Emanuel Swedenborg über den Frieden
Gottes Friedensgeist fließt in die Neigung zum Guten ein
Der Friede bezeichnet im höchsten Sinn den Herrn; im vorbildlichen Sinn Sein Reich und das Gute vom Herrn daselbst, somit das Göttliche, das ins Gute oder in die Neigungen zum Guten einfließt, welches auch vom Inwendigsten heraus
Freuden und Seligkeiten schafft.
<HG 3870>
Daß der Friede bedeutet “gut stehen”, hat den Grund, weil er das Inwendigste, und daher das in allem und jedem im Himmel waltende Allgemeine ist;
denn der Friede ist im Himmel, wie auf Erden der Frühling, oder wie die Morgenröte, die nicht anregen durch sinnlich wahrnehmbare Abwechslungen, sondern durch das allgemein liebliche Wesen, das in das einzelne, das man wahrnimmt, einfließt, und nicht nur das Innewerden selbst, sondern auch die einzelnen Gegenstände voll Anmut macht.
Wahrer Friede ist viel mehr als ein "ruhiges Zusammenleben"
Beinahe ein jeder glaubt, der Friede sei Sicherheit vor Feinden und ein stilles Zusammenleben im Haus und unter Genossen; aber dieser Friede wird dort nicht
gemeint, sondern der Friede, der jenen Frieden unendlich übertrifft.
Wann kann der himmlische Friede einfließen?
Mit diesem Frieden kann niemand begnadigt werden, als wer sich vom Herrn führen läßt und im Herrn ist,
d.h. im Himmel, wo der Herr ist alles in allem;
denn der himmlische Friede fließt ein, wenn die aus der Selbst- und Weltliebe entspringenden Begierden weggeschafft sind, weil diese es sind, die den Frieden wegnehmen;
denn diese befehden das Inwendigere des Menschen und machen, daß er zuletzt in der Unruhe die Ruhe und in feindseligen Dingen den Frieden sucht, weil er in bösen Dingen seine Lust findet.
<HG 5662>
Friede bedeutet nicht "keine Gefühle"
Friede bezeichnet den Lustreiz des Guten, der Unschuld und der Liebe, wo vom Zustand des Friedens im Himmel gehandelt wird.
<EKO 22>
Glückseligkeit, denn der innere Kampf ist gewonnen
Weil aber der Friede in sehr vielen Stellen im Wort vorkommt, und die Erklärung der Sache angemessen sein muß, auf die er sich bezieht, oder dem Subjekt, von dem er ausgesagt wird, und daher seine Bedeutung verschieden erscheint, darum will ich in der Hauptsache angeben, was der Friede bedeutet, damit das Gemüt nicht ins Unbestimmte sich verliere:
Friede ist das Glückselige des Herzens und der Seele, das entspringt aus der Verbindung des Herrn mit dem Himmel und mit der (innerlichen) Kirche, und diese aus der Verbindung des Guten und Wahren bei denen, die in ihr sind; daher ist dann kein Kampf des Bösen und Falschen mehr gegen das Gute und Wahre, d.h. kein Zwiespalt oder Krieg im geistigen Sinn;
Der Friede ist der Herr allein (Friedefürst)
daher der Friede, in dem alle Fruchtbarkeit des Guten und Vermehrung des Wahren, mithin alle Weisheit und Einsicht liegt.
Und weil dieser Friede vom Herrn allein ist, und von Ihm bei den Engeln im Himmel und bei den Menschen in der Kirche, darum wird durch den Frieden im höchsten Sinn der Herr verstanden, und im bezüglichen Sinn der Himmel und die Kirche, mithin das Gute, verbunden mit dem Wahren bei denen, die dort sind.
<EKO 365>
Friede des Herrn, der Überwinder
Joh.16/33: Solches habe Ich zu euch geredet, auf daß ihr Frieden habet in Mir.
Der Herr: Alles das, was Ich eben jetzt zu euch rede, ist auch von dieser Art, daß es euch in jeder Lage eures Lebens den wahren, inneren Herzensfrieden in
der Liebe zu Mir geben muß, wenn ihr eben dieses Gesagte nur einigermaßen werktätig beachtet.
