie nicht vom Herrn zurückgeworfen werden.
Die, welche bösartig und arglistig sind, schleichen sich in die Lieblingsneigungen selbst ein, indem sie ihnen schmeicheln, und führen so den Menschen hinein, und bald nachdem sie ihn so hineingeführt, versuchen sie seine Lieblingsneigungen zu zerstören, und so den Menschen zu töten, und zwar auf tausenderlei Arten, die unbegreiflich sind.
Auch kämpfen sie nicht in der Weise, daß sie gegen das Gute und Wahre vernünfteln, solche Kämpfe haben keine Bedeutung, denn wenn sie tausendmal überwunden würden, so beständen sie doch darauf, denn Vernünfteleien gegen das Gute und Wahre können gar nicht ausbleiben;
sondern sie verkehren das Gute und Wahre
und entflammen mit einem gewissen Feuer der Begierde und der Überredung, daß der Mensch nicht anders weiß, als daß er (selbst) in der gleichen Begierde und
Überzeugung sei, und entzünden es zugleich mit einer Lust, die sie aus einer anderweitigen Lust des Menschen aufgreifen, und so vergiften und überfallen
sie (ihn) auf die arglistigste Weise, und zwar, indem sie vom einen ins andere führen, so geschickt, daß, wenn der Herr nicht Hilfe bringen würde, der Mensch durchaus nicht anders wüßte, als daß es so sei.
Ebenso gegen die Neigungen zum Wahren, die das Gewissen ausmachen.
Sobald sie etwas von Gewissen wahrnehmen, welcherlei es auch immer sei,
bilden sie sich aus den Falschheiten und Schwächen beim Menschen eine Neigung,
und durch diese verdunkeln sie das Licht des Wahren, und verkehren so (das Gewissen),
oder bringen Angst bei und peinigen.
Überdies halten sie den Gedanken hartnäckig bei einer Sache fest und erfüllen ihn so mit Phantasien und hüllen zugleich dann heimlich Begierden in die Phantasien ein,
außer unzähligen anderen Künsten, die gar nicht in faßlicher Weise beschrieben werden können.
Weniges nur, und zwar nur das Allgemeinste ist es, was zum Bewußtsein des Menschen gelangen kann, und gerade dieses (Gewissen) vor anderen zu zerstören ist ihnen die größte Lust.
Aus diesem wenigen, ja wenigsten kann erhellen, wie die Versuchungen beschaffen sind, daß die Versuchungen im allgemeinen so sind, wie die Lie blingsneigungen, daraus kann auch erhellen, wie die Versuchungen des Herrn beschaffen waren, nämlich ganz entsetzlich (atrocissimae); denn je größer die Liebe ist, desto größer die Entsetzlichkeit.
Des Herrn Liebe hatte zum Gegenstand das Heil des ganzen Menschengeschlechts, und war eine höchst feurige (ardentissimus), folglich jede Neigung zum Guten, und jede Neigung zum Wahren im höchsten Grade.
Gegen diese (während der Erdenzeit Jesu) kämpften mit den bösartigsten Trugkünsten und Giften alle Höllen an,
dennoch aber überwand der Herr sie alle durch eigene Kraft.
Die Siege bringen das mit sich, daß die bösartigen Genien und Geister nachher nichts (mehr) wagen,
denn ihr Leben besteht darin, daß sie zerstören können, wenn sie aber merken, daß der Mensch von der Art ist, daß er widerstehen kann, dann fliehen sie beim ersten Angriff weg, wie dies auch gewöhnlich geschieht, wenn sie der ersten Schwelle des Himmels nahen, sie werden alsdann sogleich von Schauder und Schrecken ergriffen, und stürzen sich rücklings hinab.