Die Welt möchte euch auch bedrängen von allen Seiten; aber sie kann es nicht, weil sie von Mir überwunden ist. So ihr aber durch eure Liebe Mich in euch habet, so habet ihr ja auch den ewigen Überwinder der Welt in euch.
Schutz
Die Welt aber hat Meine Macht erfahren; daher darf und kann sie dem kein Haar krümmen, der wahrhaftig Meinen Frieden in seinem Herzen birgt.
Gegen die Welt kämpfen wollen?
Sobald aber jemand sich aus diesem Frieden erheben will und wirft selbst der Welt den Handschuh zum Kampfe hin, da hat er es sich dann nur selbst zuzu-
schreiben, wenn er von der Welt gefangengenommen und mißhandelt wird.
Wer aber wahrhaftig bleibt in Meinem Frieden, der ist geborgen für die Ewigkeit, und kein weltlicher Hauch wird ihm je ein Haar krümmen.
Wer aber die Welt bekämpfen will, der muß sie mit heimlichen Waffen bekämpfen, und diese Waffen sind Meine Liebe und Mein Friede in euch! Jeder aber muß
zuerst mit diesen Waffen die eigene Welt in sich besiegen;
dann erst wird er eben diese Waffen allzeit siegreich gegen die Außenwelt gebrauchen können.
Wahrlich, wer nicht innerlich ein Meister der Welt ist, der wird es äußerlich umso weniger werden!
Jeder aber, der in sich noch einen fluch-ähnlichen Feuereifer verspürt, der ist noch nicht fertig mit seiner eigenen Welt; denn dieser Eifer rührt noch von dem geheimen Zweikampfe zwischen Meinem Frieden und der Welt im Menschen her.
Denn die Welt ist es, die da eifert und richtet und Feuer ruft vom Himmel, um sich dadurch listigerweise für Meine Sache zu maskieren;
Mein Geist aber und Mein Friede eifert nicht, sondern wirkt mächtig im stillen nur und gänzlich unbemerkt von aller Welt und hat kein anderes Außenschild als die Werke der Liebe und in der Erscheinlichkeit die Demut. Wegen der wahren Liebe und Demut aber ist Meines Wissens seit Meinem Johannes her noch nie jemand von der Welt gerichtet worden.
Sehet, darin also besteht der wahre innere Friede und darin auch derjenige mächtige Sieg über die Welt, den Ich selbst erfochten habe! Beachtet demnach diese
Erklärung, so werdet ihr die Welt in euch und jede andere allzeit und ewig besiegen durch Meinen Namen und durch Meinen Frieden! Amen.
<SCHTXT 35/3-5,22-25>
jemand nach seinem Frieden fragen
Jemand um sein Wohlbefinden oder Frieden fragen, bedeutet eine Zusammengesellung in betreff des göttlich himmlischen Zustandes, weil im inneren Sinn
“nach dem Wohlbefinden oder Frieden fragen” soviel ist als über das Leben und dessen Gedeihen und Glückseligkeit fragen. Aber im höchsten Sinn, in dem von dem göttlich Guten und göttlich Wahren gehandelt wird, bedeutet das Fragen um den Frieden die Zusammengesellung in Ansehung des himmlischen Zustandes;
denn im höchsten Sinn bedeutet der Friede den Herrn und daher den Zustand des innersten Himmels, wo diejenigen sich befinden, die in der Liebe zum Herrn
und daher in der Unschuld sind. Sie sind auch wirklich mehr als die übrigen im Frieden, weil im Herrn. Ihr Zustand heißt der göttlich himmlische.
<HG 8665>
Frieden wegnehmen
“Und dem, der darauf saß, ward gegeben, den Frieden wegzunehmen von der Erde” bedeutet das Wort, das infolgedessen nicht verstanden wurde, woraus
Zwistigkeiten in der Kirche entstanden.
Dies erhellt aus der Bedeutung des Sitzenden auf dem rötlichen Pferd, sofern er ist das Wort, das nicht verstanden wird in Ansehung des Guten, denn durch
den auf dem Pferd Sitzenden wird bezeichnet das Wort; durch das Pferd wird bezeichnet das Verständnis desselben; und durch das rötliche Pferd, das in Ansehung des Guten verlorengegangene
Verständnis; daher wird durch den Sitzenden auf dem rötlichen Pferd bezeichnet das Wort, das ebendarum nicht verstanden wird.
Aus der Bedeutung von “den Frieden wegnehmen”, sofern es heißt, daß Zwistigkeiten daraus entstehen, worüber folgt; und aus der Bedeutung der Erde, sofern es die Kirche ist.
Ehe erklärt wird, was der Friede bedeut et, soll etwas davon gesagt werden, daß, wenn das Verständnis des Wortes verlorengegangen ist, Zwistigkeiten in der Kirche entstehen. Durch das Gute wird verstanden das Gute der Liebe zum Herrn und das Gute der Liebe gegen den Nächsten, weil alles Gute Sache der Liebe
ist. Wann dieses Gute nicht beim Menschen der Kirche ist, dann wird das Wort nicht verstanden, denn die Verbindung des Herrn und die Verbindung des Himmels
mit dem Menschen der Kirche ist durch das Gute, daher, wenn das Gute nicht bei ihm ist, so kann keine Erleuchtung stattfinden, denn alle Erleuchtung, wenn
das Wort gelesen wird, ist aus dem Himmel vom Herrn. Findet aber keine Erleuchtung statt, alsdann sind die Wahrheiten, die im Wort, im Dunkeln; daher
entstehen Uneinigkeiten.
Daß das Wort nicht verstanden wird, wenn der Mensch nicht im Guten ist, kann daraus erhellen, daß im einzelnen des Wortes eine himmlische Ehe ist, d.h. die Verbindung des Guten und Wahren, daher, wenn das Gute nicht gegenwärtig ist beim Menschen, der das Wort liest, so erscheint auch das Wahre nicht, denn das Wahre erscheint aus dem Guten und das Gute durch das Wahre.
Die Sache nämlich verhält sich so: In dem Maß, als der Mensch im Guten ist, fließt der Herr bei ihm ein und gibt Neigung zum Wahren und daher Verständnis;
denn das inwendigere menschliche Gemüt ist ganz nach dem Bild des Himmels gestaltet, und der ganze Himmel ist gebildet gemäß den Neigungen zum Guten
und zum Wahren aus dem Guten; daher, wenn das Gute nicht beim Menschen ist, so kann jenes Gemüt nicht geöffnet, geschweige denn zum Himmel gebildet
werden. Es wird gebildet durch die Verbindung des Guten und Wahren. Hieraus kann auch erhellen, daß, wenn der Mensch nicht im Guten ist, die Wahrheiten
keinen Boden haben, darin sie aufgenommen werden sollen, und keine Wärme, durch die sie wachsen sollen; denn die Wahrheiten beim Menschen, der im Guten ist, sind wie die Samen im Boden zur Frühlingszeit; dagegen die Wahrheiten beim Menschen, der nicht im Guten ist, sind wie Samen im Boden, der durch Kälte zusammengefroren ist zur Winterszeit, wo kein Gras, keine Blume, kein
Baum, geschweige denn eine Frucht wächst.
Im Wort sind alle Wahrheiten des Himmels und der Kirche, ja alle Geheimnisse der Weisheit, welche die Engel des Himmels haben, aber keiner sieht sie, der
nicht im Guten der Liebe zum Herrn und im Guten der Liebe gegen den Nächsten ist. Die es nicht sind, die sehen da und dort Wahrheiten, aber sie verstehen sie
nicht; sie haben davon ein ganz anderes Gefühl und eine andere Vorstellung, als die Wahrheiten selbst an sich haben, obwohl sie daher die Wahrheiten sehen
oder wissen, so sind die Wahrheiten bei ihnen dennoch nicht wahr, sondern falsch, denn die Wahrheiten sind nicht wahr, wenn man nur ihren Laut hört und sie
ausspricht, sondern wenn man eine Vorstellung und Gefühl davon hat. Anders ist es, wenn die Wahrheiten dem Guten eingepflanzt sind, alsdann erscheinen
die Wahrheiten in ihrer Form; denn das Wahre ist die Form des Guten.
Hieraus kann man schließen, wie beschaffen das Verständnis des Wortes bei denen ist, die den alleinigen Glauben zum einzigen Heilsmittel machen, und das Gute des Lebens oder das Gute der Liebtätigkeit hinter den Rücken werfen. Die Erfahrung hat gezeigt, daß diejenigen, die sich darin sowohl durch die Lehre als durch das Leben bestärkten, auch nicht eine richtige Vorstellung des Wahren haben. Dies ist auch der Grund, warum sie nicht einmal wissen, was das Gute, was Liebtätigkeit und Liebe, was der Nächste, was Himmel und Hölle ist, daß sie nach dem Tod als Menschen leben; ja, sogar nicht, was die Wiedergeburt, was die Taufe ist und anderes mehr.
Sie sind in einer solchen Blindheit in Beziehung auf Gott selbst, daß sie in Gedanken drei verehren, anstatt einen; nur mit dem Mund verehren sie einen, und daß sie nicht wissen, daß der Vater des Herrn das Göttliche in Ihm ist und der Heilige Geist das Göttliche
von Ihm ist.
Dies wurde gesagt, auf daß man wisse, daß kein Verständnis des Wortes ist, wo nicht das Gute herrscht. Der Grund, warum gesagt wird, daß “dem Sitzenden auf dem rötlichen Pferd gegeben worden sei, den Frieden wegzunehmen von der Erde”, ist, weil der Friede die Zufriedenheit des Gemüts und die Ruhe der Seele infolge der Verbindung des Guten und Wahren bedeutet.
Den Frieden wegzunehmen bedeutet daher, das Unfriedliche und Unruhige infolge der Zertrennung desselben, woraus innerliche Zwistigkeiten entstehen; denn wenn das Gute getrennt ist vom Wahren,
alsdann tritt an dessen Stelle das Böse, dieses aber liebt das Wahre nicht, sondern liebt das Falsche, denn alles Falsche gehört dem Bösen an, wie alles Wahre dem Guten angehört. Wenn daher ein solcher das Wahre im Wort sieht, oder das Wahre
von einem anderen hört, so sträubt sich das Böse seiner Liebe oder seines Willens
dagegen, und dann verwirft er es entweder, oder verkehrt es, oder verdunkelt es durch Vorstellungen aus dem Bösen so, daß er selbst zuletzt nichts Wahres im Wahren sieht, mag es auch noch so wahr lauten, wenn er es ausspricht. Das ist der Ursprung aller Uneinigkeiten, Streitigkeiten und Irrlehren in der Kirche. Aus diesem kann erhellen, was durch “den Frieden wegnehmen von der Erde” hier bezeichnet wird.
Was aber der Friede ist in seinem ersten Ursprung, ist ausführlich gezeigt worden im Werk von Himmel und Hölle, wo gehandelt wurde vom Zustand des Friedens
im Himmel: HH 284-290, daß er nämlich in seinem ersten Ursprung aus dem Herrn ist, in Ihm aus der Vereinigung des Göttlichen Selbst und des Göttlich-
Menschlichen, und von Ihm aus Seiner Verbindung mit dem Himmel und der Kirche, und im besonderen aus der Verbindung des Guten und Wahren bei einem
jeden.
Daher kommt es, daß durch den Frieden im höchsten Sinn der Herr bezeichnet wird, im bezüglichen Sinn der Himmel und die Kirche im allgemeinen, und auch der Himmel und die Kirche im besonderen bei einem jeden.
<EKO 365>
Friedensruhe
Wie die Friedensruhe des äußeren Menschen beschaffen sei, wenn der Kampf oder die Unruhe von den Begierden und Falschheiten aufhört, kann keiner wissen, der nicht den Stand des Friedens kennt. Dieser Stand ist so wonnevoll, daß er alle Vorstellung von Wonne übersteigt; es ist nicht bloß ein Aufhören des Kampfes, sondern es ist ein von inwendigerem Frieden kommendes Leben, das den äußeren
Menschen so anregt, daß es nicht beschrieben werden kann. Glaubenswahres und Liebegutes wird alsdann geboren, das von der Wonne des Friedens sein Leben